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Kiosk

Kiosk

Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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mal um, kämpft nur mit der Tüte. Gott, ist der Mann ein Arschloch, so viel Körper und so wenig Hirn, Arschloch. Und das will sie ihm sagen. Erst als sie kurz hinter ihm ist und es ihm sagt, dreht er sich um. Auch so ’n Herzkönig.
    Kwiatkowski ist ein bulliger, braungelockter Mann mit eckigem Gesicht, dem Kreuz eines Lastschleppers und barocken Hüften, fehlt nur die Wolle am Kinn, dann könnte er einen von den drei Musketieren spielen. Sie weiß nicht mehr, was sie dann noch so gesagt hat, nur daß an seinem Daumen ein Schild gebaumelt hat. Aushilfe gesucht oder so. Und dazu die Walküren.
    Karla springt auf. Sie ist wieder in ihrem Badezimmer angekommen. Das Frotteetuch gleitet von ihren Hüften, der Welpe spielt Beute damit. »Scheiße, ich hab den Job angenommen«, kreischt Karla fast, »im Kiosk!« Der Welpe erschrickt und unterwirft sich mit Hundeblick.
    »Wenn du so weitermachst, endest du als Heringsverkäuferin«, tönt ganz nah an ihrem Ohr die Mutter. »Und glaub ja nicht, daß dir dabei irgendein Mann aus der Patsche hilft.« Heringsverkäuferin hat sie immer gesagt, wenn sie mit Karlas Leistungen nicht zufrieden war oder Karla die feine Grenze jenes Schutzraums zu übertreten drohte, den die Mutter um sie und sich selbst errichtet hatte. Heringsverkäuferin.
    »Nach allem, was ich für dich getan habe.«
    Und kein Mann, der ihr da raushilft. Das hat sie nun geschafft. Nur daß es keine Heringe sind, die sie verkaufen wird, sondern Kamelle, wie man im Rheinland die Bonbons nennt. Und Kamelleverkäuferin klingt noch viel lächerlicher als Heringsverkäuferin.

4
    K wiatkowski füllt die Bonbongläser nach. Der Geruch von synthetischem Erdbeeraroma steigt ihm in die Nase, er denkt an den betrunkenen Engel und ärgert sich. »
    Wann wollte die denn kommen?« fragt Lenchen und steht im Vorhang zum Bierraum.
    »Keine Ahnung, so genau haben wir das nicht besprochen«, brummt Kwiatkowski.
    »Die kommt nicht«, sagt Lenchen. »Wenn was ist, ich bin hinten.«
    Kwiatkowski nickt. Schöne Scheiße, auf die er sich da eingelassen hat, als suche er dringend eine Aushilfe.
    »Machste mal drei Kaffee?« bestellt der Dachdecker vor dem Fenster. »Die Plörre im Drogeriemarkt ist echt eklig.«
    Kwiatkowski dreht den Kopf. »Du weißt doch, was Lenchen gesagt hat, kein Kredit, bis euer Deckel glatt ist.«
    »Tja, ist ’ne richtige Geschäftsfrau, was? Aber laß mal, den Kaffee bezahl ich bar. Kalle, tu mal die leeren Flaschen raus.« Haben sie eben aus den Glascontainern gesammelt. Manche Deppen schmeißen doch tatsächlich Pfandflaschen rein, sogar leere Colaflaschen zu siebzig Pfennigen das Stück. Kwiatkowski zählt das Pfand ab, nickt.
    »Kaffee mit was drin?«
    »Einmal schwarz, einmal Milch, Zucker und für mich wie üblich.«
    Kwiatkowski stellt das Glas mit den Schaumzuckerbeeren auf die Eistruhe, greift sich drei Plastikbecher und schenkt ein. Der Kaffee riecht verbrannt. »Stand zu lange auf der Heizplatte. Geb ich euch für fuffzig den Becher.«
    »Danke, bist ein echter Kumpel.« Buddys rechte Hand schnellt vor, darin hält er den blauen Margaritenkranz. »Da.« Kwiatkowski reicht die Becher über die Zeitungsstapel, wischt sich die Hand an der Hose ab und betrachtet den Kranz.
    »Für mich?«
    »Nee«, sagt der Dachdecker. »Kleine Aufmerksamkeit für Frau Lena.«
    »Für dem Jakob sein Grab«, mischt sich Kalle ein, der immer vorlauter wird heute morgen. Kwiatkowski nimmt den Kranz und legt ihn neben den Kasseneinsatz mit dem Wechselgeld. »Guter Versuch«, sagt er. »Aber euren Deckel solltet ihr trotzdem so schnell wie möglich abzahlen.«
    Der Dachdecker kneift die Augen zusammen und schlürft den verbrannten Kaffee. »Haste den Bauleiter vom Krahwinkel heute schon gesehen?«
    »Ging eben längs. Ist, glaub ich, nebenan auf dem leeren Grundstück verschwunden. Scheint, der Krahwinkel hat was damit vor.«
    »Na, dann werd ich mal«, sagt der Dachdecker, leert entschlossen seinen Becher und zerdrückt ihn mit lautem Knacken.
    »Viel Glück.«
    »Man sieht sich.«
    Kalle und Buddy gehen rüber zur Metzgerei, sie können den Eierlikör schlecht vor Lenas Bude in ihre Becher kippen. Gerade treten sie auf die Fahrbahn, als ein Hund auf sie zuläuft und nach ihnen schnappt. »Ey, das Fräulein. Hallo auch und war echt nett von Ihnen mit dem Kranz«, sagt Kalle. »Das hier is übrigens der Kiosk vom toten Jakob.«
    Karla greift sich wortlos den Hund und tritt ans Fenster. »Hallo, ich bin’s. Ich bin wegen

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