Kiss and kill: Thriller (German Edition)
Motorrad lag. Sie hoffte, der Schweinehund war tot. Dann sah sie wieder nach vorn und rannte den Weg entlang, der sie in die Freiheit führte.
Als sie gerade meinte, sie könnte es schaffen, sie hätte tatsächlich eine Chance zu entkommen, hallte ein Schuss durch die Stille. Die Kugel traf sie mit einer Wucht in den Rücken, die sie in die Knie zwang.
Kapitel 20
Foy und Jewel Calame waren nach einem einwöchigen Besuch bei ihrer Tochter und den Enkeln in Thibodaux auf dem Heimweg. Im Autoradio hörten sie sich die tägliche Sendung mit Reverend Tommy Taylor an. Auch zu Hause versäumten sie den jungen Prediger an keinem Nachmittag, gleich nach Foys Mittagsschläfchen. Im kommenden Februar waren sie sechsundvierzig Jahre verheiratet. Sie hatten zwei Söhne und eine Tochter großgezogen, die alle zu guten, gottesfürchtigen Christen herangewachsen waren. Ich danke dir dafür, Herr Jesus. Jewel erinnerte sich an eine Zeit in Foys jüngeren Jahren, als er ein Trinker und Spieler war. Dann aber, kurz nach der Geburt ihres zweiten Sohnes, hatte er zu Gott gefunden, all seine Laster aufgegeben und war seither ein guter Ehemann und Vater. An materiellen Werten besaßen sie nicht viel, kamen jedoch mit Foys Scheck von der Sozialfürsorge über die Runden. Ihr Haus war bezahlt, ebenso wie dieses alte Auto. Und ihre Kinder schickten ihnen ein bisschen was und schenkten ihnen zu Weihnachten und an den Geburtstagen nützliche Dinge. Erst am letzten Muttertag hatte Jewel von ihnen eines dieser niedlichen kleinen rosa Handys bekommen.
»Gütiger Herr, Christy Lou, was soll ich denn bloß mit einem Handy?«, hatte sie ihre Tochter gefragt.
»Das ist für Notfälle, wenn du und Daddy mit dem Auto unterwegs seid oder du in der Stadt bist und zu Hause anrufen willst. Und ich kann dir jeden Tag neue Fotos von Marcy Jewel auf dieses Telefon schicken, Mama.«
Die letzte Bemerkung hatte Jewel bewegt, es tatsächlich zu behalten. Sie hatte fünf Enkel im Alter von neun bis fünfzehn Jahren, aber Christy Lous Baby war ihre einzige Enkelin. Gott vergib mir, dass ich ganz verrückt nach der süßen Kleinen bin.
Als Reverend Tommy Taylor sich mit einem herzzerreißenden Gebet verabschiedete, sagten Foy und Jewel beide »Amen«. Foy ließ das Radio an, denn nun wurde christliche Musik gespielt. Einige der neueren Kirchenlieder gefielen ihnen nicht so besonders, auch wenn sie allemal besser waren als das gottlose Gelärme, das andere Sender brachten.
»Unser Reverend Tommy trägt den Heiligen Geist in sich«, sagte Foy.
»Ach ja, wie schade, dass wir ihm nicht mehr als fünfundzwanzig Dollar im Monat schicken können.«
»Wir geben schon so viel, wie wir können. Und wie Reverend Tommy sagt, wir kleinen Leute, die unsere paar Groschen schicken, sind ihm am liebsten, genau wie unserem Herrn und Erlöser.«
Sie fuhren weitere fünfzehn Meilen. Jewel summte die Lieder mit, und Foy rief ein »Lobet den Herrn« am Ende eines jeden.
»Guck mal da hinten«, sagte Jewel plötzlich. »Ist das nicht der Weg nach Orson’s Cove? In dem kleinen Restaurant da hatten wir letztes Mal eines der besten Jambalayas, die ich je gegessen hab.«
»Heißt das etwa, dass du nichts mehr kochst, wenn wir nach Hause kommen?« Foy lachte brummend.
»Was meinst du, mein Honigbär, wollen wir uns ein bisschen verwöhnen und uns von den zwanzig Dollar, die Christy Lou mir gegeben hat, ein leckeres Essen gönnen? Sie hat gemeint, ich soll mir davon kaufen, was ich will, und ich würde ein Jambalaya wollen.«
»Na gut, dann machen wir eben einen kleinen Umweg.« Als sie die kleine Kreuzung erreichten, bog Foy in die zweispurige Straße nach Orson’s Cove. Das Straßenpflaster war mehrmals ausgebessert worden, genau wie das in ihrer Straße in Centersville. Hier waren aber noch mehr Schlaglöcher, und mindestens ein Dutzend kleine Brücken führten über Bäche und ein paar ausgetrocknete Flussbetten. Foy drosselte den zehn Jahre alten Chevy Malibu auf fünfundzwanzig Meilen die Stunde, als sie sich der letzten Brücke näherten, die in die Stadt führte. Jewel verstand nicht, wieso die Bezirksverwaltung diese Brücke nicht schon vor Jahren erneuert hatte. Sie war nicht mal breit genug für zwei Autos, so dass bei Gegenverkehr eines vor der Brücke warten musste.
»Halt mal an!«, rief Jewel. »Da drüben liegt was auf der Straße, gleich auf der anderen Seite.«
Foy blinzelte durch die von Fliegenleichen übersäte Windschutzscheibe. »Könnte ein großer
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