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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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mich dann aber doch übers Treppengeländer zu ihr herab.
    »Sie können Kaffee aufsetzen, wenn Sie rauskriegen, wie«, rief ich ihr zu.
    »Nicht nötig. Wir fahren bei McDonald’s vorbei.«
    »Abgemacht.«
    Ich drehte eine verkürzte Runde durchs Badezimmer, ehe ich in Jeans, T-Shirt und Turnschuhe schlüpfte. Dann fischte ich Geldbörse und Autoschlüssel aus der braunen Papiertüte und war damit nach nur sechs Minuten bereit, das Haus zu verlassen.
    Wir bestellten uns am Drive-In-Schalter zwei Riesenbecher Kaffee und vier Egg McMuffins mit zusätzlichen Salztütchen und frühstückten auf dem Parkplatz. Genau wie ich aß Reba, als kämpfe sie um einen Geschwindigkeitsrekord. »Das Zeug schimpft sich ja nicht umsonst Fast Food«, erklärte sie mit vollem Mund. Einige wenige Minuten schwiegen wir, ganz in unser Essen vertieft.
    Als wir fertig waren, packten wir unseren Müll zusammen und stopften alles in die Tüte, die Reba anschließend in hohem Bogen in den Container auf dem Gehweg warf. »Zwei Punkte«, rief sie. »Einwandfrei.«
    Während ich meinen Kaffee trank, beugte sie sich zum Rücksitz und holte drei zusammengerollte, von Gummibändern gehaltene Zylinder mit Architekturzeichnungen nach vorn. Sie streifte sich das Gummiband übers Handgelenk, um es nicht zu verlieren, ehe sie das erste überdimensionale Blatt aufrollte und es übers Armaturenbrett breitete. Das Papier an sich war von einem weißlichen Blau, während die Räumlichkeiten mit blauer Tinte eingezeichnet waren. Die Legende am unteren Rand lautete: BECKWITH-HAUS, 25.3.81.
    »Das sind die alten Bauzeichnungen. Ich hoffe, sie sagen uns, was Beck versteckt und wo er es versteckt hält.«
    »Wo haben Sie die her?«
    »Wir hatten mehrere Sätze im Büro – alles, angefangen von den Plänen für den Rohbau bis hin zu den Plänen für die Installationen, für Heizung und Klimaanlage, die technische Gebäudeausrüstung, was das Herz begehrt. Jedes Mal, wenn der Architekt Änderungen vorgenommen hat, hat er für alle aus der Firmenleitung neue Zeichnungen ausgedruckt. Beck hat gesagt, ich soll sie wegwerfen.«
    »Und Sie haben Sie in weiser Voraussicht behalten? Ich bin beeindruckt.«
    »Weise Voraussicht würde ich es nicht nennen. Ich bin einfach gern informiert. Es ist, wie wenn man Röntgenbilder betrachtet – überall Risse und Knochen, wo man sie am wenigsten erwartet. Da, sehen Sie sich die mal an, dann können wir unsere Eindrücke austauschen. Mir ist nämlich gestern Abend klar geworden, dass wir es völlig falsch angefangen haben.«
    Sie reichte mir den zweiten Packen Zeichnungen auf Blättern, die etwa 45 mal 60 Zentimeter maßen. Ich rang das erste Blatt in eine halbwegs flache Position nieder und studierte die Details. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte die Zeichnung etwas mit dem Wartungseingang und den Räumen für die Stromversorgung zu tun, da sie anzeigte, wo der Stromzähler, das Transformatorgewölbe, die Schaltzentrale, die Sicherungskästen sowie einzelne Schaltkreise lagen. Die Bauschaltpläne bestanden aus Kreisen und Wellenlinien und zeigten die Abstände zwischen Steckdosen und Schaltern.
    Das nächste Blatt war interessanter. Es sah aus wie ein Ausschnitt einer Ecke des Gebäudes vom Dach nach unten betrachtet. Der Legende unten auf der Seite zufolge entsprach jeder Achtelzoll einem Fuß in der Realität. Der Architekt hatte jedes Detail der Zeichnung mit jenen handschriftlichen Blockbuchstaben beschriftet, die offenbar jeder Architekturstudent gleich am ersten Tag seines Studiums lernen muss. Reba sah zu mir her.
    »Sie haben zur Stabilisierung einen festen Kern verwendet, der durch die Mitte des Gebäudes verläuft – eine Art Turm, in dem Toiletten, Treppen und Aufzüge untergebracht sind. Jedenfalls haben sie über Kreuzverspannungen und Querfüllungen geredet, was immer das sein mag.«
    Ich erkannte die Betonsäulen, die Position vorgegossener Gewölbeplatten aus Beton, das Fundament aus nicht unterkellerten Fußbodenplatten und Betonpfeilern, das von einer Verbindung aus Trockenmauern und Stahlbolzen gestützt wurde. Ich versuchte den Zusammenhang zwischen den Linien auf dem Blatt und den Räumen, die ich gesehen hatte, herzustellen. Die detaillierte Zeichnung des Dachs zeigte zum Beispiel die Mechanik der Aufzuganlage an ungefähr der gleichen Stelle, wo der unecht aussehende Gärtnerschuppen stand. Reba legte einen Finger auf die Seite. »Das gefällt mir nicht. Auf der anderen Zeichnung sind die Aufzüge auf

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