Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
sie wollen. Können sie meistens auch. Zufällig war ich im ›Crypt‹, um einen Möchtegernvampir zu interviewen, der dort abhängt, und da hörte ich, wie ein paar Goths über einen gefährlichen Kerl redeten, der sich neuerdings in der Stadt aufhält. Es klang, als wenn sie über einen Profikiller sprechen. Jedenfalls meinte der eine Goth, dass er gehört habe, Devereux habe den Killer angeheuert. Anscheinend gibt es böses Blut zwischen dem umwerfenden reichen Typen und einer Frau aus seinem Management, einer gewissen Luna, und Devereux will, dass der Kerl das Problem aus der Welt schafft. Und anscheinend wäre es nicht das erste Mal, dass er jemanden umbringen lässt.« Sie legte eine Pause ein und sah mich prüfend an. »Ich wette, du weißt nichts darüber von deinem
zurückgezogenen
Lover.«
Mittlerweile hatte ich einen richtigen Wutklumpen im Bauch. Ich verschränkte ebenfalls meine Arme vor der Brust. Warum fühlte sie sich berufen, die lächerlichen Gerüchte über Devereux nachzuplappern? Wollte sie mich verletzen? War sie eifersüchtig, weil ich einen Freund hatte, der in der Stadt lebte? Und warum spielte sie fortwährend auf sein Geld an? Träumte Maxie davon, sich einen reichen Liebhaber zu angeln?
Hinter meiner Wut lauerte Unsicherheit, die mich in dem Moment packte, in dem ich auch nur in Erwägung zog, dass etwas an ihren Anspielungen dran sein könnte. Dass sie die Spannungen zwischen Devereux und Luna ansprach, verschlimmerte meine Kopfschmerzen noch. Er behandelte sie in jüngster Zeit wirklich sehr schroff, wie mir mehrfach aufgefallen war. Trotzdem konnte er unmöglich Hallow angeheuert haben, Luna umzubringen, oder doch? Nein! Ich weigerte mich, zu glauben, dass Devereux mir etwas derart Wichtiges verheimlichte. Andererseits geschahen zurzeit lauter seltsame Dinge. Wollte Devereux, dass ich Hallow fernblieb, damit ich nicht über die Wahrheit stolperte? Drehte er deshalb jedes Mal durch, wenn er den Psychopathen in meinen Gedanken entdeckte? Ich erschauerte. Falls Devereux mich so belügen konnte, kannte ich ihn wirklich sehr schlecht.
Meine emotionale Achterbahnfahrt musste in meinem Gesicht abzulesen gewesen sein, denn Maxie lächelte selbstzufrieden.
»Na, schau einer an!« Sie nahm ihre Arme herunter. »Wie ich sehe, sind meine kleinen Informationsbrocken keine so große Überraschung für dich. Hör mal, ich weiß ja, dass es mir nicht zusteht, einer Psychologin solche Fragen zu stellen, aber sollte Devereux dir irgendetwas antun – physisch meine ich –, vertraust du mir hoffentlich genug, um es mir zu erzählen?«
Im ersten Moment begriff ich gar nicht, was sie sagte. Im nächsten war ich schockiert. »Mir etwas antun? Redest du über Gewalt?« Ich schüttelte vehement den Kopf. »Devereux würde mich niemals verletzen! Vielmehr ist er …« Und wieder einmal stand ich kurz davor, Maxie mein Herz auszuschütten und sie in mein bizarres Universum mitsamt seinen untoten Bewohnern einzuweihen. Entweder war sie eine sagenhaft gute Reporterin, oder meine persönlichen Grenzen weichten auf.
Sie beugte sich vor und sah mich mit bohrendem Blick an. Kein Wunder, sie witterte eine Story! »Was ist er?«
Überwältigt von dem, was Maxie erzählt hatte, sowie von meiner Reaktion, seufzte ich. »Er ist sehr sanft und liebevoll – überbesorgt, genau genommen.«
Es sei denn, ich mache mir etwas vor.
»Ich brauche dir ja wohl kaum zu erklären, dass Isolieren und Dominieren bei Missbrauch zum Spiel gehören.« Sie nickte bedächtig mit dem Kopf, als wollte sie bestätigen, was sie an meiner Miene abgelesen hatte. »Jetzt werde bitte nicht noch saurer, aber das ist nicht das einzige Negative, was mir über Devereux zu Ohren gekommen ist. Es ist allgemein bekannt, dass er ziemlich viel Macht besitzt. Ein gefährlicher, hübscher Mafioso. Bisher konnte niemand ihm eine Verbindung zum organisierten Verbrechen nachweisen, doch das ist bloß eine Frage der Zeit.«
Organisiertes Verbrechen? Ach du Schande, sie ist auf dem völlig falschen Dampfer!
Ich schmunzelte. »Devereux ist kein Mafioso.«
Maxie zog spöttisch eine Braue hoch. »Und das weißt du, weil …? Warte, ich hab’s! Weil er es dir
gesagt
hat. Klar doch! Verdammt, wer hätte gedacht, dass sogar Psychologen auf eine hübsche Visage und einen scharfen Körper reinfallen?«
Ich war versucht, Devereux in Schutz zu nehmen – und mich –, was sinnlos war. Da ich Maxie die Wahrheit nicht sagen konnte, war es vollkommen
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