Kishons beste Familiengeschichten.
dem Heimweg machte ich einen raschen Besuch bei meinem Hündchen.
Sein fröhliches Bellen mischte sich reizvoll mit dem trockenen Husten seines Besitzers, der mir das Tier sofort wieder aufladen wollte. Ich wehrte ab:
»Morgen. Heute geht’s nicht. Heute wird unsere ganze Familie gegen Tollwut geimpft, und da möchte ich den Hund nicht nach Hause bringen. Morgen, spätestens übermorgen. Sie sehen, daß ich ihn haben will. Sonst wäre ich ja nicht gekommen.«
Und ich entfernte mich eilends.
»Diese Zeitungsannoncen«, erklärte ich meiner wartenden Gattin, »sind nicht einmal ihre Druckerschwärze wert. Du würdest gar nicht glauben, was für Wechselbälger man mir gezeigt hat.«
»Zum Beispiel?« Ihr Tonfall hatte etwas Inquisitorisches, als wollte sie mich in die Enge treiben. Sie vergaß, daß sie einen schöpferischen, phantasievollen Menschen vor sich hatte.
»Das Beste war noch ein Yorkshirepudel in Ramat Gan«, antwortete ich bedächtig. »Aber sein Pedigree reicht nur vier Generationen zurück. Außerdem wurde ich den Eindruck nicht los, daß er das Ergebnis einer Inzucht wäre.«
»Das ist bei Hunden nichts Außergewöhnliches«, klang es mir sarkastisch entgegen.
»Für mich kommt so etwas nicht in Frage!« Es war an der Zeit, meine Autorität hervorzukehren. »Ich, wenn du nichts dagegen hast, stelle mir unter Reinrassigkeit etwas ganz Bestimmtes vor, und dabei bleibt’s. Entweder finde ich ein wirklich aristokratisches Geschöpf, oder aus der ganzen Sache wird nichts!«
Die beste Ehefrau von allen blickte bewundernd zu mir auf, was sie schon lange nicht mehr getan hatte.
»Wie recht du doch hast«, flüsterte sie. »Ich habe dich unterschätzt. Ich dachte, du würdest den ersten besten Straßenköter nach Hause bringen, der dir über den Weg läuft.«
»Ach so?« Zornbebend fuhr ich sie an. »Jetzt sind wir zwölf Jahre verheiratet, und du kennst mich noch immer nicht! Damit du’s nur weißt: Morgen fahre ich nach Haifa zu Doktor Munczinger, dem bekannten Fachmann für deutsche Schäferhunde…«
Am nächsten Morgen suchte ich ohne weitere Umwege meinen Hustenfreund auf, um mit Franzi – so nannte ich das Hündchen inzwischen – ein wenig zu spielen. Franzi zerfetzte mir vor lauter Wiedersehensfreude beinahe den Anzug. Ich begann ihm einige Grundregeln der guten Hundesitten beizubringen – das Überspringen von Hürden, das Aufspüren von Verbrechern und dergleichen. Leider ließ es nicht nur Franzi an der erforderlichen Gelehrigkeit missen. Auch sein hustender Herr legte ein äußerst widerspenstiges Betragen an den Tag und drohte mir die fürchterlichsten Konsequenzen an, wenn ich diese verdammte Hündin auch diesmal nicht mitnähme.
»Entschuldigen Sie«, unterbrach ich sein Fluchen. »Sagten Sie Hündin?«
»Hündin«, wiederholte er, »und hinaus mit ihr.«
Der flehende Blick, mit dem Franziska mich ansah, schien zu besagen: »So nimm mich doch endlich zu dir!«
»Ich arbeite daran«, gab ich ihr mittels Augensprache zu verstehen. »Nur noch ein wenig Geduld.«
Erschöpft von den Strapazen der Autofahrt nach und von Haifa ließ ich mich zu Hause in einen Fauteuil fallen.
»Ich war bei Doktor Munczinger. Er hat mir ein paar recht ansprechende Exemplare vorgeführt, aber es war nichts wirklich Perfektes darunter.«
»Gehst du da nicht ein wenig zu weit?« erkundigte sich die beste Ehefrau von allen. »Es gibt nichts wirklich Perfektes auf Erden.«
»Sei nicht kleinmütig, Weib!« gab ich zurück. »Ich habe mich entschlossen, ein garantiert reinrassiges Prachtstück aus einer berühmten Schweizer Zucht zu kaufen.«
»Und die Kosten?«
»Frag nicht. Faule Kompromisse sind nicht meine Art. Es handelt sich um einen dunkelweißen Zwergschnauzer, der väterlicherseits auf Friedrich den Großen zurückgeht und mütterlicherseits auf Exzellenz von Stuckler. Ein wahrhaft adeliges Tier, mit leichter Neigung zur Farbenblindheit.«
»Großartig. Und bist du ganz sicher, daß man dich nicht betrügt?«
»Mich betrügen? Mich? Ich habe alles Erdenkliche vorgekehrt. Das Tier wird vom Flughafen direkt zur Prüfungsstelle gebracht, wo seine Dokumente einer eingehenden Kontrolle unterzogen werden. Dann werden sich zwei Schnauzer-Spezialisten mit ihm beschäftigen. Und wenn sein Schweif auch nur einen halben Zentimeter aufwärts deutet, geht die Sendung zurück.«
»Soviel ich weiß, sollen Hundeschweife nicht abwärts deuten…«
Es war ein zaghafter Einwand, aber er brachte mich schier
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