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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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wieder nicht …«
    »Nein, ich werde nicht dabei stolpern!«
    »Okay, dann mach‘s gut und bis demnächst.«
    »Ja, …Tschüss.«
    »Nein ich werde dabei sicher niemanden kennen lernen!«
    »Ja, ich weiß … Tschüss.«
    Mit einem lauten Seufzen legte ich auf. Carla, meine Mutter – oder diese Frau , wie ich sie häufig nannte – würde mich eines Tages noch ins Grab bringen, so viel stand fest.
    Nach dem Telefonat blieb ich noch eine ganze Weile auf meinem Bett liegen. Ich musste mich erst einmal wieder erholen. Als ich diesen Zustand irgendwann einigermaßen erreicht hatte, fielen mir tausend Gründe ein, warum ich das Joggen besser auf morgen verschieben sollte. Aber nein, dachte ich mir und zwang mich zum Aufsetzen. Langsam musste ich endlich was gegen meine katastrophale Kondition unternehmen. Ich war heute Morgen mit dem festen Vorhaben aufgestanden, joggen zu gehen, und verdammt noch mal, ich würde es durchziehen!
    Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck quälte ich mich aus dem Bett und lief zu meinem Kleiderschrank, um mir die nötigen Klamotten zusammenzusuchen. Nachdem ich mich umgezogen hatte, band ich meine Haare zusammen, damit sie mich beim Laufen nicht stören würden, und griff nach meinem MP3-Player. Ich steckte ihn in meine Hosentasche, sah mich noch ein letztes Mal um und verließ schnellstmöglich mein Zimmer, bevor ich es mir doch noch anders überlegte.
    Als mir draußen wieder die schwüle Hitze entgegenschlug, kam ich erneut kurzzeitig ins Zögern. Eigentlich war es wirklich zu warm für körperliche Aktivitäten, aber wer wusste schon, wann ich mich das nächste Mal aufraffen könnte. Deswegen wollte ich es auf jeden Fall durchziehen.
    Mein Ziel war ein nahe gelegener Park, und als ich dort eintraf, schwitzte ich bereits, obwohl ich mit dem Joggen noch nicht mal angefangen hatte. Aber eisern wischte ich jeden Anflug von Trägheit beiseite, schaltete meinen MP3-Player ein und steckte mir die kleinen Hörer ins Ohr. Meine Wahl fiel auf Bob Marley, weil Reggae den perfekten Takt für meinen Jogging-Rhythmus hatte. Bekanntlich sollte man sich ja langsam steigern und ich fing eben ganz am Anfang an. » Emancipate yourself from mental slavery, none but ourselves can free our mind «, sang ich leise den »Redemption Song« mit, atmete tief durch und lief im Zeitlupentempo los.
    Ein schmaler, mit Kieselsteinen bedeckter Weg führte mich durch den Park und auch wenn ich für meinen Geschmack mehr als genug Zuschauer hatte, war ich froh, dass von dem schönen Wetter nicht noch mehr Leute angezogen worden waren. Ich versuchte, alles um mich herum auszublenden und konzentrierte mich einzig auf meine Füße. Tu einfach so, als würdest du‘s können , sprach ich mir zu und kämpfte mich weiter voran.
    Doch leichter gesagt als getan. Bereits nach sehr kurzer Zeit fühlten sich meine Beine an, als hätte ich einen halben Marathon zurückgelegt. Leider verriet mir aber die Uhr, dass meine Wahrnehmung wenig mit der Realität gemeinsam hatte, denn ich war gerade mal sieben Minuten unterwegs.
    Rechts, links, rechts, links, zwang ich meine Beine durchzuhalten und biss die Zähne zusammen. Es konnte doch nicht sein, dass mir nach so kurzer Zeit schon die Puste ausging? Nein, es durfte nicht sein! Verbissen fixierte ich den Boden und sah es überhaupt nicht ein, mich von meinem inneren Schweinehund schon wieder besiegen zu lassen. Wenigstens einmal musste ich es ihm zeigen, und zwar genau heute!
    Blöderweise hatte der Schweinehund aber einen Trumpf im Ärmel, den er gnadenlos ausspielte und der sich schon nach kurzer Zeit in Form von Schmerzen in meinen Schenkeln bemerkbar machte. Ich fluchte innerlich. Als ich aufsah, um zu überprüfen, wie weit es noch bis zu meinem vorgenommen Ziel war, traf mich fast der Schlag. Ich blickte direkt in zwei türkisgrüne Augen, deren Besitzer lässig und rückwärts vor mir her joggte.
    Ich konnte es nicht glauben! Wieso immer ich?
    Seine Lippen bewegten sich, doch dank meiner Musik blieb es mir erspart, auch nur ein einziges seiner gewiss glorreichen Worte hören zu müssen. Ein Elyas im Stummmodus war wesentlich erträglicher, stellte ich fest.
    Stur lief ich weiter und ignorierte seine andauernde Zeichensprache, mit der er mir zu verstehen geben wollte, dass ich die Hörer aus den Ohren nehmen sollte. Als er dann jedoch selbst nach dem Kabel zu greifen versuchte und mir mit seinen dämlichen Griffelfingern gefährlich nahe kam, gab ich mich geschlagen und kam

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