Kiss and kill: Thriller (German Edition)
hinten in die Limousine zu laden.
»Alle verfügbaren Mittel sind eingesetzt«, sagte Sanders.
»Und alle verfügbaren Agenten arbeiten an dem Fall, wie besprochen.«
Griff nickte, sagte aber nichts. Todmüde und erschöpft, konnte er an nichts anderes denken als daran, was Nic gerade durchmachen mochte.
Er setzte sich auf den Beifahrersitz neben Sanders, der den Wagen vom Parkplatz lenkte. Eine ganze Weile fuhren sie schweigend durch die Nacht. Griff schloss die Augen und versuchte, wenigstens ein bisschen zu dösen, aber er sah immer wieder Nic vor sich, die lächelte, lachte und auf dem Höhepunkt unter ihm erbebte.
»Er hat mir einen einfachen Hinweis gegeben«, sagte Griff schließlich.
»Tatsächlich?«
»Westlich von Virginia. Das trifft so ziemlich auf den ganzen Rest des Landes zu. Und südlich vom Big Muddy, also vom Missouri, kann irgendwo in den Südstaaten sein, einschließlich Texas.«
»Falls es möglich ist, sie zu finden, werden wir …«
»Wir müssen sie finden!«
»Ich verstehe, wie dringend du den Kerl schnappen willst und welche Sorgen du dir um Special Agent Baxter machst«, sagte Sanders ruhig.
»Nein, das verstehst du nicht!«
»Sir?«
»Sie könnte schwanger sein«, sagte Griff.
Sanders blieb stumm.
»Wahrscheinlich ist sie es nicht, aber falls sie schwanger ist, dann von mir.«
Schweigen.
»Schwanger oder nicht, sie bedeutet mir etwas.«
Er hatte sich nicht eingestanden, wie viel Nic ihm bedeutete, bis ihm klarwurde, dass der Jäger sie entführt hatte.
Sanders wusste nicht, ob Griffin Nicole Baxter liebte. Womöglich wusste nicht einmal Griffin selbst es. Genau wie er, hatte auch Griffin sich allen tieferen Empfindungen verschlossen, dem Lieben wie auch dem Geliebtwerden. Und das aus gutem Grund.
Im letzten Jahr, seit er Barbara Jean kennenlernte, begann Sanders erstmals wieder, sich zu verlieben. Schrittweise. Vorsichtig. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, falls er denn je kam, würde er ihr seine Gefühle gestehen. Aber Barbara Jean zu lieben minderte seine Empfindungen für Elora nicht. Sie war die Liebe seines Lebens gewesen, und die Erinnerung an sie würde so lange in seinem Herzen weiterleben, wie es schlug. Selbst nach all der Zeit konnte er sich noch an ihr Lachen erinnern, an den Duft ihres Parfums, an die Berührung ihrer Haut.
Die Geschichte konnte sich nicht einfach wiederholen. Was ihm widerfahren war, sollte Griffin nicht geschehen. Sie durften nicht zulassen, dass ein Wahnsinniger Griffins Frau und ungeborenes Kind zerstörte, wie York Elora und das Baby in ihrem Bauch zerstört hatte.
Pudge stellte die schmutzigen Teller in den Geschirrspüler – eine profane Verrichtung, die unter seiner Würde war. Aber wenn man kein Personal unter dem eigenen Dach wohnen lassen wollte, musste man sich halt auch zu solchen Arbeiten herablassen.
Er war versucht, in den Keller hinunterzugehen und nach Nicole zu sehen, ob sie wach war und begriffen hatte, was mit ihr passiert war, um sie mit Andeutungen dessen zu necken, was sie morgen erwartete – und übermorgen, und überübermorgen.
Nein, du darfst die Regeln nicht bloß für sie ändern.
Sie sollte betteln, genau wie die anderen gebettelt hatten. Und sie sollte genauso leiden wie sie.
Aber Nicole ist besonders.
Ja, das stimmte, doch Regeln waren nun einmal Regeln, und wenn er für sie Ausnahmen machte, wäre das den anderen gegenüber unfair. Sie hatten sich alle an die Regeln gehalten, wie es auch die tun würden, die nach ihr kamen. Pudge nahm den dicken Pullover von der Garderobe im Flur, zog ihn sich an und ging hinaus auf die Veranda. Anfang November war es in Louisiana gewöhnlich tagsüber warm und nachts kühl. Aber er genoss es bei jedem Wetter, auf seinem Korbschaukelstuhl zu sitzen und über sein Land zu schauen. Es waren nur noch tausend Morgen. In besseren Zeiten war Belle Fleur dreimal so groß gewesen.
Hätte er doch in jenen Vorkriegszeiten gelebt! Er hätte es genossen, ein Sklavenhalter zu sein, und mit Vergnügen die männlichen wie die weiblichen Sklaven gequält. Noch dazu wäre es sein gutes Recht gewesen, mit ihnen anzustellen, was immer er wollte. Er hätte in aller Öffentlichkeit töten dürfen und damit gegen kein Gesetz verstoßen.
Andererseits hielt ihn eine solche Kleinigkeit wie das Verbot von Mord nicht von seinen Spielen ab. Schließlich stand er über den Gesetzen für die Allgemeinheit. Seine überlegene Intelligenz und seine Abstammung verliehen ihm Rechte, die
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