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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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anschauen, wie sich der Mond im Wasser spiegelt.«
    »In der Grotte gibt es Wasser?«
    »Ja, hast du das noch nicht gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, bisher noch nicht. Wir wurden nur durch den Schlossgarten geführt. Eigenmächtig bin ich nur zum See gelaufen.«
    »Na dann wird es Zeit, dass du sie kennenlernst. Wie wäre es mit heute Abend?«
    »Du meinst, wenn es dunkel ist?«
    »Ja, das meine ich. Oder besser gesagt, wenn es dunkel wird.«
    »Schließt denn niemand das Schloss ab?«
    Morgens war die Tür zwar immer offen, aber ich wollte nicht riskieren, nach einem nächtlichen Spaziergang vor verschlossener Tür zu stehen. Vielleicht wurde sie einfach immer schon recht früh wieder aufgeschlossen.
    »Mein Vater hat einen der Schlüssel. Wenn ich ihn frage, gibt er ihn mir und ich lasse dich raus und auch wieder rein. Also, was sagst du dazu?«
    »Klar, ich bin dabei!«, antwortete ich begeistert, ohne nachzudenken, wie ich mich am besten aus dem Zimmer stehlen würde.
    Thomas strahlte nun über das ganze Gesicht. »Prima, ich hol dich gegen zehn ab.«

Bammel
    Ich konnte mich nicht entscheiden, was an unserem Ausflug das Beste gewesen war. Die Nähe zu Thomas, der Pavillon mit den Fledermäusen oder die Einladung für heute Abend. Sicher alles zusammen. Und den ganzen Ärger mit Norman und die Frage, ob ich bleiben durfte oder nach Hause fahren musste, hatte ich für kurze Zeit auch vergessen.
    Doch als wir auf den Besucherweg zurückkehrten, lief uns Carla über den Weg. Sie war aufgetakelt bis zum Gehtnichtmehr und wirkte genervt.
    »Ah, hier bist du!«, fuhr sie mich an. »Ich hab meine ganze Zeit vertrödelt, um nach dir zu suchen.«
    »Warum das denn?«, fragte ich überrascht, weil ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass Carla Sehnsucht nach mir gehabt hatte.
    »Du sollst zu Herrn Heidenreich kommen, er erwartet dich im Büro.«
    Mir entging nicht, dass sie, während sie sprach, Thomas musterte, als sei er ein saftiges Steak und sie eine Wildkatze, die darauf aus war, ihn sich zu krallen. Ich traute Carla durchaus zu, sich an ihn heranzumachen. Und sollte ich wirklich nach Hause geschickt werden, hatte sie freie Bahn …
    »Ja, ich komme, geh du schon mal vor!«, sagte ich. Carla musterte Thomas noch einen Moment lang, als erwarte sie eine Reaktion von ihm. Als die jedoch ausblieb, wandte sie sich um und ging den Weg zurück, allerdings nicht ohne dabei ihren Hintern wie Götterspeise wackeln zu lassen.
    So ein Miststück!
    Während ich mich noch über Carla ärgerte, fragte mich Thomas: »Ist das noch wegen der Sache mit dem Kleid?«
    Ich nickte. »Ja, jetzt kommt es zu der großen Entscheidung. Wenn ich nachher nicht komme, weißt du, dass ich abreisen musste.«
    Thomas blickte etwas bedrückt drein. Wollte er nicht, dass ich gehe?
    »Ich hoffe, dass du bleiben kannst. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich an deiner Stelle nicht anders reagiert. Wenn dieser Norman dein Kleid zerschnitten hat, hat er es nicht anders verdient.«
    Wieder war dieses WENN da. Aber in diesem Augenblick konnte es meine gute Stimmung nicht trüben.
    »Ich drücke dir die Daumen und hoffe, dass du heute Abend noch da bist«, sagte Thomas zuversichtlich, bevor er mich entließ.
    »Danke«, entgegnete ich und lief dann zum Schloss zurück.
    Jetzt kam also der Augenblick der Entscheidung. Koffer packen oder hierbleiben? Nach dem schönen Nachmittag mit Thomas wollte ich auf keinen Fall von hier weg!
    Als ich an Herrn Heidenreichs Büro ankam, saß Norman schon wieder auf seinem alten Platz. Er tippte irgendwas in sein Handy und tat so, als würde es mich gar nicht geben.
    Der Reiseleiter musste einen eingebauten Radar für Übeltäter besitzen, denn kaum hatte ich mich hingesetzt, kam er durch die Tür.
    »Ah, da seid ihr beide ja. Kommt rein!«
    Seiner Stimme war nicht zu entnehmen, wie das Urteil ausgefallen war. Aber vielleicht war er inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass ich glaubwürdig war, und würde Norman allein wegschicken. Diese Hoffnung hielt aber nur so lange an, bis er die Tür hinter uns geschlossen hatte und wir in das finstere Gesicht von Frau Tizian blickten, die ebenfalls anwesend war.
    Herr Heidenreich verschränkte erneut die Arme hinter dem Rücken. »Nach reiflicher Überlegung sind wir zu einem Entschluss gekommen«, verkündete er bedeutungsschwanger.
    Ich schielte zu Norman hinüber, der mit gesenktem Kopf neben mir stand.
    Ja, jetzt den Unschuldsengel spielen! Ich blickte Herrn Heidenreich an,

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