Kirschroter Sommer (German Edition)
Baumstamm lehnte.
Vielleicht würde er jetzt verschwinden? Gerade, als ich mich an diesen kleinen Hoffungsschimmer zu klammern begann, kniete er sich neben mich und griff nach meinem Handgelenk, um mir den Puls zu messen.
»Keine Sorge, Emely«, zwinkerte er mir zu. »Alles halb so schlimm.«
An seiner Stelle hätte ich auch gut reden. Schließlich war er nicht derjenige, der hier dümmlich im Gras herum lag.
»So wie es aussieht, hattest du einen kleinen Hitzekollaps. Wenn man es nicht gewohnt ist, bei diesen Temperaturen Sport zu treiben, kann das schnell mal passieren. Du brauchst jetzt dringend viel Flüssigkeit und Zucker. Ich werde dir eine Cola besorgen und dann bist du im Handumdrehen wieder fit«, sagte er.
Ich wand meinen Kopf zur Seite und wich seinem Blick aus. Das Einzige, was er zur Antwort bekam, war ein kaum hörbares »Hm.«
»Kann ich mich darauf verlassen, dass du liegen bleibst?«
Machte er Witze? Dachte er, ich würde in der Zwischenzeit eine Runde shoppen gehen? Selbst wenn ich nichts sehnlicher gewollt hätte, als auf der Stelle aufzustehen und mich für alle Ewigkeit aus dem Staub zu machen, war ich dazu leider nicht im Entferntesten in der Lage. Also nickte ich stumm und hoffte weiterhin, mein Wunsch mit dem Sterben würde vielleicht doch noch in Erfüllung gehen.
»Gut«, sagte er. »Ich verlass mich darauf und bin gleich wieder da.« Mit diesen Worten entfernte er sich von mir.
Mann! Weshalb widerfuhr so etwas nicht mal jemand anderem? Warum in aller Welt musste es immer ich sein? Und noch dazu ausgerechnet, wenn er dabei war. Er würde mich für den Rest meines Lebens damit aufziehen, soviel war sicher.
Ich bemitleidete mich noch eine Weile selbst und verfluchte mein Schicksal, bis Elyas nach wenigen Minuten mit einer Flasche Cola in der Hand zurückkehrte. Zu meinem Leidwesen setzte er sich zu mir auf die Wiese. »Denkst du, du kannst dich aufsetzen?«
Leichter gesagt als getan, Blödmann.
Ich stützte mich auf den Händen ab und ließ missmutig über mich ergehen, dass Elyas mir beim Aufrichten half. Alles drehte sich, als ich endlich saß, und mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerplatzen. Elyas reichte mir die geöffnete Flasche, und nachdem ich sie entgegengenommen hatte, begann ich nippend davon zu trinken.
»Du wirst sehen, es wird dir gleich besser gehen«, sagte er.
Zwar gab ich nicht viel auf das, was aus seinem Mund kam, aber in diesem Fall sollte er ausnahmsweise Recht behalten. Ich hatte gerade mal die halbe Cola getrunken, als ich schon spürte, wie sich mein Kreislauf langsam ein bisschen erholte. Gut fühlte ich mich trotzdem noch nicht, aber nach ungefähr fünfzehn Minuten bildete ich mir ein, dass ich zumindest wieder aufstehen konnte.
»Ehm … was genau hast du vor?« Elyas beäugte mich, als ich erste Anstalten zum Aufstehen machte. Er schien das offenbar für keine besonders gute Idee zu halten.
»Mir geht es besser. Ich werde nach Hause laufen«, entgegnete ich, richtete mich schwerfällig auf und versuchte mein Körpergewicht auf den Knien zu balancieren. Diese stellten sich jedoch als weicher heraus, als ich es erwartet hatte.
»Lass mich dir helfen«, sagte Elyas und stand im nächsten Moment an meiner Seite.
»Es geht schon«, murmelte ich, machte eine abweisende Handbewegung und geriet prompt ins Schwanken.
Er zog eine Augenbraue nach oben. »Das sehe ich …«
Ohne um Erlaubnis zu fragen, stützte er mich, und weil ich wusste, ich würde mich mit meinem lächerlichen Widerstand nur noch mehr blamieren, biss ich die Zähne zusammen und ließ ihn gewähren. Ich war so unglaublich sauer auf mich selbst. Warum war ich überhaupt auf diese beschissene Idee gekommen, joggen zu gehen?
»Mein Auto steht gleich da vorne«, deutete er, nachdem wir ein paar Meter hinter uns gebracht hatten. »Am besten, ich fahre dich nach Hause.«
Hatte er gesagt, er würde mich in seinem Auto nach Hause fahren?
Ich begann tatsächlich abzuwägen …
Wie wichtig war mir eine Fahrt in meinem Traumauto? Würde ich dafür in Kauf nehmen, mit Elyas auf so engem Raum zu sitzen?
Ich gab ihm wortlos meine Zustimmung und war sehr darauf bedacht, mich so wenig wie möglich an ihm abzustützen. Natürlich kamen wir wegen meiner Starrsinnigkeit nur sehr schleppend voran, aber noch mehr Körperkontakt wäre die wesentlich schlimmere Alternative gewesen.
»Mein Angebot mit dem Tragen steht noch«, bot er sich nach einer Weile erneut an.
»Träum
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