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Kiosk

Kiosk

Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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beruhigt sie. Zwischen dem Eis liegt eine steifgefrorene Forelle, die Lena heute abend für beide braten will, starrt Karla an, und Karla starrt zurück.
    Wird wohl nicht gern gelobt, denkt sich Lenchen und fängt an, die junge Frau zu mögen.
    Die Quittländer tritt ans Fenster. »Was für 'n herrliches Wetterchen heute. Fast schon Sommer.« Karla schiebt die Truhendeckel krachend zu und geht forsch nach vorn.
    »Guten Tag, darf’s was sein?«
    Rose Quittländer steht einfach da und schaut sich auf dem Kattenbug um, als müsse sie ganz hinten am Horizont nach feindlichen Segelschiffen Ausschau halten. Weit weg von hier. Also ist sie doch schon vertüddelt, denkt Karla.
    »Der Jakob hat ihr sonntags immer einen Kaffee spendiert«, souffliert Lenchen so leise und deutlich wie möglich vom Weinregal her. Karla wendet ihr das Gesicht zu und lächelt ein bißchen. »Die ist ziemlich ausgefuchst, hm?«
    Lena muß auch lächeln. »Schrappig wie Sandpapier«, sagt sie verschwörerisch. Jetzt, wo sie den Kiosk verkauft, darf sie endlich eine Meinung haben über ihre Kundschaft. Wirklich wahr, die Quittländer ist geizig wie ein abgenagter Knochen, war nie ein Geschäft mit zu machen. Für ihre drei Eier pro Woche zahlt sie mit gesammelten Pfennigstücken in einem Plastiktütchen, und das Tütchen will sie hinterher zurück.
    Karla schenkt einen Kaffee ein. »Möchten Sie auch einen, Frau Quittländer? Ist gerade frischer da. Ich lad Sie ein, ist schließlich Sonntag.« Sehr diplomatisch, findet Lenchen.
    Rose Quittländer tut, als erwache sie aus einem melodiösen Traum, sie zuckt fast erschrocken, setzt einen staunenden Blick auf – ein gespieltes »Nanu?« –, den hält sie einige Sekunden, dann schaut sie sehr nachdenklich, als gehe sie mit sich zu Rate, und sagt dann fast bedauernd: »Ja, wenn Sie einen übrig hätten, warum dann nicht.« Sie stellt ihre weiße Handtasche ab, knipst sie auf und nestelt nach einem Tempo. Karla greift ein zweites Mal zur Kanne. »
    Viel Milch, drei Zucker und so 'n kleinen Löffel zum Umrühren«, bestellt Rose nachdrücklich.
    Typisch Quittländer, denkt Lena, den kostenlosen Plastiklöffel will sie natürlich auch, nur nichts umkommen lassen. Mit einem Klauengriff, sie hat Arthritis, nimmt die alte Frau den Becher entgegen und stellt ihn auf das Tempo in ihrer Handfläche.
    »Is immer bißchen heiß so im Plastikbecher«, erklärt sie. Sie pustet ausführlich, rührt, nippt, trinkt endlich mit genüßlichem Schlürfen. »Hach, tut das aber gut.« Sie setzt den Becher ab und sucht wieder nach feindlichen Segelschiffen, entdeckt auch eins.
    »Ach, guck mal einer. Da kommt der kleine Krahwinkel längs. Vorlauter Fetz, war immer schon lästig, sogar seinem Vater. Macht den ganzen Kattenbug kaputt mit seinem Unsinn. Haben Sie das nebenan gesehen? So verwüstet sah das die ganzen Jahre nicht aus. Nur gut, daß dem der Kiosk nicht gehört. Das wär was. Der Jakob würde sich im Grab rumdrehen. Ach was, glatt aus dem Sarg auffahren würde er.«
    Lenchen stellt ungeschickt eine Flasche ab, sie geht klirrend zu Bruch, Rotwein pladdert auf den Boden. »Nicht schlimm, ist nur Rebellenblut zu vierneunzig«, sagt Lenchen hektisch. »Ich hol mal 'nen Lappen und das Kehrblech aus der Küche«.
    Rose schickt ihr einen alarmierten Blick hinterher. »Wäre eine Schande, wenn der Krahwinkel den Kiosk auch noch bekäme. Irgendwann muß ja mal Schluß sein.«
    Krahwinkel telefoniert. Sie hören seine erregte Stimme lange bevor er den Kiosk erreicht. Es geht immer noch um den Bagger. Karla setzt wieder dieses Lächeln auf, das Kwiatkowski so verärgert. Lena verharrt lauschend hinter dem Vorhang zum Bierraum. Auf das Gezeter der Quittländer kann sie verzichten, hoffentlich hält der Krahwinkel sein lautes Maul, der Verkauf soll still und schnell vonstatten gehen.
    »Ist die Lena da?« dringt Krahwinkels mißmutige Stimme zu ihr durch den Vorhang. Er kennt eigentlich nur zwei Tonlagen – schlecht gelaunt und gierig. Kann sein, daß er sich mal entspannt, wenn der Alte endlich tot ist. Sie linst durch einen Spalt. Die Quittländer hat es sich so richtig bequem gemacht, lehnt an dem Mauervorsprung vor der Theke, rührt den Kaffee und spielt alte Dame, bißchen vertüddelt. Von wegen.
    »Nein«, antwortet Karla. »Lena ist hinten. Wollen Sie zu ihr in die Küche?«
    Lena atmet erleichtert auf, kluges Mädchen, sehr diskret, denkt richtig mit.
    »Ist nicht so wichtig. Aber wo ich schon mal hier bin, wann

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