Kiss and kill: Thriller (German Edition)
gemeine Leute nicht besaßen.
Pudge lehnte sich in seinen Schaukelstuhl, schloss die Augen und dachte an morgen. Nicole würde weder zahm noch gehorsam sein. Sie würde kämpfen, fluchen, sich wehren.
Allein der Gedanke an ihre Kriegernatur erregte ihn.
Je stärker der Gegner, umso süßer der Triumph.
Yvette kam Griffin in der Diele entgegen. Offenbar hatte sie die Limousine gehört, als Sanders vor dem Haus hielt und Griffin aussteigen ließ, ehe er den Wagen in die Garage fuhr.
»Ich dachte, du wärst wieder nach Hause gefahren«, sagte Griffin.
»Ja, das war ich auch, aber Sanders rief mich heute Morgen an, und da nahm ich den ersten Flug.«
»Danke, dass du gekommen bist.«
»Wo sonst sollte ich sein, wenn du mich brauchst?«
Sie nahm seine Hand.
»Nur zu«, sagte er. »Aber was auch immer du spürst – es wird nicht erfreulich sein.«
Sanft hielt sie seine Hand in ihrer, und dennoch fühlte er ihre einzigartige Kraft. Für einen Moment erfüllte ihn ein Hauch von Ruhe, der ganz plötzlich kam und gleich wieder verschwand. Er wusste, dass Yvette ihm helfen wollte und alles tat, um ihm Hoffnung zu geben.
Sie ließ ihn wieder los. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so starke Gefühle für Nicole Baxter hegst.«
Griff starrte sie sprachlos an, denn zunächst wusste er nicht, was er darauf sagen sollte. »Eigentlich kannten wir uns gar nicht richtig, als wir uns gegenseitig nicht ausstehen konnten.«
»Und jetzt kennt ihr euch?«
»Wir fingen an, uns kennenzulernen. Wir scherzten sogar darüber, dass es nach wie vor Dinge gab, die wir an dem anderen nicht mochten.«
»Du darfst dir für das, was geschehen ist, keine Schuld geben«, sagte Yvette. »Keiner von euch konnte wissen, was der Mann vorhatte.«
»Warum bin ich nicht aufgewacht, bevor sie aus dem Haus ging? Ich hätte mit ihr gehen können. Wenn ich …« Griff rieb sich übers Gesicht und räusperte sich.
»Du musst dich ausruhen.«
»Ich kann nicht schlafen.«
»Dann lass uns in dein Arbeitszimmer gehen. Wir setzen uns und reden, wenn du reden willst, oder sind still, wenn dir das lieber ist.«
Er nickte nur, und sie gingen zusammen den Flur hinunter zu seinem Arbeitszimmer. Dort zog Griff sich das Jackett aus und warf es auf einen der Sessel am Kamin, bevor er sich auf das grüne Ledersofa setzte. Yvette nahm am anderen Ende der Couch Platz.
»Ich fürchte, ich habe Sanders unbeabsichtigt verletzt«, gestand Griff. »Er sagte mir, dass er versteht, wie besorgt ich um Nic bin und wie dringend ich den Kerl kriegen will. Darauf sagte ich ihm, dass er es nicht versteht, dass Nic schwanger sein könnte – von mir. Gott, wie gedankenlos von mir!«
»Er ist dein Freund. Er empfindet mit dir und für dich. Ich bin sicher, dass er dasselbe denkt wie ich und du wohl auch – dass wir es nicht ertragen, wenn noch ein Wahnsinniger eine unschuldige Frau und deren ungeborenes Kind tötet.«
»Ich schwöre bei Gott, ich kann nicht glauben, dass das passiert.« Griff spreizte die Knie, stützte die Ellbogen auf die Knie und rang die Hände, während er blind auf den Fußboden blickte. »Ein wahnsinniger Jäger, eine widerspenstige Beute und ein krankes, perverses Spiel, das mit einem Mord endet.«
»Du darfst nicht an jene Zeit und jenen Ort zurückdenken.«
Als Griff schwieg, fügte Yvette hinzu: »Hör mir zu. Konzentrier dich auf den Klang meiner Stimme und meine Worte. Du darfst nicht zulassen, dass die Vergangenheit dich auffrisst. Dein gesamtes Denken muss sich auf die Gegenwart richten, auf das, was du tun kannst, um Nicole zu helfen.«
Griff sah Yvette an. »Und wenn ihr nichts helfen kann?«
»Du darfst nicht negativ denken. Vorerst besteht Hoffnung.«
»Drei Wochen. Mehr Zeit hat sie nicht.«
»Es sind schon Wunder in weniger Zeit geschehen.«
»Und nur das kann Nic retten – ein Wunder.«
Nic verfiel immer wieder in einen leichten Schlaf, aus dem sie jeweils vollkommen desorientiert aufschrak, um sogleich die brutale Wirklichkeit zu erkennen.
Der Jäger hatte sie gekidnappt.
Sie hatte ihn noch nicht gesehen, wusste jedoch, dass er ganz nahe war.
Warum kam er nicht? Worauf wartete er?
Auf den Tagesanbruch?
Was auch immer ihr bevorstehen mochte, was auch immer geschähe, sie hatte nicht vor, auf- oder nachzugeben. Sie wusste, dass Griff versuchen würde, sie zu finden, ebenso wie das FBI und all die Polizisten da draußen ihr Bestes tun würden, um sie ausfindig zu machen. Aber am Ende gab es nur einen Menschen, der ihr
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