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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Schultern, um seine Arme von mir zu lösen und warf einen vorsichtigen Blick auf meine Handverletzung, in der ich viele kleine Glassplitter erkannte. Hatte die unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden nicht schon ausgereicht? Nein, bei meinem Talent musste ich natürlich auch noch mit der Hand in irgendwelchen Scherben landen.
    »Zeig mal«, sagte Elyas und nahm meine Hand sachte in seine. Er inspizierte sie kurz. »Es sieht zwar nicht tief aus, aber muss auf jeden Fall gereinigt werden.« Ich nickte und schielte ebenfalls auf die Wunde.
    »Kann ich irgendetwas tun?«, fragte der Mann.
    »Ja, geh! Und fahr sie gefälligst nie wieder um«, zischte Elyas, woraufhin er sich sogleich einen bösen Blick von mir einfing.
    »Hör gefälligst auf, so unfreundlich zu sein. Ich bin selbst schuld – oder besser gesagt: du !«
    »Ich?«, fragte er, als hätte er sich verhört.
    »Ja! Wärst du nicht in meiner Vorlesung aufgetaucht, dann wäre das alles überhaupt nicht passiert.«
    »Es hat dir keiner gesagt, dass du von mir davon laufen sollst. Und außerdem war das noch lange kein Grund, sich gleich mit einem Fahrrad anzulegen.«
    Weil Elyas anfing mich wahnsinnig zu nerven und ich mich endlich aus dieser misslichen Lage befreien wollte, verlagerte ich mein Gewicht auf meine schmerzenden Knie und versuchte, mich hochzustemmen. Als er mir behilflich sein wollte, knurrte ich nur »Das kann ich allein«, und schob ihn weg.
    Wenn auch etwas wacklig, stand ich schließlich und atmete erst einmal tief durch.
    »Sie glauben überhaupt nicht, wie leid mir das tut«, fing der Mann erneut an. »Ich wäre wirklich froh, wenn ich irgendetwas für Sie tun könnte.«
    »Du könntest schon viel für mich tun, wenn du aufhören würdest, mich zu siezen«, entgegnete ich. Immerhin war er kaum älter als ich und wenn mich jemand siezte, fühlte ich mich nicht wie ich selbst. Frau Winter war meine Mutter, nicht ich. »Außerdem ist es wirklich nicht so schlimm«, sprach ich weiter. »Mach dir keine Sorgen. Dich trifft nicht die geringste Schuld. Im Gegenteil, ich müsste mich bei dir entschuldigen, und mich bedanken, dass du kein Motorrad gefahren bist.«
    »Aber …«, wollte er dagegenhalten, doch ich fuhr ihm ins Wort. »Wirklich«, versicherte ich, woraufhin er Luft holte und schwieg.
    »Da hast du’s gehört! Und jetzt nimm dein Fahrrad und schieb weiter. Ich hab da hinten noch ein paar junge Frauen gesehen, die du ebenfalls umfahren könntest. Wenn du dich beeilst, kriegst du sie noch.«
    »Elyas!«, fauchte ich und hatte allmählich wirklich genug, was ich ihm mit meinem Gesichtsausdruck deutlich signalisierte. Wie sich herausstellte, verstand er es ausnahmsweise mal, denn als sich der Mann daraufhin noch zwanzig weitere Male entschuldigte, bevor er endlich sein Fahrrad nahm und es davon schob, hielt Elyas die Klappe.
    »Und dir auch eine gute Heimfahrt«, wandte ich mich trocken an Letzteren und hoffte, er würde ebenfalls gehen.
    Elyas ignorierte meinen Kommentar. »Es gibt jetzt genau zwei Möglichkeiten, Emely«, sagte er. »Die eine ist, dass ich mit dir nach oben gehe und mir deine Verletzung genauer ansehe. Die andere ist, dass ich dich zu einem Arzt fahre und du dich dort behandeln lässt. Es liegt ganz bei dir, such’s dir aus.«
    Völlig genervt erreichte ich mit Elyas im Schlepptau meine Wohnung. Zu allem Übel fand ich sie leer vor, von Eva fehlte jede Spur.
    Fakt war, dass ich mir die Dinger am liebsten selbst aus der Hand geholt hätte, mir aber leider eingestehen musste, dass es – wie Elyas es bezeichnet hatte – absoluter Schwachsinn gewesen wäre. Und da ich keine Lust hatte, zu einem Arzt zu gehen und den ganzen Nachmittag im Wartezimmer zu verbringen, blieb mir nichts anderes übrig, als auf sein Angebot einzugehen.
    »Setz dich«, sagte Elyas und deutete auf mein Bett.
    Da es mir nach wie vor nicht besonders gut ging – ich aber auf dem Weg nach oben trotzdem darauf bestanden hatte, alleine zu laufen – gehorchte ich ihm ausnahmsweise.
    Mann, ich kam mir vor wie ein dreijähriges Kind, das man nicht alleine vor die Haustür schicken konnte. Zumindest nicht ohne größere Katastrophen. Es war so furchtbar erniedrigend, dass mir so etwas ständig in seiner Gegenwart unterlief.
    Ich seufzte und hielt meine geöffnete Handfläche nach oben. Umso genauer ich mir die Wunde ansah, desto mehr schien sie weh zu tun. Deshalb wandte ich den Blick wieder davon ab.
    »Hast du hier so etwas wie Verbandszeug und Alkohol?«
    »Im

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