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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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verdanken«, erläuterte sie Melissa, als sie über den Kiesweg auf das große Tor zurollten.
    »War das so eine Art Wochenendhaus für die Typen?«, fragte Melissa.
    »So könnte man’s nennen«, grinste Katinka.
    Sie schlossen die Räder ab und betraten den Park. Ka-tinka genoss den Anblick der Grotten, der vielen verrückten Figuren, Menschen wie Tiere, die um die Wasserbecken krochen, tanzten, trippelten. Allein schon das Plätschern der Kaskaden erfrischte. Melissa tunkte ihre Arme bis zu den Schultern in eines der Becken. »Herrlich!«, rief sie.
    Katinka stellte erstaunt fest, dass ihr Unmut gegen ihre Schwester verschwunden zu sein schien. Wie durch den Abfluss gespült, dachte sie. Auch Toms Abwesenheit erregte keinen Groll mehr in ihr. Zumindest jetzt gerade nicht, schränkte sie ein. Sie setzten sich auf eine Bank. Ein paar Leute waren unterwegs und flanierten entspannt über die Kieswege. Alle Bänke im Schatten waren besetzt.
    »Wow«, machte Melissa, als unerwartet eine Fontäne in den gleißenden Himmel schoss.
    »Grüß Gott, Frau Palfy.«
    Katinka drehte sich überrascht um. Woher kannte sie den Kerl nun wieder? Richtig. Bernhard Hellmreich, wieder einer von Claudias Kollegen.
    »Sie haben Claudia gefunden?«
    Er setzte sich unaufgefordert, ohne Melissa zu beachten.
    »Habe ich?«, fragte Katinka. Sie fürchtete zu wissen, worauf Hellmreich hinauswollte.
    »Ich habe mit ihrem Mann telefoniert. Die Polizei hat den Fall an sich genommen.«
    Wunderschön, dachte Katinka. Das ist jetzt die wirksamste Antiwerbung, die ich kriegen kann.
    »Ich habe mir gleich gedacht, nicht wahr, so eine Geschichte … Wahrscheinlich, sagen Sie mir, wenn ich mich täusche, aber wahrscheinlich hat die Tote im Fluss etwas mit Claudias Verschwinden zu tun.«
    Katinka sah rote Funken vor ihren Augen. Der Zorn pulste mit zerstörerischer Wucht durch ihre Adern und blockierte alle logischen Gedanken. Gelassen fuhr Hellmreich fort: »Man erzählt sich ja in diesen Tagen alles Mögliche über Claudia. Sind Sie daran beteiligt?«
    Katinkas Gedanken rasten unkontrolliert durch ihren Kopf. Sie zählte bis zehn. Als sie bei acht ankam, erlebte sie eine Überraschung.
    »Melissa Armstrong, FBI«, knödelte Melissa plötzlich mit einem irren amerikanischen Akzent. Sie fischte ein Kärtchen in Form einer Kreditkarte aus ihrer Tasche und sagte: »Sie werden verstehen, wenn ich Sie bitte, das Zielgebiet zu verlassen.«
    Hellmreich starrte auf die Karte, die Melissa schon wieder einsteckte. Er blickte zu Katinka.
    »Wir greifen in Kürze zu«, erläuterte Melissa noch. Ihr Blick auf den Englischlehrer war unbarmherzig. Ich krieg die Milben, dachte Katinka. Ich fange an zu lachen, und alles ist im Eimer. Hellmreich murmelte einen Gruß, erhob sich und ging langsam davon. Immer wieder drehte er sich um, bis er hinter den Bäumen war.
    Katinka wäre beinahe geplatzt.
    »Was hast du denn hier für einen Ausweis?«, wollte sie wissen, als sie wieder Luft bekam.
    »Das ist ein Presseausweis. Ich habe ein bisschen rumgejobbt im Big Apple.«
    Katinka spürte sofort das schlechte Gewissen. Sie hatte ihrer Schwester unterstellt, dass sie sich von ihrem reichen Bankerfreund aushalten ließ und ansonsten die Shoppingmeilen New Yorks abschritt.
    »Das habe ich ja gar nicht gewusst.«
    »Hätte es dich denn interessiert?«, gab Melissa zurück.
    »Schon.«
    »Jetzt weißt du es ja.«
    Die Stimmung schien plötzlich düster. Das Gewirr plaudernder und lachender Menschen zog sich zu einem Knäuel zusammen. Der Verkehr von der Straße her drang unvermittelt laut zu Katinka herüber. Jemand zerrte einen kläffenden Hund vom Becken weg. Ein Motorrad jaulte. Katinka ließ den Blick in die Ferne schweifen. Wäre sie durch die Sonne nicht so geblendet worden, hätte sie in der Ferne Bambergs Altenburg sehen können. Vor ihren angestrengten Augen blitzten die Wasserflächen der kleinen Fischteiche auf, die jenseits der Ummauerung lagen.
    »Trinken wir etwas«, schlug sie vor.
    »Keine schlechte Idee«, erklärte Melissa. Sofern Ka-tinka sie gekränkt hatte, bemühte sie sich wenigstens, sich nichts anmerken zu lassen.
    Sie spazierten unter den Bäumen auf das Café zu. Große rote Sonnenschirme warfen träumerische Schatten auf den Kies. Die riesigen Glasscheiben der Orangerie feuerten erbarmungslos gleißende Reflexe in die Luft.
    »Einen Milchkaffee und eine große Apfelschorle«, bat Katinka. Melissa bestellte einen Zwetschgenkuchen und Cappuccino.
    Am

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