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Kiss and kill: Thriller (German Edition)

Kiss and kill: Thriller (German Edition)

Titel: Kiss and kill: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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fühlte. Obwohl Lindsay und Judd erkannten, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand, verstanden einzig Sanders und Yvette, was wirklich in ihm vorging.
    Sanders weigerte sich, ihn allein spazieren gehen zu lassen, blieb aber stumm und ließ Griff seinen Gedanken nachhängen, als sie sich hinaus in den frostigen Morgen begaben. Sein alter Freund begriff, dass Bewegung das Einzige war, was Griff vor dem Wahnsinn bewahrte. In den vergangenen Tagen war er endlose Meilen über seinen Besitz gewandert, beständig länger draußen geblieben. Er schritt in seinem Arbeitszimmer auf und ab, in seinem Schlafzimmer, im ganzen Haus.
    Griff hatte Lindsay und Judd zu überreden versucht, mit Emily nach Hause zu reisen, aber sie wollten nicht. Er wusste, dass sie bis zum bitteren Ende bei ihm bleiben würden, um ihm beizustehen, sollte das Schlimmste eintreten. Auch Nics Bruder blieb. Wie die anderen wartete Charles David. Alle machten sich bis zu einem gewissen Grad auf das Unvermeidliche gefasst, obwohl sie sich ausnahmslos hoffnungsvoll äußerten, positives Denken voneinander forderten und beteten.
    Nachdem sie über vier Meilen gegangen waren – wie Sanders später sagte –, begann Griff, die Kälte zu spüren. Er sah Sanders an.
    »Willst du nicht zurück ins Haus?«
    »Ich gehe mit dir, solange du gehst.«
    »Du kannst nicht mehr für mich tun als ich für Nic.«
    »Wir haben noch mindestens sechsunddreißig Stunden«, erinnerte Sanders ihn.
    Sie gingen weiter, und über Meilen war das leise Rascheln in den kahlen Bäumen das einzige Geräusch.
    »Was auch passiert, ich werde ihn irgendwann finden, und dann töte ich ihn«, sagte Griff schließlich.
    »Ja, ich weiß.«
    »Er verdient dasselbe Los wie York.«
    »Du bist in deinen Alpträumen nach Amara zurückgekehrt – und auch in deinen Gedanken. Lass den Ort hinter dir, um meinetwillen, um Yvettes und um deinetwillen.«
    »Ich würde die Erinnerung vergraben, wenn ich könnte.«
    Griff biss die Zähne zusammen, als ihm Bilder durch den Kopf gingen, die er nicht sehen wollte. »Wäre es doch nur so einfach, das Gedächtnis auszulöschen.«
    »Wenn das Heraufbeschwören der Vergangenheit dir helfen könnte, Nicole zu retten, wäre es das Risiko wert, aber das kann es nicht. Es fügt dir lediglich großen Schaden zu.«
    »Yvette sagt, York bleibt nicht tot, solange ich ihn immer wieder zum Leben erwecke.«
    »Yvette ist eine sehr weise Frau.«
    »Aber sie ist nicht glücklich, oder?«, fragte Griff. Der Gedanke kam ihm völlig unerwartet. »Sie ist wunderschön, klug und weise, aber sie ist ebenso wenig frei von der Vergangenheit wie du oder ich.«
    »Sie ist mit ihrem Leben zufrieden, so wie ich es mit meinem bin und du es mit deinem warst.«
    »Yvette verdient es, glücklich zu sein. Ich wünsche es mir für sie.«
    »Vielleicht wird sie es irgendwann sein können.«
    »Wenn er Nic …«
    »Dann wird dein Leben weitergehen, und du wirst immer wieder von einem Tag zum nächsten überleben.«
    »Hast du Barbara Jean von Elora erzählt?«, fragte Griff. »Nein, doch das werde ich tun. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    »Und wirst du ihr von York und deinen Jahren auf Amara erzählen?«
    »Eines Tages werde ich ihr alles erzählen, was sie wissen muss, um zu verstehen, wer ich bin.«
    »Sie ist sehr zartfühlend«, sagte Griff. »Was denkst du, wie sie reagiert, wenn du ihr erzählst, was wir getan haben?«
    »Es gibt Geheimnisse, die besser gewahrt bleiben.«
    »Wenn ich dir einen Rat geben darf, warte nicht zu lange damit, Barbara Jean zu sagen, was du für sie empfindest.« Griff blieb stehen und sah Sanders an. »Nimm dir alles Glück, das du kriegen kannst, solange du kannst.«

    Nic wanderte zu dem alten, überwucherten Feldweg. Inzwischen musste er aufgestanden sein, sich für den Tag bereit machen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er bemerken würde, dass sie schon losgelaufen war. Dann würde er kommen und nach ihr suchen. Weil sie geplant hatte, vorbereitet war und Geduld gehabt hatte, gab es nun eine Chance, eine winzig kleine Chance, dass sie den großen Preis gewann: ihr Leben. Wenn sie einen größeren Vorsprung schaffte und falsche Spuren hinterließ, die ihn in die Irre führten, könnte sie ihm einen Schritt voraus bleiben, auch wenn sie zu Fuß war und er auf seinem Geländemotorrad.
    Ob er sie gleich töten würde statt erst in zwei Tagen, sollte er sie einholen?
    Ja, das müsste er. Anders konnte er sie nicht von der Flucht abhalten.

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