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Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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es auf den Tisch neben die Zeichnungen.
    »Ach, das Fräulein«, sagt er. »Hübsch, wußte gar nicht, daß du so was kannst. Im Sommer könntest du vorm Dom mit so was jede Menge Kohle abgreifen. In Paris machen die das, ich war mal da, weißte. Das da sieht ihr richtig ähnlich.«
    Kwiatkowski schiebt die Zeichnungen über die Tischkante auf den Boden, betrachtet den Schatz. »Wo hast du das her?«
    »Is nicht geklaut«, wehrt sich der Dachdecker reflexhaft. »Ich klau nämlich nicht, nur der Kalle.«
    Kwiatkowski bietet ihm eine Zigarette an.
    »Nee, geht nicht mehr, wegen dem Magen. Gibt’s Bier? Warm?«
    »Kannst ’nen Rotwein haben.«
    Der Dachdecker bejaht mit Kennermiene. »Auch nicht schlecht.«
    Kwiatkowski schenkt zwei Gläser ein. Setzt sich aufs Sofa. »Also? Wo hat der Kalle das Ding geklaut?«
    »Ach was, du verstehst Bahnhof. Kalle hat gar nix damit zu tun. Für so was hat der keinen Blick. Buddy hat’s gefunden, drüben auf dem Trümmergrundstück, in so 'ner Art Stauraum. Lauter alte Koffer und das hier. Ein Glück, daß der Bagger noch nicht da war, hätt alles glatt platt gemacht.«
    Kwiatkowski lehnt sich ins Polster, trinkt, denkt nach. »Das ist von Krahwinkels Trümmergrundstück?«
    »Was is so was wert? Ich mein, wenn man’s ein bißchen poliert. Ist, glaube ich, Messing vergoldet, aber auch Kunst, oder? Die ganzen Schnörkel und so.« Er dreht den Kopf und sieht Kwiatkowski neben seiner Drahtpuppe. Fragt sich, ob der so was wirklich zu schätzen weiß.
    »Tut mir leid, Kollege, aber es ist nicht soviel wert, wie du denkst. In Geld, meine ich. Davon gibt’s viele. Gab’s viele. Jahrhundertwende, würde ich tippen, eher später.«
    Der Dachdecker ist enttäuscht, läßt aber nicht locker. »Also, ich hab so 'n Ding noch nie gesehen.«
    »Das glaube ich«, schnaubt Kwiatkowski. »Aber mach dir nichts draus, ich kauf dir das Ding ab.« Der Dachdecker wirft ihm einen mißtrauischen Blick zu. »Mir wäre es, sagen wir, zweihundert wert.«
    »Zweihundert?« „Wo soviel drin ist, muß mehr drin sein. »Du machst Witze.«
    »Das ist zweimal soviel, wie du woanders bekommst, und dafür läufst du dir die Hacken platt, das versprech ich dir.«
    Der Dachdecker lehnt sich schwer in den Stuhl, das Holz der Lehne knackt hart. »Ha. Erwischt. Wenn es zweimal soviel wert ist, warum zahlst du das dann freiwillig? Bist doch kein Depp.«
    »Und kein Feilscher. Mir ist es soviel wert. Kapiert?«
    Der Dachdecker zögert. Zweihundert. Soviel bringen die läppischen Rohre in zwanzig Jahren nicht. Und bis jetzt hat der Kwiatkowski ihn noch nie betuppt. »Haste denn soviel da?«
    Kwiatkowski nickt und geht zu einer Kleiderstange, auf der seine Klamotten hängen. Er wühlt in verschiedenen Taschen, bis er das Geld zusammen hat. Hier steckt was und da was. Zerknüllte Scheine, aber alle echt. Der Dachdecker streicht sie auf dem Tisch vor sich glatt, zählt nach, wirft noch einen Blick auf das Kaufobjekt. So toll sieht es wirklich nicht aus. Er faltet das Geld, steht auf und will gehen.
    »Gib dem Buddy was ab, hörste?«
    Der Dachdecker steht schon in der Tür. »Aber immer, kennst mich doch.«
    »Noch eins«, ruft ihn Kwiatkowski zurück. »Du kannst schwören, daß das Ding von drüben stammt?«
    »Klar.« Der Dachdecker zögert kurz. »Ist ein Fundstück, klar? Fundstück. Gehört ja wohl keinem mehr. War reiner Zufall, und der Buddy hat’s entdeckt, nicht ich. Was soll ich da groß schwören?«
    Kwiatkowski nickt kurz. »Kein Grund zur Panik. Könnte nur sein, daß der Krahwinkel nicht eben froh ist, wenn er davon erfährt.«
    »Hey, du hast eben selbst gesagt, soviel is es nicht wert. Was sind für den schon hundert Schleifen? Kleingeld, da wird er doch keinen Aufstand für machen, außerdem weiß er ja nix davon. Was soll’s? Jetzt gehört’s dir.« Der Dachdecker wirft einen verschlagenen Blick Richtung Kwiatkowski. »Kannste ja einem von deinen Drahtheinis in die Pfoten klemmen und Kerzen reinstecken.«
    »Keine so schlechte Idee.« Der Künstler grinst. »Du hast richtig Kunstverstand.« Der Dachdecker läßt in der Hosentasche die Scheine knistern und verschwindet.
    Kwiatkowski sitzt nur da, raucht und betrachtet das Fundstück. Könnte sein, daß das die Lösung ist, denkt er. Zumindest wäre es eine Möglichkeit, dem Krahwinkel Sand ins Getriebe zu streuen. Der Antiquar könnte es wissen oder die Quittländer. Fragt sich nur, ob die bereit sind, darüber zu erzählen. Immerhin, kleiner

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