Kiss and kill: Thriller (German Edition)
helfen konnte.
Nicole Baxter, du wirst dich selbst retten.
Kapitel 17
Nic war hellwach, als er sie holen kam. Er sah kein bisschen so aus, wie sie ihn sich vorgestellt hätte. Keine Hörner, keinen gegabelten Schwanz, kein mörderisches Funkeln in den Augen. Der Mann, der auf sie zukam, sah ziemlich normal aus, nicht wie ein übles Monster. Etwas unter eins achtzig, untersetzt, in einer Tarnhose und passendem Hemd. Ein durchschnittlich aussehender Mann mit einem feisten, freundlichen Gesicht.
»Guten Morgen, Nicole«, begrüßte sie die vertraute leise, etwas zu hohe Stimme.
Sie sah ihn an, musterte ihn von oben bis unten. Kurzes braunes Haar, leicht sonnengebräunter Teint, braune Augen. Sie wollte sich alles einprägen.
»Ich kette dich jetzt von der Wand ab und bringe dich nach oben in die Küche«, sagte er. »Das Frühstück ist fertig.«
»Ich müsste mich vor dem Frühstück noch frischmachen«, sagte sie. Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben und die Kontrolle zu wahren.
»Die Toilette und die Dusche im Haus benutzen zu dürfen ist ein Privileg, das du dir noch nicht verdient hast. Wenn du dich erleichtern musst, kannst du das draußen tun.«
Nic hatte sich bereits einmal in die Hosen gemacht und war kurz vorm Platzen. »Dann lass mich nach draußen.«
»Na schön.« Er holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete das Schloss, mit dem die Fußschellen an der Wandkette befestigt waren. Als sie vorsichtig einen Schritt vorwärts machte, packte er ihren Arm.
Sie zuckte zurück.
Wieder packte er sie und funkelte sie böse an. »Lass das! Wenn du dich widersetzt, muss ich annehmen, dass du ungehorsam bist, und werde dich bestrafen.«
Ihr Entführer schien auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Mann, sogar recht zurückhaltend und freundlich zu sein, dennoch vermutete sie, dass er ein egoistischer Kontrollfreak war. Sie sollte ihm lieber das Gefühl geben, er hätte das Sagen. Überhaupt würde Nic alles tun, was nötig war, damit sie lange genug am Leben blieb, um eine Fluchtmöglichkeit zu entdecken.
»Tut mir leid«, sagte sie.
Er lächelte. »Du spielst die kooperative Gefangene, was, Nicole? Gut. Am Anfang wird es so einfacher für uns beide. Aber irgendwann wirst du rebellieren, und dann beginnt der echte Spaß.«
Er führte sie durch den Keller, eine morsche Holztreppe hinauf und einen halbdunklen Flur entlang. Von dort gelangten sie in eine riesige alte Küche, die aussah, als wäre sie seit vierzig Jahren nicht renoviert worden. Einzig der Kühlschrank und der Herd waren neueren Datums. Die langen schmalen Fenster gingen nach Osten, wo die Sonne noch hinterm Horizont versteckt war.
Es war vor Tagesanbruch, was bedeutete, dass es zwischen halb fünf und halb sechs morgens war, je nachdem, wo sie waren. Als er die Hintertür öffnete und sie auf die Veranda brachte, verstärkte er den Griff um ihren Arm, ehe er ihr die Stufen hinunter in den Garten half.
»Du kannst da rübergehen und tun, was du tun musst«, sagte er. »Aber komm gar nicht erst auf die Idee, von hier weglaufen zu wollen. Du kommst nicht weit.« Er sah hinunter auf ihre Fußfesseln.
Es war alles andere als leicht, die Jogginghose und den Slip hinunterzuziehen, aber schließlich schaffte Nic es. Ihre Haut fühlte sich schmutzig und klamm an, und sie stank nach Schweiß, Urin und Angst.
Doch sie würde sich ihr Handeln nicht von Furcht diktieren lassen. Er wollte sie verängstigt, unterwürfig und gehorsam. Vorerst. Aber die echte Jagd hatte noch nicht begonnen. Wenn es so weit war, würde er das wilde Tier in ihr wecken und sehen wollen, wie sie um ihr Leben kämpfte.
Ihren Slip und die Hose wieder hochzuziehen war fast noch schwieriger als runter, und sie brauchte mehrere Versuche, bis sie es hinbekommen hatte. Dann ging sie zurück zum Haus, wobei sie sich Zeit ließ und versuchte, im Fastdunkel so viel wie möglich zu erkennen.
Er wartete auf der Veranda auf sie, lächelnd. Der dreckige Mistkerl. Als er wieder ihren Arm packte, zuckte sie zusammen, wich jedoch nicht zurück. Stattdessen gestattete sie ihm, sie nach drinnen an den Küchentisch zu führen. Nachdem er sie hingesetzt hatte, ging er zum Herd, hob einen Topfdeckel hoch, füllte etwas in eine Schale und kam damit zum Tisch.
»Heute Morgen bekommst du eine Schale leckeren Haferbrei«, sagte er. »Aber danach wirst du dir deine Mahlzeiten verdienen müssen. Du darfst morgens und abends etwas essen. Auch Wasser musst du dir verdienen.«
Nic blickte
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