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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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und ich ihr nach, bevor wir uns gegenseitig eine ganze Weile mit diesem Blick bedachten.
    »Holst du sie zurück?«, bat ich ihn stirnrunzelnd und schüttelte gedanklich den Kopf über Eva.
    Er seufzte und nickte missmutig, ehe er sich schwerfällig erhob. Als er seine Hand schon auf die Türklinke gelegt hatte, hielt er jedoch inne und drehte sich noch einmal zu mir um.
    »Übrigens, um noch mal kurz auf unser Thema von vorhin zurück zukommen …«, begann er und fuhr mit den Fingern über das Metall der Klinke. »Du bist absolut mein Typ.« Mit einem frechen Schmunzeln auf den Lippen verließ er ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ich starrte ihm nach, als hätte mir soeben jemand einen Golfball in den Mund gesteckt.

KAPITEL 11
    Albtraum
    »Hey Dad«, rief ich fröhlich ins Telefon.
    »Emely, meine Süße«, erwiderte er, »wie geht’s dir?«
    »Gut, danke. Und euch?«
    »Du fehlst mir jeden Tag, aber ansonsten ist alles in Ordnung.«
    Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Es tat so gut, seine Stimme zu hören. »Du fehlst mir auch, Papa.«
    »Du bist auf der Uni und verbringst gerade die schönsten Jahre deines Lebens. Da solltest du wirklich nicht deinen alten Vater vermissen.«
    »Ich tue es aber trotzdem und dagegen kannst du rein gar nichts machen.«
    »Der gleiche alte Sturkopf«, schmunzelte er und fuhr fort. »Gibt es denn einen bestimmten Grund für deinen Anruf? Hast du etwas auf dem Herzen?«
    »Nein, ich wollte nur hören, wie es euch geht. Warum fragst du, störe ich?«
    »Du störst nie, Emely. Es ist nur so, dass deine Mutter wie gewohnt ohne mein Wissen Pläne geschmiedet hat und mir meinen gemütlichen Fernsehabend zunichte macht, indem sie mich auf eine Feier mitschleppt.«
    »Ach nein, du Armer«, sagte ich und seufzte. »Welche Feier ist es diesmal?«
    »Das weiß ich nicht mal genau. Du kennst ja deine Mutter, sie hat überall ihre Bekanntschaften …«
    Oh ja, ich kannte meine Mutter. Und meinem Vater galt meine volle Bewunderung, weil er immer alles so geduldig über sich ergehen ließ.
    »Du hast mein aufrichtiges Mitgefühl. Wann müsst ihr denn los?«
    »Eigentlich wollten wir schon vor zwanzig Minuten losfahren, aber Carla ist vor einer halben Stunde mit den Worten ›Ich bin in zehn Minuten fertig‹ im Bad verschwunden und wart seitdem nicht mehr gesehen.«
    »Ah, aber ich höre gerade, sie kommt«, ergänzte er jedoch.
    »Gut, dann will ich euch nicht aufhalten«, sagte ich. »Wenn auch nur kurz, war es trotzdem schön, mit dir geredet zu haben, Papa. Sag Mama schöne Grüße.«
    »Schöne Grüße von Emely«, hörte ich ihn sagen.
    »Grüß sie schön zurück!«, rief meine Mutter sogleich aus dem Hintergrund.
    »Gehört?«, fragte er mich.
    »Ja, unüberhörbar wie immer«, grinste ich. »Ich wünsche euch viel Spaß.«
    »Danke, ich hoffe, den werden wir haben. Hast du denn heute Abend auch noch was vor?«
    »Nein. Eva ist nicht zu Hause und bleibt über Nacht weg. Ich denke, ich werde diese günstige Gelegenheit zum Lernen nutzen.«
    »Irgendwann werden dir noch Lesezeichen aus den Ohren wachsen.«
    Ich schmunzelte. »Ich glaube, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Da bin ich mir manchmal nicht so sicher«, seufzte er. »Im Ernst, Emely. Lernen ist wichtig und du wirst in der Zukunft sicher von einem guten Studienabschluss profitieren. Aber es gibt noch eine Sache, die viel wichtiger als all das ist, und die nennt sich Leben. Tust du mir den Gefallen und vergisst das bitte nicht?«
    »Papa, du übertreibst maßlos. Ich sitze nicht nur hinter meinen Büchern, wirklich.«
    »Ich hoffe es. Es gibt nämlich so viele wunderschöne Dinge, die du ansonsten versäumst.«
    »Karsten!«, hörte ich meine Mutter schimpfen.
    »Ist ja gut, ich komme schon«, entgegnete er und wandte sich daraufhin noch einmal kurz an mich. »Denk drüber nach, was ich gesagt habe, okay? Hab einen schönen Abend.«
    »Ja, tue ich und danke. Gute Fahrt euch beiden und macht’s gut.«
    »Mach’s besser, mein Schatz.«
    Ich legte auf und stellte das Telefon wieder zurück in die Ladestation. Mein Vater tat fast so, als gönnte ich mir nicht mal eine Sekunde Freizeit am Tag. Aber das stimmte nicht. Wenn ich daran dachte, wie oft mir Elyas auf die Nerven ging, hatte ich offenbar sogar noch zu viel Freizeit.
    Ich verdrängte seinen Namen und schnappte mir das Buch, das ich vorhin angefangen hatte. Doch ich schaffte es nicht mal, die zwanzigste Seite zu beenden, bis es plötzlich an meiner Tür

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