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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mürrisch an. Er schien froh, dem Rummel entkommen zu können und eilte mit Thea im Schlepptau davon.
    „Der tickt doch nicht ganz sauber“, kommentierte Bahn den Abgang.
    „Und du bist blind“, entgegnete Gisela. „Ich habe es dir schon einmal gesagt.“
    Bahn ließ die spöttische Bemerkung ungerührt von sich abperlen. Er hatte sich schon wieder dem Kirmestreiben zugewandt und einen alten Bekannten entdeckt. Notgedrungen lief Gisela hinter ihm her. Typisch Bahn, sagte sie sich, der sieht alle und übersieht viel.
     
     
    Irgendwann trafen die beiden bei ihrem Streifzug über den Platz auf Küpper, der mit betrübtem Blick eine Portion Backfisch aß. „Fisch muß schwimmen“, lachte Bahn, „kommen Sie, ich lade Sie zu einem Bier ein!“
     
     
    Doch Küpper lehnte ab. „Das Zeug hier kann man doch nicht trinken“, meinte er kauend. „Lassen Sie uns lieber in die Kneipe an der Rütger-von-Scheven-Straße gehen“, schlug er vor. „Die heißt doch auch Annakirmes oder so ähnlich.“
     
     
    Dazu hatte Bahn jedoch keine Lust. Er wollte auf der Kirmes bleiben und verstand Küppers Abneigung gegen das Kirmesbier nicht. Ihm schmeckte es ausgezeichnet. Die haben alle keine Ahnung vom Bier, das sind alles Banausen, sagte er zu Gisela, die nur mit den Schultern zuckte.
    „Wenn du meinst.“ Sie langweilte sich auf dem Rummel, zumal Bahn kein Auge für sie hatte.
    „Komm, laß uns nach Hause gehen“, drängelte sie schließlich.
    „Ich habe noch etwas vor“, fügte sie schelmisch hinzu. „Was, das werde ich dir noch sagen.“
    Bahn gab sich ungerührt. „Also gehen wir, wenn du meinst.“
    Bahn hörte das Telefon schon klingeln, bevor er die Haustür geöffnet hatte. Das Gerät lag ausnahmsweise einmal am vorgesehenen Platz auf der Ablage im Flur. Während er sich aus seiner Lederjacke schälte und sie achtlos zu Boden fallen ließ, meldete er sich.
     
     
    „Ich bin’s“, hörte er eine ihm nicht vertraute Stimme vorsichtig sagen.
    „Und wer ist ich?“, bellte Bahn ungehalten in den Hörer. „Wir haben doch noch am Sonntag im Stadtpark miteinander gesprochen“, erinnerte ihn der Ober-Penner. „Wissen Sie nicht mehr?“ Der Mann hörte sich aufgeregt und verstört an. Selbstverständlich erinnerte sich Bahn. „Was gibt’s denn?“, fragte er ruhig.
    „Ich hab’ Angst. Jemand will mir ans Leder!“ Bahn spitzte die Ohren. „Erzählen Sie!“
     
     
    Der Penner war am Abend am Rurufer entlang von der alten Badeanstalt in Richtung Norddüren gegangen. „Es war an dieser alten Brücke hinter Mallorca, da wo kein Auto mehr drüber fahren darf. Ich hörte etwas rumpeln und dann einen Knall. Jemand hat einen Felsbrocken von der Brücke geworfen. Ich habe großes Schwein gehabt.“ Stoßartig und schnell berichtete der Mann. „Der Brocken ist direkt an meinem Gesicht vorbeigeschrammt. Er ist dann auf meine Füße gefallen. Ich wäre tot gewesen, wenn der mich voll erwischt hätte.“ Der Penner war immer noch geschockt.
     
    „Wo sind Sie? Sind Sie verletzt?“ Bahn stellte schnell seine Fragen.
    „An der Kirche in Birkesdorf. Ich…“ Das Telefonat brach ab. Der kleine Geldbetrag im Münzgerät war aufgebraucht.
    Bahn überlegte kurz und rief dann Thea an. Von ihrer Wohnung zur Pfarrkirche Sankt Marien war es nicht so weit. Als sie sich meldete, bat Bahn sie, sich um den Penner zu kümmern. „Ich komme sofort!“, versicherte er.
     
     
    Bevor er zu seinem Wagen stürzte, informierte er noch seine Freundin und forderte sie auf, Küpper zu verständigen.
    Fast zeitgleich kam Bahn mit Küpper an der Nordstraße in Birkesdorf an. Dort stand schon neben der Telefonzelle an der Mauer des Kirchengeländes ein Krankenwagen, in dem der Penner behandelt wurde. Thea hatte den Wagen angefordert.
     
     
    Noch einmal schilderte der Penner sein Erlebnis. Der Kommissar schüttelte verständnislos den Kopf. „Das kann doch nicht sein. Wer sollte Ihnen denn schon einen Felsbrocken aufs Haupt werfen wollen? Das gibt doch keinen Sinn.“
     
     
    Aber offensichtlich war es so. Der Penner konnte sich unmöglich selbst seine schweren Verletzungen zugefügt haben. Beide Füße waren zertrümmert. Mit unendlichen Schmerzen war er auf den Knien und Händen bis zur Rurbrücke nach Birkesdorf gerobbt und von dort bis zur nahen Telefonzelle gekrochen.
     
     
    „Ich habe Angst!“ Die schmerzstillende und beruhigende Spritze wirkte noch, doch es wurde Zeit, den Penner endlich ins Marienhospital zu

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