Kishons beste Familiengeschichten.
zur Raserei:
»Nicht immer! Durchaus nicht immer! Es gibt Fälle, in denen das Gegenteil zutrifft. Und ein Schweizer Zwergschnauzer ist ein solcher Fall.«
Meine Worte stießen auf ein Achselzucken, das mir nicht recht behagte. Aber ich ließ mich vom nun einmal eingeschlagenen Weg nicht abbringen.
Die folgenden drei Tage waren schwierig. Das Mißtrauen meiner Gattin wuchs im gleichen Ausmaß wie das Mißtrauen des Hunde- und Husteninhabers. Er wollte nichts davon hören, daß ich Franziskas Heimkunft auf den Geburtstag meiner kleinen Tochter abzustimmen wünschte, bezichtigte mich fauler Ausreden, erging sich in wüsten Beschimpfungen meiner Person und warf mir die arme Franzi, als ich mich indigniert entfernte, über den Gartenzaun nach. Ich streichelte sie zur Beruhigung, warf sie zurück und rannte um mein Leben.
Inzwischen hatte auch die beste Ehefrau von allen ihr Reservoir an Geduld restlos aufgebraucht. Als ich ihr verständlich zu machen suchte, daß Franziskas Autobiographie soeben vom Genealogischen Institut in Jerusalem überprüft würde, hieß sie mich einen lächerlichen Pedanten und verlangte gebieterisch, nun endlich das Ergebnis meiner langwierigen Bemühungen zu sehen.
Franzi wartete vor dem Zaun. Ihr Besitzer hatte sie zwischen zwei Hustenanfällen endgültig davongejagt. Ich kaufte ihr ein Lederhalsband mit hübscher Metallverzierung und brachte sie nach Hause, um sie meiner Familie vorzustellen:
»Franzi. Direkt aus der Schweiz.«
Es war das erstemal, daß ein reinrassiger, eigens aus dem Ausland herbeigeholter Zwergschnauzer unser Haus betrat. Die Wirkung war fulminant.
»Ein wunderschönes Tier«, säuselte die beste Ehefrau von allen. »Wirklich, es hat sich gelohnt, so lange zu warten.« Auch die Kinder freundeten sich sofort mit Franzi an. Sie wurde im Handumdrehen zum Liebling der ganzen Familie. Und sie erwidert die Zuneigung, die man ihr entgegenbringt. Ihr Schweifchen ist pausenlos in freudiger Bewegung, aus ihren kleinen Augen funkelt unglaubliche Klugheit. Manchmal hat man das Gefühl, als würde sie in der nächsten Sekunde zu sprechen beginnen.
Ich kann nur hoffen, daß dieses Gefühl mich täuscht.
Dressur
Franzi hat über unseren Haushalt eine absolute Herrschaft aufgerichtet. Beim ersten Morgengrauen springt sie in unser Ehebett, leckt uns wach und beginnt hierauf an den umliegenden Gegenständen zu kauen. Ihren kleinen, spitzen Zähnchen sind bereits mehrere Hausschuhe und Bettvorleger zum Opfer gefallen, ferner ein Transistor, ein Kabel und etliche Literatur. Als sie die Nordseite meines Schreibtisches anzuknabbern begann, verwies ich sie energisch des Raums. Seither wagt sie ihn nicht mehr zu betreten, ausgenommen bei Tag und Nacht.
»Ephraim«, fragte die beste Ehefrau von allen, »bist du sicher, daß wir unsern Hund richtig dressieren?«
Auch mir waren diesbezüglich schon Zweifel gekommen. Franzi verbringt den größten Teil ihrer Freizeit auf unseren Fauteuils oder in unseren Betten, empfängt jeden Fremden, der an der Schwelle erscheint, mit freundlichem Schweifwedeln und bellt nur dann, wenn meine Frau sich ans Klavier setzt. Überdies ähnelt sie, da unsere Kinder sie ständig mit Kuchen und Schokolade stopfen, immer weniger einem Zwergschnauzer und immer mehr einem in der Entwicklung zurückgebliebenen Nilpferd. Daß sie sich das Pinkeln auf den Teppich und anderswohin nicht abgewöhnen läßt, versteht sich von selbst. Sie ist eben ein wenig verwöhnt.
»Vielleicht sollten wir sie in einen Abrichtungskurs einschreiben«, antwortete ich auf die vorhin zitierte Frage meiner Frau.
Ich verdanke diesen Einfall dem deutschen Schäferhund Zulu, der in unserer Straße beheimatet ist und täglich zweimal mit Dragomir, dem bekannten staatlich geprüften Hundetrainer, an unserem Haus vorbeikommt.
»Bei Fuß!« ruft Dragomir. »Platz! Leg dich! Auf!«
Und das große, dumme Tier gehorcht aufs Wort, sitzt, liegt und springt wie befohlen. Mehr als einmal haben wir dieses entwürdigende Schauspiel durch das Fenster beobachtet.
»Er verwandelt das edle Geschöpf in eine Maschine.« Die Stimme meiner Frau klang zutiefst angewidert.
»In einen seelenlosen Roboter«, bekräftigte ich.
Und unsere liebevollen Blicke schweiften zu Franzi, die gerade dabei war, ein mit kostbaren Brüsseler Spitzen umrandetes Kopfkissen zu zerreißen, ehe sie den Inhalt über den Teppich verstreute. Wahrscheinlich wollte sie nicht immer auf den bloßen Teppich pinkeln.
»Geh
Weitere Kostenlose Bücher