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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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daraufhin und nahm den Grashalm wieder aus dem Mund.
    »Was sagst du da?« Ich konnte mich doch nur verhört haben!
    »Ich sagte, dass ich nicht finde, dass du zu Hause hättest bleiben sollen. Dann hätten wir beide uns nicht kennengelernt.«
    Nun schlug mein Herz so heftig, dass ich davon überzeugt war, dass er es hören konnte. Mir wurde heiß und kalt zugleich und ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Dieses Stechen im Bauch war total neu für mich, sonst spürte ich in der Gegenwart von Jungen höchstens ein Stechen vor Wut. Doch Thomas brachte mich vollkommen aus dem Konzept.
    Damit er mir meine Verwirrung nicht ansehen konnte, senkte ich den Kopf und gab vor, auf etwas auf dem See zu blicken. Ein kleines Lächeln huschte dabei über mein Gesicht, doch ob er das sah, konnte ich nicht sagen.
    Ohne noch weiter darauf einzugehen, betrachtete er mich nun ein wenig genauer und fragte dann: »Die Schramme stammt von dem Typ?«
    »Ja«, antwortete ich und schaute ihn nun doch wieder an. Plötzlich hob er seine Hand und strich mir sanft über die Wange und den mittlerweile verschorften Kratzer. Das Pochen, das immer noch ziemlich doll war, wurde schlagartig weniger. Doch jetzt war da nicht nur ein Stechen in meinem Bauch, sondern es fühlte sich so an, als seien Tausend Schmetterlingslarven gleichzeitig geschlüpft.
    »Ich hoffe, er sieht schlimmer aus.«
    Jetzt lächelte ich wieder. »Ich habe ihm Haare ausgerissen. Vielleicht beginnt an der Stelle ja mal eine Glatze.«
    »Bestimmt«, sagte er und zog dann seine Hand wieder zurück. Leider!
    Ich blickte nun wieder aufs Wasser, denn ich wollte mir nicht ansehen lassen, dass ich es bedauerte.
    »Komm mit, ich zeig dir was«, sagte Thomas plötzlich.
    Er streckte mir seine Hand entgegen.
    »Gibt es noch woanders Kirschbäume?«, fragte ich, und ließ zu, dass er mir aufhalf. Ich wollte seine Hand gar nicht mehr loslassen.
    »Das wirst du schon sehen! Auf jeden Fall ist es etwas, das nicht jeder, der herkommt, zu sehen bekommt.«
    Während er voranlief, behielt er seine Hand wirklich in meiner, und so war ich gezwungen, ihm zu folgen. Aber etwas anderes wollte ich im Moment auch nicht.
    O Gott, bitte lass mich nicht schon heute abreisen müssen! Das hier war viel zu schön, um es nur so kurz zu erleben.
    Als wir schließlich nebeneinander liefen, ließ er dann doch meine Hand los. Wir verschwanden zwischen den Hecken und nahmen dann einen Weg, vor dem ein großes Schild verkündete: »Betriebsweg! Zugang für Unbefugte verboten.«
    »Bin ich denn nicht auch unbefugt?«, wollte ich scherzhaft wissen.
    »Ach was! Ich bin doch bei dir, ich erteile dir die Befugnis.«
    Der Weg führte uns auf eine Art Schuppen zu, doch das war nicht der Ort, an den er mich bringen wollte. Wir strebten einem Gebüsch zu, das im Gegensatz zum anderen Teil des Gartens ziemlich verwildert aussah. Wollte das der Schlossherr so?
    Eine andere Sache drängte sich vor diese Frage.
    »Übrigens, die Geschichte mit dem Schwan stimmt ja sogar«, bemerkte ich, als wir uns durch eine schmale Stelle zwischen zwei Hecken zwängten.
    »Warum sollte sie das auch nicht?«, fragte Thomas verwundert. »Denkst du, ich tische dir irgendwelche Märchen auf?«
    »Ich dachte, das erzählst du mir nur, damit ich die brütenden Vögel nicht gefährde.«
    »Nein«, gab er zurück, »die Schwanenmutter kann wirklich manchmal ziemlich biestig sein. Besonders wenn sie Junge hat. Und der Schwanenvater ist nicht viel besser. Erst vor Kurzem ist er einer Joggerin hinterhergejagt, die sich zu nahe ans Nest gewagt hatte.«
    »Etwas Ähnliches ist mir auch passiert. Vielleicht war es doch der Vater und nicht die Mutter.«
    »Nun, das ist immer schwer zu unterscheiden. Im Gegensatz zu anderen Vögeln sehen hier Männchen und Weibchen gleich aus. Der Schwan hat dich doch wohl nicht gebissen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das hat er nicht. Als ich weit genug vom Nest entfernt war, hat er aufgegeben. Ich muss wohl auch ziemlich schnell gerannt sein. Hat der Frühsport doch was gebracht, auch wenn ich nach dem Sprint ziemlich erledigt war.«
    »Ich sehe euch jeden Morgen«, entgegnete Thomas und lächelte mich an. »Du machst eine ziemlich gute Figur beim Laufen, ich kann mir nicht vorstellen, dass du vorher nicht fit warst.«
    Er hatte uns also doch beobachtet. Und die Bemerkung über meine Figur! Da konnte ich gar nicht anders, als rot zu werden. Schnell blickte ich zur Seite, aber ich fürchtete, dass er

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