Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
Vom Netzwerk:
überall zu kaufen.«
    »Aber vielleicht keine, die einen Bezug zu dem Schloss haben«, entgegnete Anett und das nicht mal unfreundlich.
    Mich wunderte, wie entspannt Anett mit Carla umging. Hatte sie sie vielleicht nicht bewusst wahrgenommen? Oder hatten sie damals, als die beiden gemeinsam zur Schule gingen, nichts gegeneinander gehabt? Das, was Anett im Bus gesagt hatte, hatte sich ganz anders angehört, aber wahrscheinlich wollte sie keinen Streit.
    »Na dann lasst uns mal eintreten!«, rief sie feierlich und schob den Flyer wieder in die Tasche.
    Die Tür öffnete sich mit einem leichten Knarzen, das im Raum widerhallte.
    Ich hatte mit einer kleinen Kammer gerechnet, aber der Raum war in Wirklichkeit ziemlich groß. Durch drei hohe Fenster fiel so viel Tageslicht herein, dass wir wahrscheinlich erst sehr spät das Licht anschalten mussten. Der Fußboden bestand ebenfalls aus Dielen, allerdings war ein Teppich darübergebreitet. Die Betten, die uns hier erwarteten, waren modern, aber aus Holz, sodass sie den Rahmen nicht ganz sprengten. Es gab einen langen Schreibtisch, an dem wir alle Platz hatten. Außerdem befand sich jeweils zwischen zwei Betten eine große Kommode mit vier Schubfächern.
    »Nicht schlecht«, sagte Anett, während unsere Schritte nun ebenfalls durch den Raum hallten. »Im Winter ist es hier sicher hundekalt, aber jetzt im Sommer angenehm −«
    »Dafür gibt es doch Heizungen«, fiel ihr Carla besserwisserisch ins Wort und schwang ihre Tasche auf eines der Betten. Damit war wohl das offizielle Verteilen eröffnet. Anett schien es egal zu sein, in welchem Bett sie schlief. Da ich allerdings nicht neben Carla schlafen wollte, entschied ich mich rasch für das Bett gegenüber dem äußeren Fenster, so weit weg wie möglich von Carlas neuem Schlafgemach. Anett nahm das Bett daneben und …
    Als ich mich umwandte, sah ich, dass uns ein viertes Mädchen gefolgt war. Ihr dunkelblondes Haar wurde mit einem dünnen schwarzen Haarreif aus dem Gesicht gehalten und ihr Kleiderstil erinnerte mich ein wenig an Ivy. Im Gegensatz zu meiner Klassenkameradin – jedenfalls, wenn sie in der Schule war und sich gegen so Typen wie Norman wehren musste – hatte dieses Mädchen hier einen sehr freundlichen Blick drauf.
    Nach einer kleinen Vorstellungsrunde – die Vierte im Bunde hieß Nicole – machten wir uns ans Auspacken.

Inspirationsspaziergang
    Als Erstes schrieb ich meinen Eltern eine SMS, um zu sagen, dass ich gut angekommen war. Mama antwortete sofort, wünschte mir noch einmal viel Spaß und berichtete, dass Paps noch nichts wegen der Stelle wusste und dass er nicht einschätzen konnte, wie es gelaufen war. Nun gut, dann hieß es jetzt weiter abwarten.
    Der erste Programmpunkt des Camps sollte eine Wanderung durch das Schloss und den Park sein. Natürlich fing Carla noch beim Auspacken an, sich darüber zu beklagen, dass sie hier durch den Park laufen musste und es so wenig interessante Leute gab.
    »Also wenn es nach mir ginge, würde ich mir in Nizza die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und mit den Boys flirten. Da unten trifft man manchmal auch Karl Lagerfeld.«
    Sie hatte doch allen Ernstes geglaubt, hier einen berühmten Modeschöpfer kennenzulernen!
    »Du kannst doch nicht erwarten, dass Lagerfeld oder Joop hier auftauchen«, sagte Nicole, was ihr gleich ein paar Sympathiepunkte bei mir einheimste. Ich schätzte sie als normal nett ein und sie gehörte auch zu den Teilnehmerinnen des Wettbewerbs, was Carla zu der Einzigen in unserem Zimmer machte, die für den Aufenthalt hier bezahlt hatte – oder besser gesagt ihre Eltern.
    Als wir in die Eingangshalle zurückkehrten, waren wir eine der ersten Gruppen, die wieder aus ihren Zimmern gekrochen waren. Die meisten mussten wohl noch über den Anblick ihrer Unterkunft hinwegkommen, im positiven Sinne, hoffte ich. Es waren bestimmt nicht alle so wählerisch und verwöhnt wie Carla. Nur die Bewohner zweier anderer Zimmer waren schon hier.
    Herr Heidenreich stand mit drei Frauen zusammen und warf zwischendurch immer wieder einen hektischen Blick auf die Armbanduhr. Wenn er das nicht tat, strich er sich durch das grau melierte Haar, als sei er sich seiner Frisur nicht sicher.
    Doch all das konnte die anderen trotzdem nicht schneller herunterlocken.
    Wir standen ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt neben dem Treppengeländer. Carla betrachtete ausgiebig ihre Fingernägel, auf denen kleine Steinchen glitzerten. Nicole legte den Kopf in den

Weitere Kostenlose Bücher