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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Bild des Freund und Helfers alle Ehre machte. Harduin sprang aus dem Wagen.
    »Machen Sie es sich bequem«, sagte er zu Melissa, die auf einem Bein zum Auto hopste. »Darf ich?«
    Er untersuchte den Stich sehr genau.
    »Wenn Sie wollen, können wir einen Arzt unseres Vertrauens heranziehen, aber sehen Sie mal«, sagte er zu Ka-tinka. Sie beugte sich über Melissas dralle Wade.
    »Grüß Godd, Frau Balfy!«, grüßte Dütsch von vorn.
    Gehetzt nickte Katinka ihm zu.
    »Ein simpler Stich. In der Mitte erkennt man eine Stelle, die aussieht, wie ein klitzekleines Loch. Das ist der Einstich. Ein Stachel ist nicht drin, also war es keine Biene. Und ansonsten ist auch nichts weiter zu sehen.« Er sah Katinka vieldeutig an. Katinka nickte.
    »Das beruhigt mich«, sagte sie. »Ich hätte … Sie verstehen mich.«
    »Deutschland ist schon ein komisches Land geworden«, meldete sich Melissa zu Wort. Dütsch hatte den Verbandskasten aufgeklappt und ein kühlendes Gel zum Vorschein gebracht, das er nun auf den Wespenstich strich. »Früher kam nie die Polizei, wenn man von einer Wespe gestochen wurde.«
    »Ja, so ändern sich die Zeiten«, sagte Harduin Uttenreuther ernsthaft.
    Katinka nahm ihn beiseite.
    »Was ist mit der Tüte und dem Zettel?«
    »Wir haben keine Vergleichsdaten in unseren Beständen. Außer Ihren sind andere Fingerabdrücke drauf, aber es ist unmöglich zu sagen, von wem. Wäre auch zu schön gewesen.«
    »Sagen Sie mir ehrlich, ob Sie noch immer denken, dass Claudia Herzing …«
    »Wir ermitteln in alle Richtungen. In alle.«
    »Und das Opfer von gestern? Wer ist das?«
    »Hausmeister einer Sportanlage. Niemand aus Herzings Bekanntenkreis.«
    »Sicher?«
    Uttenreuther verdrehte die Augen und stieg ins Auto.
    »Hat sich auf den Aufruf in der Zeitung jemand gemeldet, der gesehen hat, wie Antonella in den Fluss stürzte?«
    »Ja. Ein Punk. Angeblich saß Malesanto eine ganze Weile auf der Brüstung der Unteren Brücke und fiel dann einfach ins Wasser.«
    »Halten Sie den Zeugen für glaubwürdig? War es wirklich Antonella?«
    »Ich frage meine Kristallkugel«, sagte Uttenreuther.
    Dütsch winkte fröhlich, als er sich wieder hinter das Steuer klemmte. Der Wagen rollte vom Parkplatz.
    »Die hätten uns jetzt eigentlich mit zurücknehmen können«, überlegte Melissa laut. Katinka gab ihr einen Klaps auf die Schulter.
    »Komm, lass uns fahren.«
    Zu Hause drückte Katinka ihrer Schwester einen Eisbeutel aufs Bein und wählte wieder Brittas Nummer. Sie ging nicht ans Telefon.
    Entweder ist sie beleidigt, dachte Katinka, sie arbeitet, oder sie repariert ihre Beziehung zu Alban Hanke.
     
    Man muss alles glauben oder alles verneinen
    Vor allem dann, wenn Entscheidungen anstehen, die alles, ich betone, alles verändern. Alles zu glauben würde in meiner Situation bedeuten, mich wieder auf das gesellschaftliche Spiel einzulassen, in dem erlaubt und verboten wird. In dem Erwartungen entstehen, die man abdeckt, ohne nachzudenken, um sich beliebt zu machen. In dem wir alle – auch jene, die es noch nicht bemerkt haben – bewertet, kritisiert und weggebissen werden. Alles zu glauben, verspricht einen bequemen Weg durch die Zeiten. Einen Weg, der einem die Falten ins Gesicht zieht wie ein Traktor seine Furchen ins Feld. Wer alles glaubt, ist beliebt.
    Alles zu verneinen bedeutet, sich einen eigenen Weg zu suchen und ihn sich zunächst einmal zu erlauben. Aufgrund des eigenen Nachdenkens einen solchen Weg zu schaffen und ihn anschließend zu gehen. Den Weg zu schützen gegen Fluchformeln. Ich verneine den Weg des widerstandslosen Gepräges, der Höflichkeit bedeutet, nicht Authentizität. Ich verneine meine bisherigen Taten. Ich glaube an meine neuen Versuche. Ich kann mich irren, ich mag Fehlern erliegen, aber dennoch bin ich ein Mensch, der seinem Schöpfer mit der Hoffnung um Gnade und Verstehen, vor allem Verstehen, entgegentritt.
     

12. Haftnotizen
    Katinka stand am Fenster von Toms Arbeitszimmer und starrte auf den Synagogenplatz. Die allabendlichen Wallfahrten zur Kirchweih hatten etwas Beruhigendes, jedoch fragte sich Katinka, was passieren würde, wenn heute Abend wieder ein Todesopfer zu beklagen wäre. Sie ließ den Blick über die Grüppchen unten auf der Straße schweifen. Einer von ihnen könnte der nächste sein. Scheinbar sinnlos niedergemetzelt. Motiv völlig im Unklaren, überlegte Katinka. Das macht mir Sorgen. Sie war überzeugt, dass Uttenreuther am gleichen Problem herumkaute: Warum?
    Auf Toms

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