Kiss and kill: Thriller (German Edition)
rigiden Hierarchien unterwerfen. Manchmal funktioniert das, manchmal nicht. Ich indes bin frei, hier und da Umwege zu vermeiden und gewisse Regeln zu umgehen. Manchmal funktioniert meine Methode besser, manchmal nicht.«
»Was bringt Ihnen das?«, fragte sie. »Wieso kümmert es Sie? Wenn es Ihnen nicht um den Kitzel und die Publicity geht, warum engagieren Sie sich dann so? Sie haben mehr Geld, als Sie in Ihrem Leben verjubeln können, also warum genießen Sie Ihren Playboy-Lebensstil nicht, statt sich die Hände mit Mord und Totschlag schmutzig zu machen? Ich habe noch nie verstanden, wieso Sie überhaupt eine Detektei gegründet haben.«
»Warum ich das mache, hat persönliche Gründe«, sagte er. »Und weil ich mehr Geld besitze, als ich in mehreren Leben verprassen könnte, verfüge ich über die Mittel, anderen zu helfen. Meine Firma übernimmt alle möglichen Fälle, von Leuten wie Judd, die unseren Service teuer bezahlen können, ebenso wie von Leuten, die uns keinen Cent zahlen können. Für uns – für mich – ist das unerheblich, solange wir unseren Job machen.«
»Soll ich Ihnen etwa glauben, dass die Powell Agency eine Art philanthropisches Unternehmen ist und Sie der mildtätige Gönner?«
»Glauben Sie, was Sie wollen.«
Nic sah auf den Notizblock in ihrem Schoß hinab. »Das hier sind Informationen, an die Sie über kurz oder lang sowieso herankommen.« Sie drehte den Block um. »Ich gebe sie Ihnen, und dann muss ich aussteigen und den nächsten Linienflug nach Atlanta buchen.«
»Sobald wir die Starterlaubnis haben, lasse ich Jonathan nach Atlanta fliegen.« Ehe sie widersprechen konnte – und sie war drauf und dran, es zu tun –, hob er eine Hand.
»Wenn wir in Atlanta sind, trennen sich unsere Wege. Sie ermitteln für das FBI, und ich stelle meine eigenen Nachforschungen an.«
Sie zögerte. Offenbar dachte sie über sein Angebot nach. »Fliegen Sie mit mir. So kommen Sie nicht nur früher, sondern auch um einiges komfortabler nach Atlanta.«
Schließlich seufzte sie. »Na gut, also schön.« Als er lächelte, fügte sie hinzu: »Aber sowie wir in Atlanta sind …«
»Nehmen Sie sich ein Taxi und fahren allein zum Präsidium, reden mit der Polizei und dem FBI-Leiter in Atlanta, während ich mir ein Hotel suche und mir eine Nacht ungestörten Schlaf gönne.«
Sie beäugte ihn skeptisch.
»Hand aufs Herz!«, schwor er und vollführte die passende Geste dazu.
Sie nickte.
Plötzlich läutete Griffs Handy im selben Moment, in dem der Pilot, Jonathan Mills, aus dem Cockpit kam.
»Wir haben die Starterlaubnis«, sagte Jonathan.
»Okay, aber warte kurz«, entgegnete Griff, während er auf das Display seines Handys sah. »Es gibt eine Planänderung. Wir fliegen nach Atlanta, nicht nach Knoxville.«
»Ja, Sir.«
Griff nahm das Handygespräch beim fünften Klingeln an. Sein Gefühl verriet ihm, wer der unbekannte Anrufer war. »Hier Powell.«
»Hallo, Griff.«
Anscheinend spürte Nic seine Anspannung, denn sie tippte ihm auf den Arm und fragte stumm: »Ist er das?«
Griff nickte ihr zu. »Was kann ich für Sie tun?«
Ein leises Kichern. »Die Frage ist nicht, was Sie für mich tun können, sondern was ich für Sie tun kann.«
»Und das wäre?«
»Ich kann Ihnen einen neuen Hinweis geben.«
»Zu einem der vergangenen fünf Morde oder zu einem künftigen?«
»Ach, Sie und Nic waren also fleißig, was? Ich bin beeindruckt, wie schnell Sie alle fünf entdeckt haben.«
Folglich waren es wirklich fünf bisher. Aber das waren fünf Morde zu viel. Fünf unschuldige Frauen waren einem Monster zum Opfer gefallen. »Ja, wir wissen, dass es fünf waren.«
»Nummer sechs werde ich übermorgen einfangen. Nun wissen Sie es also mit sechsunddreißig Stunden Vorwarnung.«
Griff hielt den Atem an. Was für ein arroganter, irrer Schweinehund!
»Haben Sie mich gehört?«, fragte der Anrufer.
»Ja, ich habe Sie gehört.«
»Das war der erste Teil meines Hinweises. Wollen Sie den zweiten Teil?«
»Sie werden ihn mir so oder so verraten, ob ich will oder nicht, also wozu fragen Sie?«
»Jetzt schon gefrustet?« Wieder ließ er sein widerliches Kichern hören.
Griff antwortete nicht.
»Debbie Glover«, sagte der Anrufer und legte auf.
Griff nahm das Handy vom Ohr und umklammerte es weiter, während er sich den Namen ein ums andere Male im Geiste wiederholte. Wer zum Teufel war Debbie Glover? Das nächste Opfer? Nein, das wäre zu simpel.
»Was hat er gesagt?«, fragte Nic.
Ȇbermorgen
Weitere Kostenlose Bücher