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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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nicht! Oder sah ich aus wie eine Hochglanz-Ische? Eindeutig Nein! Aber wie er mich immer ansah …
    Himmelherrgott! Ich drückte meinen Kopf ins Kissen. Schon wieder nur Elyas, Elyas, Elyas … Das war eindeutig kein gutes Zeichen.
    Mein Verstand sagte mir, es war schon fatal, auch nur eine Sekunde an ihn zu denken, trotzdem konnte ich es nicht abstellen. Ich wurde noch komplett kirre davon.
    Elyas spielte ein gefährliches Spiel mit mir. Und ich konnte doch nicht allen Ernstes so blöd sein und noch ein zweites Mal auf ihn hereinfallen? Damals war ich naiv gewesen und hatte es nicht besser gewusst. Dieses Mal gäbe es keine Entschuldigung, es wäre bloße Dummheit.
    Das Telefon klingelte. Ich blickte zur Uhr. Es war bereits kurz nach Mitternacht. Ich runzelte die Stirn, erhob mich und nahm das Telefon aus der Ladestation. Eine unbekannte Nummer leuchtete auf dem Display auf. An der Vorwahl konnte ich erkennen, dass es sich um einen Anschluss aus Neustadt handelte. Ich bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch.
    »Ja?«, meldete ich mich.
    »Frau Emely Winter?« Eine weibliche, mir nicht vertraute Stimme, deren Tonfall viel zu ernst für eine derart belanglose Frage klang.
    Mein Hals kratzte. »Ja«, bestätigte ich.
    »Guten Abend, Frau Winter, ich rufe sie aus dem Städtischen Krankenhaus in Neustadt an.«
    Krankenhaus.
    Mama. Papa.
    Es war, als wäre plötzlich die Zeit eingefroren. Meine Gedanken lösten sich auf, hinterließen eine vollkommene Leere in meinem Kopf. Ich starrte ins Nichts und meine Hand klammerte sich fester um das Telefon.
    »Frau Winter, ihre Eltern hatten einen Autounfall …«
    Ich spürte, wie sich mir die Kehle zuschnürte.
    »W … Was ist mit meinen Eltern?«, stammelte eine Stimme, von der ich nicht wusste, wo sie herkam, aber erkannte, dass es meine gewesen war.
    »Ihrem Vater geht es soweit gut«, antwortete die Frau. »Er hat sich den Oberschenkel und drei Rippen gebrochen.«
    Papa ging es gut. Diese Feststellung sollte mich beruhigen, doch sie tat es nicht. In dem Satz der Frau hatte ein unausgesprochenes »aber« gesteckt, und als ich das realisierte, fing ich an zu zittern.
    »Und … Carla …?«, fragte ich.
    Die Frau atmete ein. »Nun, Ihre Mutter wird derzeit operiert. Sie wurde mit mehreren inneren Verletzungen bei uns eingeliefert. Momentan kann ich Ihnen leider noch nicht mehr über den genaueren Gesundheitszustand sagen. Doch ich werde mich sofort bei Ihnen melden, sobald es etwas Neues gibt.«
    Eine schwere Metallkette schien sich um meinen Oberkörper zu schlingen und nahm mir jeglichen Raum zum Atmen.
    »Kann ich … mit meinem Vater sprechen?«
    »Er stand ziemlich unter Schock und braucht jetzt viel Ruhe, Frau Winter. Bevor er eingeschlafen ist, hat er mich gebeten, Sie anzurufen.« Ihre Worte klangen so abschließend, als gäbe es nichts, was sie mir noch hätte sagen können.
    »Ist es … sehr schlimm?«, fragte ich.
    »Das kann ich nur schwer beurteilen und es wäre fatal, wenn ich Ihnen falsche Auskünfte geben würde. Ihre Mutter hat starke Verletzungen, mehr weiß ich leider nicht. Aber ich versichere Ihnen, dass die Ärzte im OP alles nur erdenklich Mögliche für sie tun werden.«
    Ich schluckte, aber die Trockenheit in meinem Hals wollte nicht schwinden. Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf, während mich gleichzeitig eine hohle Trägheit umgab. Ich fühlte mich taub und wie von einem dumpfen Schlag getroffen, der mir in den Ohren hallte. Langsam setzte ich mich zurück auf den Schreibtischstuhl.
    »Danke«, sagte ich und legte auf.
    Die Stimme meiner Mutter, als sie mir am frühen Abend die Grüße hatte ausrichten lassen, klang in meinen Erinnerungen. Das war das Letzte, was ich von ihr gehört hatte.
    Es kam mir vor, als wäre ich auf einem schlechten Trip, als wäre dieser Anruf gerade nicht wirklich passiert. Ich konnte nicht begreifen, was mir diese Frau am Telefon hatte vermitteln wollen. Ihre Worte waberten durch meinen Kopf, aber ergaben keinen Sinn.
    Meine Eltern konnten keinen Unfall gehabt haben, ich hatte doch noch vorhin mit ihnen telefoniert.
    Mama.
    So oft hatte ich sie in letzter Zeit abgewürgt, hatte ihr nicht gezeigt, wie sehr ich sie eigentlich liebte und ihre Anrufe stattdessen als nervend empfunden.
    Autounfall … Innere Verletzungen, hallte es immer wieder durch meinen Kopf, trotzdem erreichten mich die Begriffe irgendwie nicht. Meine Gedanken waren wie von einem dichten Nebel umhüllt, der alles unter sich begrub.
    Eins aber wurde

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