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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Ihnen, mir reicht’s«, erklärte ich. Ich drehte den Zündschlüssel um, legte den ersten Gang ein und fuhr rückwärts aus der Parklücke.
    »Wollen Sie Ihre Tasche denn nicht wieder?«
    »Jetzt nicht. Jetzt bringe ich Sie nach Hause.«
    »Dann eben morgen früh, und ich schwöre Ihnen, dass die Sache damit erledigt ist, okay? Ich hole Sie um acht ab.«
    »Warum denn so früh? Morgen ist Samstag. Das Einkaufszentrum öffnet erst um zehn.« »Da sind wir schon lang wieder weg.«
    »Nachdem wir was getan haben?«
    »Das sehen Sie dann schon.«
    »Ausgeschlossen. Ohne mich.«
    »Wenn Sie nicht mitkommen, mache ich es eben allein. Weiß Gott, was für Schwierigkeiten ich mir dabei einhandle.«
    Am liebsten hätte ich entnervt die Augen geschlossen, doch ich fuhr gerade die Rampe zur Ausfahrt hoch und wollte in meiner Eile, die Tiefgarage zu verlassen, nicht irgendetwas rammen.
    An der Chapel bog ich rechts ab. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Reba etwas aus der Jackentasche zog. »Mann, das ist ja cool«, sagte sie.
    »Was?«
    »Jetzt habe ich doch etwas gestohlen. Ich böses Mädchen.«
    »Haben Sie nicht.«
    »O doch. Die hier gehören Beck. Ich habe sie in seinem Schreibtisch in so einer albernen Geheimschublade gefunden. Anscheinend hat er vor, sich von hier zu verdrücken, der kleine Scheißer.« Sie hielt einen Pass, einen Führerschein und verschiedene andere Dokumente in die Höhe.
    Abrupt fuhr ich an den Straßenrand, was den Fahrer hinter mir so massiv verärgerte, dass er sich auf die Hupe lehnte und eine obszöne Handbewegung machte. »Geben Sie mir die«, verlangte ich und griff nach den Sachen.
    Sie hielt die Papiere so, dass ich sie nicht erreichen konnte.
    »Moment mal. Das hier ist wirklich erste Sahne. Ein Pass, eine Geburtsurkunde, ein Führerschein und Kreditkarten. ›Garrison Randell‹ mit einem Foto von Beck. Das muss eine Stange Geld gekostet haben.«
    »Reba, was glauben Sie, was passiert, wenn er merkt, dass das Zeug weg ist?«
    »Wie soll er das erfahren?«
    »Vielleicht dadurch, dass er sofort, wenn er wieder im Büro ist, in der Schublade nachsieht? Das hier ist seine Fluchtversicherung. Wahrscheinlich kontrolliert er zweimal am Tag, ob die Papiere noch da sind.«
    »Da haben Sie Recht«, gab sie zu. »Aber warum soll er ausgerechnet mich verdächtigen?«
    »Er braucht Sie gar nicht zu verdächtigen. Er braucht lediglich dahinter zu kommen, wer im Büro gewesen ist. Wenn er erst einmal Marty im Visier hat, sind Sie dran. Marty hält für Sie nicht den Kopf hin. Sie wandern wieder in den Knast.«
    Sie überlegte. »Na gut. Ich lege alles wieder in seinen Schreibtisch, wenn ich Onnis Schlüssel zurückbringe.«
    »Danke«, sagte ich, aber ich wusste, dass ich sie nicht beim Wort nehmen konnte.
    Ich setzte sie zu Hause ab und betrat um Viertel nach elf meine Wohnung. Das rote Lämpchen an meinem Anrufbeantworter blinkte. Vermutlich Cheney. Allein der Gedanke hatte schon etwas Erotisches, und wie ein pawlowscher Hund hätte ich als Reaktion darauf beinahe gewinselt. Ich drückte die Taste und vernahm seine Stimme. Zehn Wörter. »Hey, Babe. Ruf mich an, wenn du nach Hause kommst.«
    Ich wählte seine Nummer. »Hey, du«, sagte ich, als er sich meldete. »Hab ich dich geweckt?«
    »Macht nichts. Wo warst du denn?«
    »Mit Reba unterwegs. Ich habe jede Menge zu berichten.«
    »Gut. Komm her und bleib über Nacht«, schlug er vor. »Ich mache dir arme Ritter zum Frühstück, wenn du brav bist.«
    »Ich kann nicht. Sie holt mich morgen früh um acht hier ab.« »Wieso das?«
    »Ist ’ne lange Geschichte. Erzähl ich dir, wenn wir uns sehen.«
    »Und was hältst du davon, wenn ich dich abhole und dich morgen früh rechtzeitig wieder nach Hause bringe?«
    »Cheney, ich kann selbst fahren. Du wohnst nur zwei Meilen weit weg.«
    »Ich weiß, aber ich will nicht, dass du zu so später Stunde allein durch die Gegend kurvst. Die Welt ist gefährlich.«
    Ich lachte. »Läuft das jetzt so weiter? Du gibst den großen Beschützer, und ich bin fügsam wie ein Lämmchen?«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann hole ich dich in zehn Minuten ab.«

20
    Ich setzte mich draußen an den Randstein und wartete auf ihn, nachdem ich in ein schwarzes T-Shirt mit Rollkragen und einen meiner neuen Röcke geschlüpft war. Es war der dritte Abend in Folge, an dem ich ihn sehen würde. Wie bei einer Glückssträhne am Würfeltisch musste es zwangsläufig irgendwann damit vorbei sein. Schwer zu sagen, ob

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