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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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war nichts aufgefallen.
    Sein Blick fiel auf die beiden Notizzettel aus der Redaktion. Gisela hatte sie an eine Pinnwand neben dem Schreibtisch geheftet. Offenbar waren die Papiere aus seiner Lederjacke gefallen. Den Hinweis auf Gisela warf er zerknüllt in den Papierkorb, die Notiz „Paul anrufen“ steckte er wieder in seine Lederjacke. Das muß ich unbedingt morgen noch erledigen, sagte er sich und löschte das Licht.
    Er krabbelte ins Bett und bemerkte, daß Gisela noch nicht schlief. „Du brauchst mir nichts zu sagen“, meinte sie, „Thea hat schon angerufen.“
     
     
    Bahn lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Er erinnerte sich an ihre Unterhaltung auf dem Kirmesplatz. „Du wolltest mir doch noch sagen, was du heute noch vorhast“, sagte er in steigender Vorfreude.
    Doch Gisela erteilte ihm eine liebevolle, wenn auch deutliche Abfuhr. „Klar doch, schnell einschlafen, du Dummkopf!“

Konrads Gruß
     
     
     
    Als Bahn am nächsten Morgen in die Tageblatt-Redaktion kam, rief ihn Waldhausen auf eine Tasse Kaffee ins Chefzimmer. „Küpper hat schon angerufen“, informierte er seinen Kollegen. „Du weißt schon, wegen der toten Polen und des gebrochenen Bolzens. Er will uns nach der Annakirmes im Rahmen einer PK unterrichten.“ Der Lokalchef zeigte sich verständnisvoll. „Küpper möchte nicht noch mehr Unruhe in die Kirmes bringen. Da ist wohl nicht alles koscher“, meinte er.
    „Und was nicht?“ Bahn schlürfte an seiner Tasse und verfluchte einmal mehr Fräulein Dagmar, die einfach keinen Kaffee kochen konnte.
    „Das hat mir der Bernhardiner nicht sagen wollen. Es ändere aber nichts daran, daß es sich tatsächlich um einen Unfall gehandelt hat“, sagte Waldhausen.
    Er wechselte das Thema. „Die Beerdigung von Glücks-Fred ist übrigens erst am Mittwoch nach der Kirmes. Die Polen werden in ihre Heimat überführt, der Tote aus Eschweiler liegt schon unter der Erde.“
    „Warum dauert das denn mit Glücks-Fred so lange?“ Bahn wunderte sich.
    „Wahrscheinlich versucht das Ordnungsamt noch einen Verwandten ausfindig zu machen, der die Beerdigungskosten übernimmt“, suchte Waldhausen nach einer Erklärung.
     
     
    Bahn wollte schon gehen, als Waldhausen ihn bremste. „Noch etwas. Ich würde gerne morgen freimachen. Ich muß nach Bonn.“
    Waldhausen besaß nach wie vor eine Eigentumswohnung an der Lennestraße in seiner Heimatstadt Bonn, in die er sich gerne zurückzog. In Düren hauste er bescheiden in einem möblierten, einfachen Zimmer an der Königsberger Straße; „aber mit Frühstück“, wie er betonte.
    Bahn willigte achselzuckend ein. Er hätte zwar selbst gerne am Freitag seinen dienstfreien Tag für den letzten Sonntagsdienst genommen, aber Waldhausen war ihm zuvorgekommen. „Du bist der Chef“, meinte er lakonisch, „du kannst bestimmen.“
     
     
    „Und noch etwas, Helmut.“ Waldhausen war aufgestanden und vor die große Stadtkarte von Düren getreten, die er an einer Wand aufgehängt hatte. „Wo finde ich eigentlich Millwiller? Ich kenne das Kaff nicht und sehe es auch nicht auf der Karte.“
     
     
    „Du kennst Walter-Town nicht?“ Bahn mußte lachen. „Man merkt, daß du immer noch fremd bist hier bei uns, in diesem, unserem Städtchen.“ Er zeigte mit dem Finger auf einen Ort nördlich vom Stadtkern und westlich an der Rur gelegen. „Millwiller ist Dürener Platt und steht für Mariaweiler, dem Wohnort unseres über alles geliebten Bürgermeisters.“
    „Ach so“, meinte Waldhausen, der intensiv die Stadtkarte betrachtete. „Und wie komme ich am schnellstens von der Stadt in dieses besagte Millwiller?“
    „Ganz einfach“, antwortete ihm Bahn, „entweder über die Rurbrücke in Birkesdorf oder über die Mariaweiler Straße an der Westkampfbahn von Düren 99 vorbei. Das kommt immer darauf an, zu welcher Zeit und von welchem Ort aus du dorthin möchtest.“ Bahn versteckte seine Neugierde nicht. „Was willst du denn in Mariaweiler?“
    „Ach nichts“, erklärte Waldhausen beschwichtigend. „Ich wollte es nur so wissen.“ Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch, legte die Füße auf die Tischplatte, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und begann, auf seinem Schreibtischstuhl zu wippen. Von einem Augenblick zum nächsten versank er in seine Gedankenwelt. Er nahm überhaupt keine Notiz mehr von Bahn, der verblüfft das Zimmer verließ.
     
     
    Wenig später kehrte er zurück und legte die gewünschten Pressemappen auf Waldhausens

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