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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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noch Eagle. Aber den würde sie heute Abend treffen. Uttenreuther kann nichts dagegen unternehmen, dachte Katinka, als sie an der Einfahrt zum Atrium-Parkhaus gerade noch über die gelbe Ampel witschte. Ich werde mich heute a bend ins Getümmel stürzen, meinetwegen mit Melissa. Sofort begehrte ihr Gewissen auf. Missbrauchst du deine Schwester als Alibi?, surrte die Wespe. Katinka erreichte den Bahnhof und hielt unruhig Ausschau.
    Melissa stand ungeduldig von einem Fuß auf den anderen tretend inmitten ihrer Koffer, wie in einem prähistorischen Steinkreis.
    »Himmelschimmel«, stöhnte Katinka halblaut. »Warum ich? Kann mir einer sagen, warum ich sie zur Schwester habe?«
    »Hallo!«, sagte sie kurz angebunden, als ihr Rad vor Melissa, besser vor einem ihrer Koffer, zum Stehen kam.
    »Katinka!« Melissa schien wirklich erfreut, sie zu sehen. »Mensch, du siehst aber schlecht aus.«
    »Du auch«, erwiderte Katinka süßlich. »Die Reise muss anstrengend gewesen sein.«
    »Ich sags dir, der Jetlag!« Melissa fuhr sich über das blondierte Haar, das vom vielen Färben und Tönen ausgetrocknet aussah und nun verschwitzt an ihrem Kopf klebte. Trotz der Hitze hatte Melissa nicht mit dem Makeup gespart. Sie trug eine eng sitzende Shorts, die ziemlich viel von ihren molligen, weißen Beinen freiließ, und ein ebenso knappes, halbwegs bauchfreies Shirt. Ein ideales Ziel für unseren Ricingangster, dachte Katinka und zuckte zusammen.
    »Ich setze dich in ein Taxi und radle vor euch her.«
    »Vor uns?«, fragte Melissa perplex.
    »Hallo? Taxi!«
    Katinka nannte dem Fahrer die Adresse, und während der noch Melissas Gepäck einlud, flitzte Katinka schon wieder los. Ein Fahrrad kam während des Tages immer schneller durch die Stadt, insbesondere während der Stoßzeiten. Zwar war in den großen Ferien weniger los als sonst, aber heute begann die Sandkirchweih. In spätestens drei Stunden würden ganze Wallfahrten ins Sandgebiet unterwegs sein. Sie umkreiste einen wartenden Pkw in der Schwarzenbergstraße, missachtete die rote Ampel am Ende und bog gleich auf den Radweg. Beim Oberlandesgericht musste sie einen kurzen Moment warten, bis sie über die Straße kam, dann fuhr sie durch die Urbanstraße und rannte schon die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf, als sie unten das Taxi halten hörte. Schnell schloss Katinka auf, sperrte die Tür zu Toms Arbeitszimmer zu und steckte den Schlüssel ein. Sie kannte Melissas Neugier.
    »Hier wohnst du also mit deinem Freund? Über einer Pizzeria? Riecht das nicht beständig nach Essen?«
    Katinka war erstaunt, dass Melissa sich keinen künstlichen amerikanischen Akzent angewöhnt hatte. Es hätte zu ihr gepasst. Statt dessen schwang in ihrer Aussprache immer ein Hauch von Wienerisch mit, ihrer beider Geburtsstadt. Erwartet hatte Katinka allerdings das Meckern und Nörgeln.
    »Es ist sogar ausgesprochen praktisch. Man muss nichts kochen«, sagte sie also und wuchtete einen von Melissas Koffern die Treppe hinauf. »Willst du hier einziehen?«
    Melissa sagte nichts dazu, sondern sah sich in der Wohnung um.
    »Wunderbar!«, rief sie und schien ehrlich entzückt. »Eine europäische Wohnung.«
    »Ach so?«
    »Und wo ist dein Freund?«
    »Arbeiten.«
    »Wo arbeitet er?«, fragte Melissa und ließ sich auf einem ihrer Gepäckstücke nieder.
    »In Prag.«
    »Der Tschechei?«
    »Nein, in Tschechien oder der tschechischen Republik. Tschechei ist ein despektierlicher Ausdruck, der …«
    »Sorry, klar«, schnitt Melissa ihr das Wort ab. »Ich liebe Wohnküchen. Sams Appartment in New York ist ein einziger postmoderner Alptraum.«
    »Was hast du mit Sam gemacht?«, fragte Katinka. Es war schon raus, obwohl sie Melissa gegenüber nicht gern ihre Neugier offenlegte.
    »Ich habe ihm den Laufpass gegeben. Wollte einfach wieder heim, nach Europa. Du mußt dich nicht fürchten, Schwesterlein, ich haue spätestens Montag wieder ab. Wollte dich nur mal sehen und zufällig, guck nicht so, wirklich zufällig jetzt findet ja diese Kirchweih statt.«
    »Tja«, machte Katinka.
    »Warum eigentlich Sandkirchweih? Bringen die extra Sand hin, damit man bequemer läuft?«
    Das war eine typische Melissa-Frage. Katinka grinste, irgendwie erleichtert, dass ihr Urteil über ihre Schwester sich bestätigte.
    »Als könnte man auf Sand bequem laufen!«, sagte sie.
    »Nein, die Kirchweih findet im Sand statt, das ist einfach das Stadtgebiet, das so heißt. Vermutlich, weil es am Fluss liegt und sandigen Untergrund hat.«
    Melissa

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