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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hältst. Ich habe jedenfalls niemand sonst ein Wort davon verraten. Sie will ihn fertig machen. Und darauf ist sie derart versessen, dass sie sogar freiwillig mit ihm ins Bett geht, nur um ihm immer einen Schritt voraus zu sein.«
    Marty schwieg. Er atmete, als wäre er gerade sechsmal um den Block gerannt. »Du kannst nicht einfach etwas behaupten –«
    »Ist mir klar. Du bist ein Mann mit gesundem Menschenverstand, und du bist schwer zu überzeugen. Deshalb habe ich die hier mitgebracht.« Sie zog die Schwarzweißfotos aus dem Umschlag und reichte sie ihm.
    Marty blätterte sie durch. »O mein Gott.«
    »Hast du’s jetzt begriffen?«
    »Was denkt er sich nur dabei?«
    »Überhaupt nichts. Ihm ist der Verstand zwischen die Beine gerutscht. Hast du wirklich nicht geahnt, dass er sie bumst? Du hast ja auch gewusst, dass er was mit mir gehabt hat.«
    »Schon, aber du hast auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass du scharf auf ihn warst. Nur bei der Sache hier, ich weiß nicht … Müsste ihm nicht jemand sagen, was abläuft?«
    Reba zog die Brauen hoch und sah ihn mit großen Augen an. »Willst du das übernehmen? Ich tu’s nämlich garantiert nicht.«
    »Der arme Kerl.«
    »Von wegen armer Kerl. Soll das ein Witz sein? Wenn er bereit war, mich in die Pfanne zu hauen, warum dann nicht auch dich? Der Punkt ist nur, dass diesmal noch mehr auf dem Spiel steht. Wenn du ihn über Onni aufklärst, verschafft ihm das nur mehr Zeit, um seine Spuren zu verwischen.«
    Marty hielt sein Glas in die Höhe und ließ die Eiswürfel klirren. Der Barkeeper bekam es mit und machte sich gleich daran, ihm einen neuen Drink einzuschenken. »Onni. Ist ja irre. Beck muss voll in die Falle getappt sein.«
    »Ja, klar. Und sobald sie sich ihn greift, schlägt er einen Haken und schiebt das Ganze auf dich. Er wird behaupten, du hättest im Alleingang gehandelt. Er hätte dich nie zu irgendetwas ermächtigt. Du hast es nur von dir aus getan.«
    »Aber es ist seine Unterschrift. Kreditanträge, Gründungspapiere –«
    »Marty, wach endlich auf. Er wird sagen, dass er die finanzielle Seite nie durchschaut hat. Genau deshalb konnte ich mir ja das Geld unter den Nagel reißen. Eigentlich hätte er etwas daraus lernen sollen, aber manche Leute werden eben nie gescheiter. Du hast ihm gesagt, er soll unterschreiben, also hat er unterschrieben. Er hat dir vertraut, und das ist nun der Dank dafür. Schande über ihn. Und ehe du dich’s versiehst, stehst du schon unter Anklage vor einem Bundesgericht.«
    Marty schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Das haut mich total um.« Der Barkeeper brachte ihm seinen Drink. Marty zog die Brieftasche heraus und entnahm ihr zwei Zwanziger.
    »Stimmt so«, sagte er. Als der Barkeeper abzog, hatte Marty sein Glas schon beinahe wieder geleert.
    Während des kurzen Wortwechsels zwischen den beiden Männern warf mir Reba einen Blick zu. Es ist deine Show, dachte ich, ehe sie sich abwandte.
    Sie tätschelte Martys Arm und sprach in forschem Ton weiter.
    »Denk nur mal über die Konsequenzen nach. Weiter verlange ich ja gar nichts. Selbst wenn du zu dem Schluss kommst, dass ich mir das alles aus den Fingern sauge, kann es nicht schaden, wenn du dich absicherst. Wenn nämlich erst einmal die Vorladungen ausgestellt und sämtliche Haftbefehle vollstreckt sind, hast du Pech gehabt. Aber falls du jetzt noch mal nach oben gehst, könnten wir zwei uns doch anschließen, oder?«

19
    Ich war schon öfter am Eingang zu Becks Bürogebäude vorübergegangen, ohne es wirklich wahrzunehmen. Die Fassade war dicht mit Efeu bewachsen und fügte sich nahtlos in die architektonische Vorspiegelung einer alten spanischen Stadt ein. Vor dem Haus hatte man blühende Bäume gepflanzt. Links vom Eingang befanden sich direkt nebeneinander liegende Treppen und Rolltreppen, über die man das Parkhaus an der Ecke des Einkaufszentrums erreichte. Ein Geschäft für feudales Reisegepäck nahm einen Teil des Erdgeschosses ein und bezahlte Beck vermutlich einen Riesenbatzen an feudaler Miete.
    Wir stießen eine gläserne Doppeltür auf, die lautlos hinter uns zufiel. Fenster erstreckten sich über alle vier Etagen bis zu dem schrägen Glasdach. Das Atrium war rechteckig und mit gesprenkeltem, rosafarbenem Granit ausgekleidet. Böden und Wände bildeten eine harte Leinwand, auf der sich je nach Tageszeit natürliches oder künstliches Licht abzeichnete. Hoch oben an der Wand hing eine Uhr mit langen Messingzeigern und Messingscheiben von fünfzehn

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