Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
Vom Netzwerk:
Bild nebenan zu finden war. Aber eben dieses Gewand würde Ivy gefallen! In den glänzenden schwarzen Stoff war ein Lilienmuster eingewebt. Der Kragen schien aus Seide zu bestehen und solch eine Spitze wie die, die ihn einfasste, hatte ich noch in keinem Kurzwarenladen gesehen. Und auch nicht im Internet.
    Ich spielte schon mit dem Gedanken, mein Handy zu zücken, doch schon zog unsere Karawane weiter. Ob es hier drin überhaupt erlaubt war, zu fotografieren, wusste ich nicht, aber ich wollte es auf alle Fälle versuchen.
    Noch weitere Räume folgten, in denen gab es jetzt aber eher Landschaftsbilder, Skulpturen und auch altertümliche Waffen zu sehen, was besonders für die Jungs interessant war.
    Herr Heidenreich dozierte über Hofkünstler und Waffenschmiede, doch ich hörte nur mit einem Ohr hin. Viel mehr fesselte mich der Anblick des Schlossgartens, den man durch die hohen Fenster bewundern konnte. Der Ausblick war völlig anders als von dem Flügel aus, in dem wir untergebracht waren. Hier hatte man einen herrlichen Blick auf einen englisch anmutenden Garten, so einer, von dem meine Mutter immer träumte.
    Neben weißen Skulpturen, die aus dem sorgfältig gemähten Rasen zu wachsen schienen, gab es sogar eine große steinerne Grotte, die man durchwandern konnte. Ein paar Parkbesucher verschwanden gerade in ihrem dunklen Maul, andere wurden auf der entgegengesetzten Seite wieder ausgespien.
    Ich nahm mir vor, neben dem Bild für Ivy auch einige schöne vom Garten für Mama zu machen.
    Schließlich kehrten wir zu der »Puschentruhe« zurück und tauschten unsere Latschen wieder gegen unser eigentliches Schuhwerk. Dann ging es hinaus in den Park, allerdings nicht in den mit der Grotte, sondern in den Rosenpark, wie Herr Heidenreich bemerkte. Dort gab es wohl auch zahlreiche Skulpturen, von denen wir uns inspirieren lassen sollten.
    Wir liefen durch die tolle Parkanlage und ich stellte mir vor, hier einfach auf einer Liege in der Sonne zu faulenzen. Einige Parkbesucher schienen einen ähnlichen Gedanken zu haben und genossen die laue Luft auf den Parkbänken. Von irgendwoher ertönte das Brummen eines Rasenmähers. Offenbar waren die Gärtner auch während der Öffnungszeiten des Parks bei der Arbeit.
    Wenig später standen wir tatsächlich überdimensionalen Steingebilden gegenüber. Wer von uns allerdings gedacht hätte, dass nur Engel, Römer und die adligen Herrschaften in Stein gemeißelt waren, irrte sich. Auch ein moderner Künstler stellte gerade seine Exponate auf einer gesonderten Rasenfläche aus.
    Ich musste zugeben, dass ich, was moderne Kunst angeht, ein Banause war. Wenn an manchen Werken nicht dran stehen würde, was es war, würde ich es wohl kaum erkennen. Mama meinte immer, dass sich das im Laufe der Jahre noch ändern würde, aber da war ich mir nicht so sicher. Auch jetzt stand ich wieder ratlos vor einigen Statuen und freute mich, dass ich nicht bei den Bildhauern mitmachte.
    Wieder ging es weiter, diesmal an großen Rhododendronsträuchern und anderen fremdartig anmutenden Gewächsen vorbei. Noch sah ich nirgendwo Kirschbäume hier, aber das konnte ja noch kommen.
    »He, seht euch mal den an!«, tönte Normans Stimme auf einmal deutlich aus dem Gemurmel der anderen hervor. Erst einige Augenblicke später wusste ich, wen er meinte.
    Eine Person mit Overall und Gartenhandschuhen tauchte zwischen dem Gebüsch auf. Zunächst hielt ich ihn für einen Mann, den Gärtner oder Hausmeister des Schlosses, doch als er sich umwandte, sah ich, dass er noch gar nicht so alt war.
    »Der ist aber süß!«, murmelte eines der Mädchen hinter mir, und als ich mich umdrehte, erkannte ich, dass es Carla war. Und nach kurzer Betrachtung musste ich zugeben, dass sie recht hatte.
    Natürlich war sein Outfit alles andere als schick, aber darauf kam es bei seiner Arbeit ja auch nicht an. Sein Gesicht erinnerte mich an den Schauspieler einer Superhelden-Serie, die gerade im Fernsehen lief (deren Name mir jetzt aber entfallen war). Und sein dunkelbraunes Haar war einfach so, dass man nur hineingreifen wollte.
    Ich wusste auch nicht, woher dieser Wunsch kam, aber plötzlich war er da. Norman und seinen Anhängern hätte ich höchstens ins Haar greifen wollen, um ein dickes Büschel rauszureißen, aber bei diesem Jungen …
    »He, Gärtnerboy, pass bloß auf, dass du dir nichts abschneidest!«, blaffte Norman jetzt in seine Richtung.
    Das war ja mal wieder typisch! Offenbar wusste er genau, dass er neben dem hübschen

Weitere Kostenlose Bücher