Kirscheis (German Edition)
und hielt schließlich einen schwarzen Karton und einen Briefumschlag in der Hand.
„Ein Ebookreader und ein Büchergutschein. Danke!“ Und Katharina wusste, dass sie sich wirklich darüber freute. Der Ebook-Reader bedeutete, dass Johanna dem Paketboten nicht mehr die Tür öffnen musste, der immer die Büchersendungen brachte. Außerdem waren die Ebooks im Normalfall günstiger als die Printausgaben. Und der Reader war nicht so schwer.
Als Johanna damals eingezogen war, hatte sie ihren vielen Büchern nach getrauert, die immer noch bei John standen. Sie waren einfach zu schwer und unhandlich gewesen, um sie in der kurzen Zeit, die sie sich für die Flucht genommen hatte, einzupacken. Andere Sachen waren wichtiger gewesen. Klamotten, Papiere, Geld. Johanna umarmte Katharina und Dominic stürmisch und setzte sich dann mit ihnen an den Tisch. Sie saßen noch keine fünf Minuten, da klingelte es an der Tür und Johanna sprang auf.
„Das ist bestimmt Susanna und ihre Familie. Ich geh schon.“ Sie tänzelte regelrecht aus dem Raum und Katharina war froh, dass sie das „Gespräch“ über die Vergewaltigung einigermaßen gut verkraftet hatte.
Im Glauben, dass ihre Schwester vor der Tür stand, riss Johanna diese freudig erregt auf. Sie hatte Susanna schon viel zu lange nicht mehr gesehen. Genau wie ihren kleinen Neffen. Doch es war weder Susanna noch ihre Familie, die vor der Tür standen. Selbst der Teufel wäre ihr lieber gewesen, als dieser Mann. Ihr Herz begann zu rasen und es fühlte sich an, als würde sie keine Luft mehr bekommen. Johanna bekam Panik, als sie Dean im Haus stehen sah. Dean! Nein! Nein!
"Alles gute zum Geburtstag, Johanna." Er reichte ihr einen Blumenstrauß und wollte sie umarmen. In ihrem Kopf setzte etwas aus und ihr Blickfeld verengte sich. Sie würde doch jetzt hoffentlich nicht in Ohnmacht fallen. Plötzlich trat Dominic neben sie und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken.
"Gibt es hier ein Problem?" Seine warme Hand auf ihrem Rücken schien die Situation auf irgend eine Weise zu entschärfen und sie nahm allen Mut zusammen, um Dean in die Augen zu sehen und das zu sagen, was sie ihm schon lange hätte sagen sollen.
"Wie kannst du es wagen hier aufzutauchen und so zu tun, als wäre nichts passiert? Du kannst vom Glück reden, dass ich damals nicht zur Polizei gegangen bin." Es war raus. Ihre Stimme hatte zwar gezittert, aber endlich war es raus.
"Wovon redest du?" Er ließ den Blumenstrauß sinken und sah sie ehrlich verwirrt an.
"Du und John... Ihr habt mich..." Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie konnte es nicht vor Dominic sagen. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. In dem Moment, als Dean einen Schritt auf sie zu kam, löste sich Dominic von ihr und drängte Dean zurück.
"Wage es ja nicht, ihr zu nahe zu kommen."
"Johanna. Was spielst du hier für ein Theater? John und ich haben nichts gemacht, was du nicht auch wolltest." Ihr wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Genau deswegen war sie damals nicht zur Polizei gegangen. Die beiden Männer hätten sich mit irgendwelchen Lügen heraus geredet und sie hätte zum Schluss als die Hure dagestanden, die mit zwei Männern geschlafen hatte. Ohne dass sie es wollte, oder in irgendeiner Weise kontrollieren konnte, kamen ihr schließlich die Worte über die Lippen, die sie nie hatte aussprechen wollen.
"Ihr habt mich vergewaltigt!" Die Stille, die nun folgte war unheimlich. Dominic brach sie als erster, als er Dean einen rechten Hacken verpasste, ihn gegen die Wand drückte und als Schwein und Arschloch betitelte. Dean erholte sich relativ schnell wieder von dem Schlag und der Starre, die ihre Aussage ausgelöst hatte.
"Johanna! John hat mir damals gesagt, dass du die Fantasie hättest, von zwei Männern vergewaltigt zu werden. Sonst hätte ich das doch nie getan." Ihr wurde plötzlich schwindelig und ihr Magen rebellierte. Noch bevor einer der Männer reagieren konnte, ging sie auf die Knie, legte sich ihre Hand vor den Mund und übergab sich auf den Boden des Hausflures. Dominic ließ Dean sofort los und strich ihr behutsam über den Rücken.
"Johanna..." Sie schüttelte den Kopf und wich vor ihm zurück.
"Nicht anfassen. Bitte." Das konnte sie jetzt einfach nicht ertragen. Das war alles zu viel.
Wut stieg in ihm hoch. Jetzt verstand er endlich alles. Ihre Angst vor Männern, die Zurückhaltung gegenüber seinen Berührungen und dieses ständige
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