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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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verklebt. Erstaunt beobachtete sie Melissa, die sich entspannt durch die Massen schob und genüsslich ihre Schnüre verspeiste.
    Sämtliche Bierbänke zwischen den Buden waren besetzt. Die Hitze und der Alkohol hatten den ersten Besuchern schon zugesetzt. Mit hochroten Köpfen stemmten sie ihre Krüge. Katinka dirigierte Melissa nach rechts. In der Dominikanerstraße war kein Durchkommen mehr.
    »Hier geht’s ja wirklich rund«, schrie Melissa durch den Lärm. Katinka nickte. Sie fühlte sich unwohl. Immerhin steckten sie unter freiem Himmel fest, aber sie fragte sich, was bei einer Massenpanik geschehen würde. Unwillkürlich dachte sie an die Regenschirmlegende. Wer auch immer das Ricinkügelchen in Antonellas Bein platziert hatte – die Sandkirchweih war ein ideales Experimentierfeld für Giftmischer, eine Art Freiluftlabor. Ka-tinka fasste sich an den Hals. Mit der anderen Hand hielt sie ihre Basttasche fest.
    »Wo geht’s lang?«, brüllte Melissa ihr zu.
    Katinka wedelte mit der Hand.
    »Geradeaus!«
    Am Katzenberg verteilte sich die Menge ein wenig. Ein Strom zweigte in die Kasernstraße Richtung Flußufer ab, die Klaustrophobischen erklommen die Treppen zum Dom.
    »Wow!«, machte Melissa. »Das habe ich mir nicht so romantisch vorgestellt. Wo gehen wir jetzt weiter?«
    »Ich bin im Stilbruch verabredet.« Katinka wies die Sandstraße entlang. »Da rein.«
    »Da kommen wir nie durch!« Melissas Worte wurden von einer Band übertönt, die die Nüchternen in Stimmung bringen wollte. Katinka schwirrte der Kopf. Es war halb acht. Sie würde für die fünfzig Meter zum Stilbruch mindestens noch eine halbe Stunde brauchen. Sie sehnte sich nach ihrer Wohnung, nach ihrem Büro, sogar nach Hardos Büro. Entschlossen schob sie Melissa weiter. Vor dem Haus zum Rebstock drängten sich die Freaks, die ins Hemingsway’s wollten. Katinka hob den Blick und starrte auf die bunten Wimpel, die vor dem blauen Himmel im letzten Sonnenstrahl glänzten. Wie schnell es Ende August doch dunkel wurde. Sie wurde gegen eine Frau in einem fast durchsichtigen Kleid geschoben.
    »Entschuldigung«, sagten sie beide zugleich und grinsten sich an.
    »Interessant, wenn man mal die neueste Dessousmode zu sehen kriegt, und zwar direkt am Menschen«, schrie Melissa Katinka zu. Sie war abgedrängt worden und steckte irgendwo links von ihr fest. Katinka streckte den Arm nach ihr aus und packte ihre Hand.
    »Bleib mal in meiner Nähe.«
    Die ersten Glasscherben häuften sich auf dem Asphalt.
    »Keine Bange!«, murrte Melissa.
    Kurz nach acht hatten sie sich zum Stilbruch vorgekämpft. Die Kneipe war noch halbwegs leer, aber die Musik dröhnte in voller Lautstärke. Katinka konnte den Stil nicht benennen, es kam ihr nur vor, als hörte sie die Musik mit dem Bauch, nicht mit den Ohren. Melissa erkämpfte sich einen Hocker an der Bar.
    »Hier hast du deinen Termin?«, schrie sie.
    »Genau. Der Typ heißt Winfried Denninger.« Und nennt sich Eagle, fügte sie im Stillen hinzu.
    Katinka bestellte einen Kaffee.
    »Richtig, du bist ja im Dienst«, brüllte Melissa gegen die Musik an. Sie entschied sich für ein Bier.
    »Was für eins«, fragte der Barmann gleichmütig.
    »Nimm ein Helles«, riet Katinka. Sie setzte sich so, dass sie die Tür und auch die Fenster zur Straße genau im Blick hatte. Melissa war mehr als eine gute Tarnung. Es sah so aus, als machten zwei Frauen sich einen netten Sandkirchweihauftakt. Weder Uttenreuther, sollte er zufällig vorbeikommen, noch Eagle würden irgendwelche Schlüsse ziehen können. Beinahe fühlte Katinka Dankbarkeit, dass Melissa ausgerechnet heute gekommen war.
    Die Kneipe füllte sich. Abgelenkt betrachtete Katinka die Gäste. Melissa züllte an ihrem Bier und flirtete mit einem verkrachten Typ in Lederklamotten.
    »Grüß Gott«, hallte eine Stimme ganz nah an ihrem Ohr.
    Katinka sah auf. Eagle.
    »Hallo, Herr Denninger. Sind Sie durchgekommen?«
    Melissa strahlte ihn an.
    »Melissa Palfy, meine Schwester. Das ist Winfried Denninger.«
    »Freut mich«, brüllten beide gegen den Lärm an und lachten.
    »Haben Sie Ihre Gärten heute gut gepflegt?«
    Eagle bestellte eine Cola. »Allerdings.«
    »Spricht sich das schnell rum, wenn man so einen grünen Daumen hat wie Sie?«, wollte Katinka wissen.
    Sie beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Melissa sich wieder dem Lederfuzzi zuwandte. In dem Radau konnte sie unmöglich verstehen, was Katinka und Eagle sich zuriefen.
    »Na ja, das läuft alles über Mundpropaganda.

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