Kirschroter Sommer (German Edition)
Zweck nicht verfehlt hatte.
»Aaauuuuuu!«, schrie er auf und fasste sich an die Seite.
»Ich hab überhaupt nichts gemacht!«, echauffierte er sich und schien offenbar ernsthaft Schmerzen zu haben. Sehr gut!
»Du Arschloch hast mir meine Pubertät zur Hölle gemacht!«, stellte ich seine Aussage gleich mal richtig und guckte ihn so was von finster an, dass alles zu spät war. Sein Gesicht nahm einen fassungslosen und leicht säuerlichen Ausdruck an, aber richtig folgen konnte er mir anscheinend immer noch nicht.
»Kannst du mir mal bitte erklären, was für einen Film du gerade schiebst?«, fragte er hysterisch.
»Ja, sehr gerne!«, antwortete ich und zitierte ihn, wobei ich den gleichen Tonfall verwendete, den er damals an den Tag gelegt hatte. »Hör mal zu, kleine Emely. Du magst ja ganz nett sein … Aber hey, deine Brüste sind mir einfach zu klein!«
»Argh …«, stöhnte er auf und rieb sich über seine Rippen. »Wie kommst du jetzt bitte darauf ?«
»Wie wäre es mit: Entschuldigung, dass ich so ein gottverdammtes riesen Arschloch bin?«
Grummelnd vor Schmerzen ließ er mich lange auf eine Antwort warten und schien nicht recht zu wissen, was er mir entgegnen sollte.
»Keine Ahnung, man«, murmelte er schließlich vor sich hin. »Ich war eben verletzt …«
» Du warst verletzt?«, wiederholte ich und empfand es als eine der größten Frechheiten, die ich jemals gehört hatte. »Dass ich nicht lache!«
»War ich wirklich!«, beharrte er. »Zugegeben, es war nicht in Ordnung, was ich gesagt habe. Aber du brauchst dich jetzt überhaupt nicht so aufzuspielen! Was du gemacht hast, war ja wohl wesentlich fieser!«
Bitte?
Wollte der mich verscheißern?
»Ich? Was ich habe ich dir denn getan?« Ich starrte ihn an und fuhr zynisch fort. »Entschuldige bitte, das war mein erster Kuss! Hätte ich gewusst, dass du dir einen professionelleren vorgestellt hattest, dann wäre ich vorher natürlich eine verdammte Anleitung durchgegangen!«
»Rede keinen Schwachsinn«, schnitt er mir das Wort ab. »Das war selbst mein erster Kuss. Hör gefälligst auf, die Tatsachen zu verdrehen! Meine Bemerkung mit den Brüsten war lediglich eine Reaktion darauf, dass du mich verarscht hast.« Er machte eine kurze Pause. »Mann, ich habe einfach Rot gesehen, als ich gehört habe, dass du mit diesem Penner zusammen bist.«
Schlagartig entglitten mir die Gesichtszüge. »Was?«, entfuhr es mir.
»Dachtest du, ich bekomme das nicht mit? Dieser Vogel hat es schließlich in der ganzen Schule rumerzählt!«
»Von was zur Hölle sprichst du?«, fragte ich entgeistert.
»Na, dieser Penner eben … Ich weiß nicht mehr, wie er hieß … Simon?« Elyas’ Stimme klang abwertend.
»Meinst du vielleicht Sören?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn.
»Ja, denn eben Sören«, murmelte er. Offenbar spielte der Name keine große Rolle für ihn.
Ich brauchte erst einmal ein paar Sekunden, um mich zu sammeln. Das waren einfach zu viele seltsame Informationen auf einmal. Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, versuchte ich faktisch an die Sache ranzugehen.
»Sören hat in der Schule rumerzählt, er wäre mit mir zusammen?«
»Ja. Ist doch aber eigentlich auch scheiß egal, woher ich’s wusste«, antwortete er.
»Und du … hast ihm das geglaubt?«
»Natürlich habe ich’s ihm geglaubt«, sagte Elyas, der nun ebenfalls ein bisschen verwirrt wirkte. »Du hingst doch andauernd mit ihm rum.«
»Gott, Elyas«, stöhnte ich und drückte meinen Kopf fest ins Kissen. »Bist du vielleicht ein einziges Mal in deinem blöden Kopf auf die Idee gekommen, mich darauf anzusprechen? Oder Alex zu fragen?«
»Was hätte das schon geändert«, schnaubte er.
»Weil sie oder ich dir dann gesagt hätten, dass Sören Scheiße erzählt hat?«
Im nächsten Augenblick konnte man förmlich sehen, wie die Zahnräder in Elyas’ Kopf zu greifen anfingen. »Du … Du … warst überhaupt nicht mit ihm zusammen?«
»Nein, du Idiot! Mann, ich war zwei Jahre in dich verknallt – Zwei. Verdammte. Jahre! Du hast mir mein verfluchtes Herz gebrochen, du Arschloch!«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst oder …?« Er starrte mich an.
So viel Blödheit war einfach zu viel für mich! Es war wie ein Reflex, dass ich ein weiteres Mal mit meinem Ellenbogen ausholte und Elyas genau gegen die gleiche Stelle wie vorhin boxte.
»Auuu!«, schrie er erneut auf und hielt sich die Seite. »Jetzt hör gefälligst auf damit!«
»Stell dich nicht so an, du Memme«, grummelte
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