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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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schwereloses Schweben und die Sorte von Geräuschen gehörten, die ich dort unten wahrgenommen hatte.
    Was, wenn es so etwas wie Vampire wirklich gibt? Was mache ich dann? Wenn es Vampire gibt, dann kann ich die Praxis genauso gut dichtmachen und irgendwo in einem Schnellrestaurant jobben, denn dann ist alles, was ich für wahr hielt, falsch
.
    Ich ließ den Kopf nach hinten gegen die kühle Ziegelmauer fallen und schloss die Augen. In dem Augenblick, in dem ich es tat, schwappte eine Welle der Übelkeit über mich hinweg, ich stemmte mich gegen die Mauer und hatte das Gefühl, als hätte der Erdboden sich unter mir bewegt. Ich drückte die Knie durch, damit die Beine nicht unter mir nachgaben, und öffnete die Augen wieder. Alles kam mir eine Spur anders vor. Ich zwinkerte ein paarmal, damit mein Blickfeld klarer wurde, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Etwas hatte sich verändert. Die Dunkelheit wirkte tiefer und zugleich vielfältiger. Die Luft kam mir dick und schwer vor und war erfüllt von einem süßen kupfrigen Geruch. Der Geruch wurde stärker, bis ich ihn tief in meiner Kehle schmecken konnte und würgte.
    »Komm zu mir!«
    Ich keuchte. Die Stimme war abstoßend; sie schien mir mit schleimigen Fingern über die Haut zu kriechen. Ich riss instinktiv den Kopf zur Seite und zog eine Schulter hoch, als könnte ich das Geräusch so davon abhalten, mir ins Ohr zu dringen.
    Was zum Teufel war denn das? Ich raste wirklich aus!
Ich zwang mich dazu, reglos stehen zu bleiben.
    »Komm! Jetzt!«
    Ich hätte nicht sagen können, ob ich die Stimme mit den Ohren oder im Inneren meines Kopfes hörte, aber sie ähnelte nichts von dem, was ich je zuvor erlebt hatte. Es war, als attackierten die Worte mein Trommelfell. Der Klang schien sich in misstönende Oktaven aufzuteilen, wieder und wieder, bis er das gesamte hörbare Spektrum einnahm, wie bei diesen Experimenten, bei denen Audiofrequenzen dazu eingesetzt werden, Menschen in den Wahnsinn zu treiben.
    Aber zugleich hatte ich das Gefühl, die Stimme spüren, Orte in meinem Körper identifizieren zu können, wo sie hallte, pulsierte, eindrang. Meine Knochen und Organe vibrierten im Gleichklang mit einem Rhythmus außerhalb meiner selbst, und der Druck nahm zu, während die Schallwellen rings um mich her und durch mich hindurchrollten.
    Die Stimme marterte meine Ohren, dieselbe Botschaft wieder und wieder. Ich hielt mir mit beiden Händen die Ohren zu und schrie: »Nein!«
    »Ich bin hier. Komm zu mir, und ich werde dir Wunder zeigen! Ich werde dir all deine irdischen Wünsche erfüllen.«
    Ich spürte, wie ich mich von der Mauer abstieß, als zöge mich ein starker Magnet. Mein Sonnengeflecht prickelte und brannte, und ich hatte die absurde Vorstellung, dass eine unsichtbare Leine an meiner Körpermitte befestigt war und mich vorwärtszog. Mein Geist war neblig, meine Gedanken zusammenhanglos. Ich konnte mich nicht wehren. Ich konnte nicht widerstehen. Ich ging vorwärts, weiter von dem Club fort und in die Dunkelheit der Straße hinein, wobei das Gefühl von Entsetzen mit jedem unsicheren Schritt stärker wurde. Dann wurde alles dunkel.
    Ich wachte in einem Sarg auf.
    Den meisten Leuten dürfte diese Vorstellung unangenehm, unhygienisch oder vielleicht auch unheimlich vorkommen, aber für mich bedeutete sie meinen schlimmsten Alptraum.
    Wahrscheinlich ist dies ein guter Zeitpunkt, um meine größte Furcht zu erläutern.
    Als ich noch sehr jung war, sah ich einen alten Film mit dem Titel
Lebendig begraben
. Darin wurden Menschen aufgrund einer merkwürdigen Krankheit, die eine vollständige, todesgleiche Lähmung mit sich brachte, begraben, ohne dass sie wirklich tot waren. Man legte sie in Kisten, senkte sie in Gruben im Boden, und sie hörten in aller Deutlichkeit, wie die Erde auf sie hinuntergeschüttet wurde. Sie konnten den Trauernden am Grab die Tatsache, dass sie lebten, nicht mitteilen, und so erstickten sie langsam. Als die Krankheit dann endlich entdeckt wurde und man die unglücklichen lebendig Begrabenen wieder ausgrub, stellte sich heraus, dass die Lähmung irgendwann von ihnen abgefallen sein musste; die blutigen Fingernägel der mittlerweile Toten zeugten von ihren vergeblichen Versuchen, sich zu befreien. Ein entsetzlicher Tod, finde ich. Es bereitete mir nach dem Film noch wochenlang schlaflose Nächte.
    Ein Hellseher erzählte mir später einmal, dass ich in einem vergangenen Leben gestorben sein musste, nachdem man mich

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