Kismet. Wenn Liebe nur so einfach wär`
im Nieselregen zu dem asiatischen Schnellimbiss drei Straßen weiter. Caroline spürte nicht, wie die Regentropfen ihr weißes Oberteil durchnässten. Sie hatte keine Jacke, dabei und es war ihr gleichgültig, - sie merkte die Kälte nicht einmal. Krampfhaft überlegte sie, wie sie mit den Emotionen, die Ben in ihr auslöste, umgehen sollte.
War es denkbar, dass er sich vielleicht auch in sie verlieben könnte? Schnell schüttelte sie den Kopf, um diesen erbärmlichen Wunschgedanken zu verdrängen. Vernünftiger wäre es, wenn sie sich damit abfand, dass es nur ein kleines Abendteuer war, so würde sie am Ende nicht verletzt werden. Mit Verletzungen kannte sie sich aus und sie wollte nicht schon wieder diejenige sein, die mit gebrochenem Herzen zurückblieb. Vielleicht war es möglich sich zu entlieben? , überlegte sie. Leider wusste sie nicht, wie das funktionieren sollte, denn Ben nicht mehr zu treffen, kam momentan für sie nicht in Frage.
Egal wie selbstzerstörerisch es auch war, das Verlangen nach ihm, nach seiner Nähe, war einfach zu groß. Seufzend nahm sie sich dennoch vor, ihr Herz vor ihm zu verschließen und realistisch zu bleiben. Das bedeutete die Tatsachen zu sehen, wie sie wirklich waren. Sie war eine kleine vierundzwanzigjährige Studentin, die arbeitslos und chronisch pleite war und außerdem noch keinen Schimmer hatte, was sie nach ihrem Geschichtsstudium anfangen sollte. Er hingegen war ein erfolgreicher Chirurg, intelligent, fürsorglich und humorvoll. Zudem verdiente er wahrscheinlich im Monat so viel, dass sich ein libanesische Dorf ein Jahr lang davon ernähren konnte, sah nebenbei auch noch verboten gut aus, war im Bett eine Offenbarung und war bestimmt zehn Jahre älter als sie. Oh Himmel, sie wusste nicht einmal wann er Geburtstag hatte.
Dafür wusste sie aber, wie selbstzufrieden er ausschaute, wenn er sie geliebt hatte. Mit diesem Bild vor ihrem inneren Auge betrat sie grinsend den Imbiss. Die freundlich grüßenden Asiaten hinter der Theke starrten sie verwundert an, denn mittlerweile war sie klatschnass und das Wasser tropfte von ihrem langen Haar. Als sie den Blick abwendete um die Karten an der Wand zu studieren, erblickte sie zwei ihr bekannte Gesichter. An einem kleinen Tisch in der Ecke saßen eine große Blonde und eine kleine rothaarige Frau.
„Hi Caro“, riefen da auch schon Nora und Anne im Chor.
Verhaltend lächelnd, ging sie auf die beiden jungen Frauen, die ihre ehemaligen Kolleginnen aus dem Heumond waren, zu.
„Ganz schön nass draußen“, feixte die blonde Anne und warf einen spöttischen Blick auf Caro. „Mhm ja, sieht so aus“, entgegnete Caroline im selben Ton und brachte damit die Zwei zum Lachen.
„Wo warst du denn Anfang der Woche? Beate hat einen Tobsuchtsanfall bekommen, als du nicht erschienen bist und sie den Laden für ein paar Stunden dicht machen musste“, fragte jetzt Nora neugierig. Caro war über den rasanten Themenwechsel nicht überrascht, denn die Beiden waren schon immer die größten Klatschtanten. Sie ertrugen es nicht, wenn etwas im Café vor sich ging, das sie nicht wussten und bohrten dann solange, bis sie die gewünschten Informationen erhalten hatten. Die sie dann in Rekordzeit weiter erzählten, an Alle die es hören und auch an diejenigen, die es nicht hören wollten. Caroline wusste, dass es keinen Sinn machte sich etwas auszudenken. „Ich hab mich verletzt“, sagte sie nur, hob stumm ihre Haare und zeigte auf die deutlich sichtbare Narbe an ihrem Hinterkopf. Erschrocken japsten die Beiden auf und sie sah kurzzeitig echtes Mitgefühl in ihren Augen aufblitzen.
„Warum hast du dass Beate nicht gesagt. Sie hätte dich gewiss nicht gefeuert, wenn sie davon gewusst hätte“, meinte Anne spitz und verriet damit, dass die Frauen längst über ihre unerfreuliche Kündigung informiert waren.
Da Caro keine Lust hatte einen Seelenstriptease zu machen, zog sie nur ihre Schultern hoch.
„Ist jetzt auch egal. Ich muss mich jetzt auch sputen, Mädels. Bis dann.“ Caroline drehte sich um, bevor die Beiden sich von ihr Verabschieden konnten.
Minuten später wollte sie gerade ihre zwei Portionen gebratene Nudeln entgegen nehmen, als sie feststellte, dass in ihrem Portmonee Ebbe herrschte. Ihr fiel wieder ein, dass sie ihr letztes Bargeld dem Taxifahrer gegeben hatte, der sie nach ihrer Flucht zu Steffi gefahren hatte. Mit einer Entschuldigung murmelnd, machte sie sich immer noch hungrig und ein wenig peinlich berührt, auf den Weg
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