Kirschroter Sommer (German Edition)
bist? Ich vermisse dich seit der Sekunde, in der ich dich losgelassen habe. Anstatt dich jetzt in den Armen zu halten, liege ich neben deinem Bruder, und er ist leider nicht halb so kuschelkooperativ wie du.
Er lässt Emely schöne Grüße ausrichten und du sollst ihr sagen, dass sie ihm fehlt.
Schlaf schön, Alex. In Liebe, Sebastian .«
Ich seufzte; er hatte mir extra Grüße ausrichten lassen. Ohne dass ich es wollte, stellte ich mir vor, wie er neben Sebastian im Zelt lag.
»Und, was sagst du? Ist er nicht süß?«
»Ja, das ist er. Verdammt süß sogar.«
»Du gibst mir also Recht«, plapperte sie und sprang auf.
»Womit gebe ich dir Recht?« Ich beobachtete sie, als sie wie wild anfing, in ihrer Reisetasche zu wühlen.
»Na, dass ich sofort zu ihm gehen und mich für die SMS bedanken muss.«
»Alex!«, fauchte ich.
»Irgendwo hatte ich hier doch eine Regenjacke …«
»Hast du gehört? Du wirst den Teufel tun und mich hier allein lassen!« Wenn Alex jetzt ging, bekam ich sie vor morgen Früh nicht mehr zu Gesicht.
»Nur ganz kurz, nur noch ein Kuss!«, sagte sie und hielt die gesuchte Jacke schließlich in den Händen.
»Alex, bitte, bleib hier.«
»Ich schwöre dir, ich bin in fünf Minuten wieder da. Wirklich, Emely!« Sie zog sich die Jacke über und hantierte am Reißverschluss des Zeltes.
»Alex!«
»Bis gleich«, rief sie noch, ehe sie auf allen Vieren nach draußen verschwand. Meine Hand suchte nach einem schweren Gegenstand, den ich ihr hätte hinterherwerfen können. Aber leider gab das Zelt nichts her und so ließ ich mich knurrend wieder auf den Rücken fallen. »Blöde Kuh.«
» Bin gleich wieder da. «
Pah, von wegen! Über eine halbe Stunde blieb sie nun schon weg.
Eingemummelt in meinem Schlafsack lauschte ich den Regentropfen, die gegen das Zeltdach prasselten. Langsam gab ich die Hoffnung auf Alex‘ Rückkehr auf. Wahrscheinlich lag sie längst ins Sebastians Armen und schlummerte friedlich vor sich hin.
Ich schob die Hand unter meine Wange. Würde ich auch jemals so ein Glück haben, wie sie mit Sebastian?
Vermutlich nicht.
Nein, sogar ziemlich sicher nicht.
Ich seufzte und drehte mich auf den Rücken. Ich wollte endlich einschlafen, aber wie so oft in letzter Zeit bekam ich kein Auge zu.
Blöder Elyas …
Blöder gut aussehender, süßer, liebenswerter, charmanter, intelligenter Arsch …
Man sagte immer, dass man sein »erstes Mal« niemals vergessen würde. Auf mich traf das nicht zu, denn mein erstes Mal verdrängte ich seit Jahren erfolgreich. Woran ich mich jedoch bis an mein Lebensende erinnern würde, war mein erster Kuss.
Als ich mich zurück auf die Seite wälzte, zog sich der Reißverschluss des Zeltes auf. »Meine Güte, da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr«, murmelte ich.
»Sorry Schatz, hätte ich gewusst, dass du auf mich wartest, hätte ich mich beeilt.«
Das.
War nicht.
Alex.
»Elyas!« Ich fuhr hoch.
»Schlag mich bitte nicht!« Er kroch durch den kleinen geöffneten Spalt zu mir ins Zelt.
»Verschwinde!«
»Jetzt bitte nicht überreagieren!«
»Ich reagiere völlig angemessen!«
»Was soll ich denn machen? Du schickst uns einfach dieses Sebastian verschlingende Monster rüber und ich darf mir das Schmatzen anhören. Weißt du, wie eklig das ist, wenn man nur zehn Zentimeter danebenliegt?«
Ich verzog das Gesicht. Das war allerdings tatsächlich ein Argument. Aber deswegen wollte ich Elyas trotzdem noch lange nicht in meinem Zelt haben.
» Ohropax , Elyas, Ohropax !«
»Ich hatte keine. Aber ich habe mir eine halbe Stunde die Ohren zugehalten.«
»Und warum hast du das nicht weiterhin getan?«
»Sagen wir so, als Sebastians Hand langsam meinen Oberschenkel hoch gewandert ist, habe ich allmählich zu viel bekommen.«
Ein Bild formte sich in meinem Kopf zusammen und brachte mich zum Schmunzeln.
»Ich fand das überhaupt nicht lustig«, murmelte er.
»Sind wir ein bisschen homophob, Elyas?«
»Homo was?«
»Vergiss es.«
»Also, kann ich jetzt hier bleiben?«, fragte er.
»Mann, Elyas«, stöhnte ich. »Es gibt noch genau drei andere Zelte, in die du gehen kannst.«
»Ach ja? Yvonne und Jessica schlafen bereits. Nick steht ja wohl völlig außer Frage und was ich mir bei Sophie und Andy anhören müsste, wäre noch mal die Hardcoreversion vom dem, was ich gerade eben erlebt habe.«
Na toll.
»Und dass ich dich hier nicht haben möchte, interessiert dich einfach nicht, oder was?«
»Bitte,
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