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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mir gesagt.“
    „Und woher weiß Thea es?“
    Gisela lachte hell auf. „Du bist wirklich blind, mein Lieber.“ Sie hakte sich bei ihm ein und lotste ihn zum Tisch. „Laß uns schnell essen. Den Nachtisch gibt’s Zuhause.“

Bier und Gebräu
     
     
     
    Bahn behielt mit seiner Vermutung recht. Die Todesrutsche, wie es nur noch hieß, war die Attraktion der Annakirmes und der Publikumsmagnet schlechthin. In langen Schlangen drängelten sich die Besucher vor dem Fahrgeschäft und ließen sich auch nicht durch den Fahrpreis abschrecken, den der Betreiber in die Höhe geschraubt hatte, als er den Andrang wahrnahm.
     
     
    „Die haben wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank“, meinte Waldhausen kopfschüttelnd beim Kirmesbummel am Mittwoch. Auf dem Weg zum Festzelt war er mit Bahn, Gisela und Thea, die auf ausdrücklichen Wunsch von Gisela und gegen ihren erklärten Willen mitgeschleppt worden war, über den Platz gelaufen. Waldhausen hatte die ganze Zeit über geschwiegen und die Geschäfte beobachtet. Für seine Begleiter hatte er keine Augen. Thea schien gelangweilt. Bahn kam mit Giselas Beharrlichkeit nicht klar. „Wenn Thea nicht mitkommt, gehe ich auch nicht zur Kirmes“, hatte sie ihm deutlich gemacht.
     
     
    Erst im Festzelt taute Waldhausen auf und erwies sich zu Bahns Erstaunen als charmanter Plauderer, der sogar Gisela in den Bann zog, was wiederum Bahn verunsicherte.
    Waldhausen mußte, in seinem ersten Jahr als Lokalchef des Dürener Tageblatt, von der Stadt dazu aufgefordert, in der Jury mitmischen, die die diesjährige Miss Annakirmes küren sollte. „Wollen Sie nicht mitmachen, Frau Schramm?“, fragte er Thea höflich.
    Doch Thea lehnte ab. Mit ihren achtundzwanzig Jahren sei sie wohl schon zu alt für diesen Spaß, kokettierte sie und erntete prompt das Kompliment, das sie erwartet hatte.
     
     
    „Mach’s bloß nicht“, hatte ihr zuvor schon Gisela geraten. „Du bist dann nur noch Knutschobjekt für feiste, alte Kerle.“ Bahn erinnerte sich an diese Momente nur ungern. Es war schon unerträglich gewesen, wenn bei manchen Karnevalssitzungen oder anderen Festen die Vorständler oder Honoratioren meinten, sie könnten die Miss Annakirmes als Objekt ihre Begierde mißbrauchen.
    Waldhausen machte seine Sache als Juror ausgezeichnet, stellte Bahn mit Bewunderung fest. Locker und witzig präsentierte sich der Tageblatt-Chef und erntete dafür viel Beifall. Er zeigte sich von einer humorigen Seite, die die Kollegen in der Redaktion von ihm überhaupt nicht kannten. Es gelang ihm sogar, dem Oberoptimisten und Dauerstrahlemann Walter mit Wortwitz und Geschick dessen Schau zu verderben.
     
     
    „Das ist ein Profi durch und durch“, meinte Gisela bewundernd und registrierte Bahns verunsicherten Blick durchaus mit Genugtuung. „Der macht das, was er machen muß, und weiß doch ganz genau, was er will.“
    Nur Waldhausens Weigerung, die neue Miss Annakirmes zu küssen, rief einige Pfiffe hervor. Da schien er doch zu schüchtern, schmunzelte Bahn. Mit den Frauen, da hat mein Chef es nicht so richtig.
    „Du stellst dich ja schlimmer an als ein Klosterbruder“, hänselte er Waldhausen, als dieser von der Bühne zum Journalistentisch zurückkehrte. Der läßt an seine Haut bestimmt nur Wasser und Seife.
    Waldhausen reagierte überraschend ungehalten. „Ich bin hier doch nicht in einem Knutschbunker!“, ereiferte er sich. Grimmig schnappte er sich sein Sakko. „Los, laßt uns gehen. Irgendwo ein Bier trinken.“ Waldhausen war offensichtlich verärgert, das sahen ihm Bahn und die beiden Frauen an. Diesen Zug hatte Bahn bei seinem Chef bisher noch nicht bemerkt. Der hat wohl Angst vor Frauen?
     
     
    „Wo willst du denn hin?“, fragte er Waldhausen. „Hier gibt’s doch genug Bier auf dem Platz.“
    „Ich wollte ein Bier trinken, Helmut,“ herrschte ihn Waldhausen an. „Hier gibt’s doch nur Gebräu. Und dann ist das Zeug auch noch verdammt teuer.“
    Da mußte ihm Bahn schon recht geben. Im Vergleich zum Vorjahr war das Bier erheblich teurer geworden. Aber was wurde nicht teurer?
     
     
    Energisch mischte sich Gisela ein. „Ich bleibe hier! Und du auch, Helmut! Sie können ja gehen, Herr Waldhausen, wenn Sie unbedingt wollen.“ Gisela wendete sich Thea zu. „Und was machst du?“ Die Sekretärin wandte sich zunächst unschlüssig. „Ich weiß es nicht. Am liebsten würde ich nach Hause gehen. Ich habe keine Lust mehr.“
    „Ich fahre Sie gerne“, bot sich Waldhausen

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