Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Wartezimmer, die Füße auf dem Couchtisch, saß Maxie. Sie grinste, als sie mich sah, schleuderte
Psychologie heute
auf den Stapel zurück und sprang auf.
»Hey, Doc! Schön, dich zu sehen! Wow, scharfes Outfit! Ich wusste gar nicht, dass du die Seelenklempnerin der Stars bist. Echt beeindruckend! Hätte ich das gewusst, hätte ich mich auch in Schale geschmissen.« Sie zeigte auf ihr ausgeblichenes, schwarzes T-Shirt und die Schlabberjeans. Ihr weißes Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihr bis zu den Kniekehlen reichte.
Ich war erleichtert, weder eine Leiche noch die Polizei anzutreffen, aber wie in aller Welt war Maxie in meine Praxis gekommen? »Maxie? Was machst du hier? Wie bist du reingekommen? Für die Tür braucht man eine Schlüsselkarte.«
»Ja. Ich hatte eigentlich gedacht, dass unten jemand am Empfang ist, aber da war keine Menschenseele.« Sie ließ ihre Brauen wippen. »Du solltest dich beim Eigentümer beschweren. Ich hätte sonst jemand sein können. Jedenfalls habe ich eine Weile gewartet, weil ich schon einmal hier war, und damals hatte so eine New-Age-Frau unten hinter dem Schreibtisch gesessen, also dachte ich, sie holt sich vielleicht nur einen Kaffee. Aber sie ist nicht aufgekreuzt. Und weil dein Name auf der Tafel steht, war es leicht, deine Praxis zu finden. Ich fuhr nach oben, klopfte und sah, dass die Tür mit einem Kartenschloss gesichert ist. Als keiner aufmachte, bin ich wieder runter und habe die Schreibtischschublade am Empfang nach einem Generalschlüssel durchwühlt.« Grienend hielt sie die fragliche Karte hoch. »Den ich auch fand. Damit bin ich wieder nach oben gefahren, habe mich selbst reingelassen und gewartet. Ich schätze, du willst die Karte an dich nehmen.«
Ich nahm sie. Später musste ich Devereux sagen, dass er sämtliche Codierungen ändern sollte. Das Einbruchabenteuer vor ein paar Abenden war mir noch frisch in Erinnerung, und ich wusste, dass Maxie durchaus imstande war, sich mehr als eine Generalschlüsselkarte zu nehmen, damit sie eine Reservekarte für sich behalten könnte. Doch wo steckte Victoria? Sie ließ die Eingangshalle nie unbeaufsichtigt, schon gar nicht in Zeiten wie diesen, in denen reichlich Vampirärger in der Luft lag.
»Nicht dass ich mich nicht freue, dich zu sehen, aber in wenigen Minuten kommt ein Klient. Gibt es etwas, worüber du mit mir reden wolltest?«
Maxie sank wieder auf die Couch und wurde sehr ernst. »Ja. Ich muss dir etwas erzählen, das ich gehört habe – über Devereux.« Offenbar wartete sie auf eine Reaktion von mir.
»Was ist mit Devereux?« Was konnte Maxie über ihn wissen? Es war unmöglich, dass sie irgendetwas Gefährliches entdeckt hatte, doch falls …
Sie sprang wieder auf und stellte sich vor mich. »Das ist eine zu lange Geschichte, um sie hier zwischen Tür und Angel zu besprechen. Kannst du heute Mittag kurz von hier weg?« Als sie auf die Tür zuging, wirkte sie nervös.
»Worum geht es, Maxie? Du scheinst beunruhigt.«
Ihre Hand lag bereits auf dem Türknauf. »Zu viel Koffein.«
»Quatsch! Freundinnen belügen sich nicht. Was ist los?«
Sie blickte zu Boden. »Ich bringe schlechte Neuigkeiten. Das überfordert mich schnell mal.«
Schlechte Neuigkeiten für wen? Devereux? Ich ging meinen Terminplan für heute im Geiste durch und rang mit mir. Es war nicht unüblich, dass ich Klienten außerhalb der Praxis traf. An der frischen Luft zu sein, hatte auf manche von ihnen eine beruhigende Wirkung. Zwar war Maxie keine Klientin, so dass der Fall hier anders lag, aber sie benahm sich seltsam – ängstlich –, und ich hielt es für keine gute Idee, unser Gespräch an einem öffentlichen Ort fortzusetzen. Also öffnete ich den Mund, um vorzuschlagen, dass wir uns mittags hier wiedertrafen, doch das war es nicht, was herauskam.
»Ich kann gegen Mittag eine halbe Stunde erübrigen. Wollen wir uns hier treffen oder in dem Café weiter unten in der Straße?«
Was? Wieso sagte ich das?
»Nehmen wir das Café.« Sie nickte. »Ich weiß, welches du meinst. Ich denke nicht, dass wir uns in
seinem
Gebäude unterhalten sollten. Also, bis dann! Viel Spaß mit den Bekloppten!«
Mit diesen Worten ging sie und schloss die Tür hinter sich.
Wir sollten nicht in Devereux’ Gebäude reden? Was meinte sie damit? War sie paranoid und überspitzte alles dramatisch, oder wusste sie etwas? Was sie auch zu sagen hatte, ich ahnte, dass es mir nicht gefallen würde. Noch wichtiger aber war: Was zum
Teufel
stimmte mit
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