Kirmes des Todes
fahren.
Angst brauche er nicht zu haben, versicherte ihm Küpper. Zunächst sei er im Birkesdorfer Krankenhaus in besten Händen und in sicherer Obhut.
Bahn brachte Thea nach Hause und ging dann in die Gaststätte Stadt Düren, wo der Bernhardiner auf ihn wartete.
„Glaubst du ihm die Geschichte?“
„Ja“, antwortete Bahn. „Der Typ ist nicht so, wie wir uns Penner vorstellen. Das ist eine ehrliche Haut und ein verdammt armes Schwein.“
„Und wer will einem armen Schwein das Leben nehmen?“
Bahn biß sich ins Kölschglas fest. „Vielleicht der, der auch Kirmes-Schmitz auf dem Gewissen hat? Wer weiß.“
„Und warum?“, hakte Küpper nach.
„Weil unser Freund etwas weiß, was uns bei den Rätseln um Kirmes-Schmitz behilflich sein könnte.“ Bahn berichtete dem Kommissar von seinem Gespräch mit dem Penner im Stadtpark. „Es ist schon merkwürdig, daß Kirmes-Schmitz in der Nähe von Mallorca über den Haufen gefahren und der Ober-Penner dort fast erschlagen wird“, meinte Bahn nachdenklich. „Wer weiß denn von deinen Gesprächen mit den beiden?“
Bahn dachte nach. „Waldhausen, Gisela und jetzt du.“ Und für die drei würde er seine Hand ins Feuer legen. Aber sonst wüßte niemand davon.
„Irgend jemand muß dich doch gesehen haben mit Kirmes-Schmitz und mit dem Ober-Penner. Aber wer?“
Natürlich hatten viele Passanten ihn beim Gespräch in der Fußgängerzone gesehen. Auch war er bestimmt beim Pennertreff am Brunnen an der Josef-Schregel-Straße erkannt worden. Auch im Stadtpark war die Unterhaltung garantiert von etlichen Spaziergängern verfolgt worden. „Ich kann mich aber nicht erinnern, einen Menschen zwei- oder dreimal gesehen zu haben“, meinte Bahn.
Oder doch? Er stutzte. Doch! Da war ein Gesicht, ein verschwommenes Gesicht, das in seiner Erinnerung auftauchte. Undeutlich zwar, aber ein Gesicht, ein markantes Gesicht, ein bekanntes Gesicht, ein Gesicht, das Bahn kannte. Ich weiß aber nicht, welches, verdammt noch mal!, fluchte er.
Küpper bestellte das letzte der drei Biere. „Morgen den Tatort abzusuchen, wird wohl nicht viel bringen. Da liegt vielleicht ein Fels im Weg, mehr aber auch nicht. In der Zwischenzeit sind in der Nacht einige Radfahrer drüber gestolpert oder jemand hat ihn schon zur Seite geräumt.“ Vorsorglich wollte Küpper dennoch die Rettungswache informieren. Er mußte schmunzeln. „Die Untersuchung ist die richtige Aufgabe für Wenzel. Der soll mal rauskriegen, wie jemand einen Felsbrocken auf die Brücke schleppen kann.“ Der Kommissar erhob sich. „Heute bezahlst du, Helmut!“ In einem Zug leerte er sein Glas und strebte zum Ausgang. Er drehte sich noch einmal um und schaute Bahn an. „Helmut, ich glaube, ich habe da eine ganz verrückte Idee.“
„Und welche?“
„Das kann ich dir nicht sagen, sonst erklärst du mich tatsächlich für verrückt.“
„Ich bin’s.“ Bahn hatte kaum sein Haus betreten, als wieder das Telefon klingelte. Diesmal reagiert er besonnen. Er hatte Waldhausen an der Stimme erkannt.
„Was ist?“, fragte Bahn leise, während er die Lederjacke an den Garderobenhaken hängte. Gisela lag wohl schon im Bett.
„Du hast mir doch gesagt, daß du alles über die Annakirmes sammelst, Helmut. Da hast du bestimmt auch die Pressemappen der Stadt aus den vergangenen Jahren. Oder?“
Bahn bestätigte und lief mit dem Telefon ins Arbeitszimmer zu seinem Schreibtisch. „Ich suche sie gleich raus“, sagte er. Mit einem schnellen Griff in eine Schublade hatte er die Mappen zur Hand. „Welche willst du denn haben?“
„Die der letzten vier oder fünf Jahre, wenn’s geht.“
„Kein Problem“, meinte Bahn, der die gewünschten Mappen beiseite legte. „Und warum willst du sie haben?“ Waldhausen lachte nur. „Das laß’ mal meine Sorge sein. Denke an unsere Abmachung!“
Was habe ich denn jetzt schon wieder übersehen? Bahn war irritiert. Aber er ließ es Waldhausen nicht spüren. „Ich bringe sie morgen mit ins Büro.“
„Gibt’s denn sonst noch was Neues?“, fragte der Lokalchef beiläufig. Unbefangen unterrichtete Bahn ihn über den Anschlag auf den Penner. „Den wollte jemand plattmachen!“
„Und Spuren habt ihr keine gefunden?“, wollte Waldhausen wissen.
Bahn verneinte und beendete das Gespräch. Er blieb noch am Schreibtisch sitzen und stierte auf die Mappen. Was will Waldhausen damit? Er blätterte sie ideenlos durch und legte sie dann wieder ab. Ihm
Weitere Kostenlose Bücher