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Kirchwies

Kirchwies

Titel: Kirchwies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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oder dreimal getroffen. Er wusste auch, dass er sich im Blumenhof eingemietet hatte. Dass er aber in dem Moment, als er durch die Tür trat, neben Fritzi kniete, die in ihrem Blut am Boden lag, war verwunderlich.
    »Haben Sie …?«, fragte er verdutzt. Er raffte seine Soutane und kniete sich daneben.
    »Ja, hab ich«, sagte der Journalist und wies auf sein Handy.
    Drüben lief leise der Fernseher. Pater Timo hatte keinen Blick dafür. Sein Interesse galt ausschließlich Fritzi Gernot. Sie lag da wie tot. Zögerlich prüfte er den Puls an ihrem Hals.
    Er spürte nichts.
    Er nahm die andere Hand.
    Unter der Spitze des Zeigefingers ein sachtes Pochen. Sie lebte! Fast hätte er sie umarmt.
    »Was ist passiert?«, fragte er stockend in den Raum.
    Odilo hockte mit gekreuzten Beinen auf einem Sessel, sein Schlaftier im Arm. Er trug einen Frotteeschlafanzug mit kleinen Bären drauf und ließ die Ohren hängen.
    »Was ist passiert?«, fragte Pater Timo noch einmal.
    Er wandte sich an das Kind. »Hat der Mann etwas damit zu tun?«
    Keine Antwort.
    Odilo hatte sich abgewandt und beobachtete das Geschehen im Fernseher. Es war ein Tierfilm. Ein Jaguar hatte eine Gazelle erjagt und zerlegte sie gemeinsam mit seinen Artgenossen.
    Es war schon genug Zeit verloren. Zu viel Zeit.
    Pater Timo zog das Handy heran und drückte die 112. Dann rief er Campari an.
    »Hallo, Bürgermeister«, sagte er. »Ich glaub, ich hab Sehnsucht nach Ihnen, mein Freund.«
    In Kürze schilderte er die Situation.
    Zuerst kam der Notarzt.
    Den Bürgermeister erwartete Pater Timo unter der Haustür.
    Erstaunlich rasch stand Campari da. Behände ließ er sich vom Pferd gleiten und warf einen missbilligenden Blick auf das Motorrad. Er war etwas außer Puste. »Wie geht’s Fritzi?«, fragte er und stürmte durch die Tür.
    »Fritzi. Sie liegt drin. Der Notarzt ist bei ihr.«
    Campari drängte sich an dem Pater vorbei. Er spähte durch die Aussparungen zwischen den Treppen nach oben. Dort stand der Bub im Schlafanzug. »Meine Mama«, quäkte er.
    »Bradykardie«, stellte der Notarzt fest.
    Ein Extrem schwacher Puls war allein schon ein Fall für die Intensivstation. Ganz abgesehen von dem Blut, in dem sie schwamm.
    »Wird sie durchkommen?«, fragte Pater Timo den Arzt.
    »Denk scho«, brummelte der mit unsicherer Stimme. »Schaumermal.«
    Fritzi wurde unter Sauerstoff auf eine Trage gepackt. Wenig später heulte drunten die Sirene, und die Nacht wurde von Blaulicht erfüllt.
    Der Journalist hatte scheinbar teilnahmslos danebengestanden.
    »Was machen Sie hier?«, wurde er von Campari nicht gerade freundlich angeraunzt.
    Felix Breitenberg ließ die Maske fallen. »Jetzt frag ned so blöd«, warf er Campari laut und in gereiztem Ton zu. »Irgendwer hat sie im eigenen Haus attackiert. Ich hielt mich auf meinem Zimmer auf und meinte ungewöhnliche Geräusche zu hören. Als ich herkam, lag sie schon am Boden.«
    Draußen krächzten ein paar unzufriedene Truthennen durch die Nacht.
    »Der Bub muss den Überfall mitgekriegt haben«, fügte Breitenberg zaghaft hinzu.
    »Irgendwer. Irgendwer. Wenn ich das schon hör.« Campari war zunehmend rot angelaufen. Er legte die Hand an die Hüfte, richtete einen Daumen senkrecht nach oben und zwei ausgestreckte Finger waagerecht nach vorn auf Breitenberg. »Aha. Was ist das für eine schludrige Dienstauffassung?«, donnerte er. »›Ich werd ein waches Auge auf sie haben‹, hast du geschworen. Und jetzt?«
    Campari konnte sich nicht beruhigen. Wie ein Stier stapfte er im Raum hin und her. Die Anwesenheit der anderen schien er nicht zu bemerken, oder sie war ihm wurscht. »Himmiherrgottsakramentsefix! Des hätt ned passiern deafa!«
    Campari hatte, nachdem er Fritzi zu seiner Assistentin gemacht hatte, sofort reagiert und seinen alten Spezl Felix Breitenberg aus der Münchener Mordkommission angeheuert. Für die Zeit seines Aufenthalts in Kirchwies hatte er ihm eine neue Identität verpasst. Er sollte auf Fritzi Gernot aufpassen und nebenbei verdeckt ermitteln. »Undercover«, um es in verständlichem Deutsch auszudrücken.
    Breitenberg hatte mit ihm zusammen in München gearbeitet. Er war ein Schauspieler, der sich bis zur Unkenntlichkeit verwandeln konnte. Vom Zuhälter über die Lottoverkäuferin bis zum CSU -Kreistagsabgeordneten hatte er im Kampf gegen das Verbrechen schon mehr Rollen hinter sich gebracht als ein Mime an den Kammerspielen.
    »Bleib zu Haus und koch den Brei, so kommst du nicht in Zankerei«, riefen Odilo

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