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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Und ihr?«
    Auch Anett wollte Designerin werden. Carla antwortete darauf nicht und gab vor, in den Anblick des Schlosses versunken zu sein. Das passte ja wie die Faust aufs Auge – die Prinzessin träumt von der Prinzen-Variante!
    Und ich? »Ich will Mode studieren. Allerdings habe ich wohl noch ein bisschen Zeit für die Mappe.«
    »Zeit?«, fragte Nicole entgeistert und deutete dann auf ihre Uhr, als sei sie das Kaninchen aus Alice im Wunderland. »Du hast keine Zeit! Jedenfalls nicht so viel, wie du denkst. An den Modeschulen bewerben sich jedes Jahr Tausende Schulabgänger. Sie alle führen ihre Kunstmappen schon seit Jahren, und wenn sie sich bewerben, haben die meisten ihre Zeichenkunst perfektioniert. Wie alt bist du?«
    Diese Frage erweckte ein wenig Unbehagen in mir. Was, wenn ich nun die Jüngste von allen war?
    »Vierzehn«, antwortete ich zaghaft, worauf Anett rief: »He, so alt wie ich!«
    »Mit vierzehn hatte ich schon die ersten Entwürfe bei einem Nachwuchswettbewerb eingereicht. Es wird Zeit, dass du dich an die Arbeit machst«, meinte Nicole daraufhin.
    Jetzt fragte ich mich, wie alt Nicole war. Sie wirkte noch sehr jung, genauso wie Anett und ich, aber wenn man sie so reden hörte, konnte man glauben, dass sie bereits sechzehn war.
    »Also ich habe auch schon mit einer Mappe begonnen«, entgegnete nun Anett, und ich spürte, dass sie sich ein wenig ärgerte, dass sie nicht schon irgendwelche Entwürfe zu Wettbewerben geschickt hatte. Ich sagte gar nichts mehr, um nicht durchblicken zu lassen, dass ich mir über ein Studium oder Ähnliches noch keine großen Gedanken gemacht hatte. Bisher war das alles ja eher eine heimliche Träumerei gewesen. Und die aufkeimende Panik verscheuchte ich auch sofort wieder.
    »Wenn ihr möchtet, gebe ich euch gern ein paar Adressen, an die ihr Wettbewerbsbeiträge schicken könnt. Ich nehme an, dass ihr hier seid, weil ihr bei der Ausschreibung mitgemacht habt.«
    Anett und ich nickten einhellig. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich sehen, dass Carla ihren Mund wieder abschätzig verzog. Sollte sie doch einen Krampf kriegen, der ihr Gesicht lähmte!
    Auf dem Rückweg kamen wir wieder an dem Gärtnerjungen vorbei und natürlich begannen die Jungs erneut mit ihrer blöden Anmache.
    »Jetzt ist aber gut, Leute!«, brüllte ich dazwischen, denn mir gingen die Vergleiche und Sprüche tierisch auf den Geist. »Kümmert euch um euren Kram und lasst andere ihre Arbeit machen!«
    Kaum hatte ich das ausgesprochen, war es mir, als würde mich jemand mit einem Bleistift zwischen die Schultern stechen. Als ich mich umsah, blickte ich direkt in Normans Gesicht. Mit dem Lächeln, das er daraufhin aufsetzte, hätte er in einer Geisterbahn auftreten können.
    Echt, mir lief ein Schauer über den Rücken, wusste ich doch, wie Normans Racheakte aussehen konnten. Okay, vielleicht hätte ich ihn und seine Kumpel nicht vom Lästern abhalten sollen, aber es war mir echt auf den Keks gegangen! Und hatte ich hier nicht eigentlich eine andere Sina sein wollen? Mal sehen, ob mir das jetzt das Genick brach … Abgesehen davon musste ich allerdings enttäuscht feststellen, dass sich der Gärtner nicht mal nach mir umdrehte.
    Aber wenigstens kehrte jetzt Ruhe ein. Ob das an mir lag oder daran, dass der Gärtner zwischen den hohen Stauden verschwand, wusste ich nicht, aber Norman schien jetzt so sehr damit beschäftigt zu sein, sich eine Rache für mich auszudenken, dass er nicht mehr dazu kam, seine Kumpels zu irgendetwas anzustiften.
    Einen Kulturflash und drei Mückenstiche später kehrten wir wieder ins Schloss zurück. Aus der Ferne tönte uns klassische Musik entgegen. Als ich mich darüber wunderte, klärte mich Anett auf. »Hast du nicht die Plakate am Eingang gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Hatte ich auch wirklich nicht, denn der Wiedersehensschock mit Norman hatte mir da noch in den Knochen gesessen.
    »Heute ist im großen Saal ein Kammerkonzert. Mich hat eher gewundert, dass bei unserem Rundgang der Flügel noch nicht stand.«
    »Vielleicht hatten sie Angst, dass wir etwas kaputt machen würden.«
    »Wir doch nicht!«, entgegnete Anett, und was sie und mich anging, konnte sie damit auch recht haben. Auch die anderen in unserem Zimmer würden das nicht tun. Carla, weil sie sich nicht schmutzig machen oder verletzen wollte, und Nicole, weil sie die ganze Zeit über nur ihre Entwürfe und Mappen im Kopf hatte.
    Ich hatte eigentlich darauf gehofft, abends, wenn die Museumswächter

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