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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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habe den halben Tag verschlafen, wenn du es genau wissen willst.«
    »Selbst schuld«, gab Britta frech zurück. »Du, ich war heute bei der Polizeipressekonferenz. Die behaupten, die Italienerin sei in den Fluss gefallen, vermutlich hätte sie einen Herzanfall oder so gehabt.« Britta pausierte gekonnt. »Stimmt das?«
    »Ich war heute bei Uttenreuther«, sagte Katinka. »Es scheint tatsächlich so zu sein. Steht im Autopsiebericht.«
    »Eigenartig, oder?«, insistierte Britta.
    »Schon. Es wirkt seltsam, wenn eine junge Frau mitten in der Stadt einen Herzanfall bekommt und dann in den Fluss stürzt. Aber die Autopsie hat genau das erbracht. Sie starb nicht im Wasser.«
    »Das haben die heute auch gesagt«, erwiderte Britta. »Wollen die nicht sagen, dass sie ermordet wurde?«
    »Klar nicht«, sagte Katinka wahrheitsgemäß. »Stell dir die Aufregung vor, und jetzt beginnt die 5-Tage-Sause.«
    »Die Polizei braucht uns mal wieder, um Zeugen aufzutreiben, die gesehen haben, wie die Frau ins Wasser stürzte«, beschwerte sich Britta.
    »Die nächsten Tage melden sich nur Besoffene, die außer gelben Schaumkronen nichts mehr erkennen können.«
    Sie kicherten beide.
    »Ist Melissa schon da?«, wollte Britta wissen.
    »Allerdings.«
    »Und ihr habt euch schon nach allen Regeln der Kunst beleidigt und gepiesakt.«
    »Wie du nur darauf kommst.«
    »Wie lange bleibt sie?«, wollte Britta wissen.
    »Sie behauptet, bis Montag. Eine versaute Sandkirchweih.«
    »Was Neues in deinem Fall?«
    »Ich bin heute abend im Stilbruch mit einem eventuell brauchbaren Informanten verabredet.«
    »Im Stilbruch ?« Britta lachte ungläubig. »Falls du überhaupt noch bis dahin kommst.«
    Katinka fuhr sich durchs Haar. Sie hatte ganz vergessen, dass die Kneipe mitten in der Sandstraße lag und der Weg dahin von Menschenmassen verstopft sein würde.
    »Ich nehme Melissa als Rammbock mit«, sagte sie.
    Hoffentlich streite ich nicht als nächstes mit Britta, dachte Katinka verzweifelt, als sie eingehängt hatte. Das fehlte mir gerade noch.
    Melissa spazierte frisch geschminkt aus dem Bad. Sie trug ein geripptes, gerade geschnittenes Kleid in Himbeerrot. Ihr Po drückte sich deutlich auf dem Stoff ab.
    »Deine Waschmaschine sieht aus, als hätte sie nasse Wäsche im Bauch«, sagte Melissa versöhnlich.
    »Ach du Schande!« Katinka lief ins Bad. Ihre Sachen kamen reichlich verknittert zum Vorschein. Schnell hängte sie sie auf die Leine. Melissa half ihr.
     
    Nachdem sie ihre Pizza verspeist hatten, mahnte Katinka zum Aufbruch.
    »Aber es ist erst sieben«, protestierte Melissa. Sie hatte ihr strähniges Haar zu einem Knoten gefaßt. Katinka musste zugeben, dass sie gut aussah.
    »Warte ab und schau dir erstmal an, was da draußen los ist! Vorsicht mit Geld und Wertsachen!«
    »He, ich habe in New York gelebt.«
    Katinka nickte. Sie drückte Melissa ihren Zweitschlüssel in die Hand: »Nur für den Fall, dass wir uns im Gedränge verlieren.«
    Dann suchte sie ihre Bauchtasche heraus, in die sie Geld, Ausweis und Handy steckte. Die Tasche war so flach, dass sie sie unter den Hosen tragen konnte. Ihr Notizbuch und ein paar Stifte stopfte sie in eine kleine Basttasche, die sie quer über die Schulter hängte.
    »O.k. Los.«
    Es mochte sein, dass die Mammutjäger früherer Zeiten etwas ähnliches gespürt haben, wenn sie zur großen Hatz aufbrachen: Herzklopfen, lichte Erwartung. Das Adrenalin ist schuld, dachte Katinka. Sie marschierten mit hundert anderen durch die Lange Straße. Niemand kam ihnen entgegen.
    »Verrückt«, murmelte Melissa. Dann kreischte sie begeistert auf.
    »Gebrannte Mandeln. Popcorn. Und diese Gummischlangen. Schau mal. Katinka, erinnerst du dich?«
    Sie war hin und weg. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester schien sie sich gerne an ihre Kindheit zu erinnern. Katinka musste grinsen. Sie mochte den Geruch der Süßigkeiten, aber Appetit hatte sie nicht wirklich darauf. Melissa kam mit einer Tüte Apfelschnüre zurück.
    »Ich habe wirklich ganz vergessen, dass es so was gibt«, rief sie. Katinka schob sie weiter über die Obere Rathausbrücke. Es war kaum durchzukommen. Wer über eins achtzig groß war, genoss die Aussicht auf das festlich geschmückte Klein Venedig. Ein paar Kajakfahrer paddelten im Fluss herum, einige erprobten sich an den Schnellen wenige Meter flussaufwärts. Eine attraktive Beschäftigung bei der Hitze, dachte Katinka. Sie hatte keine Zeit mehr gehabt, zu duschen, und fühlte sich schmierig und

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