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Kissed by an Angel

Kissed by an Angel

Titel: Kissed by an Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chandler
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nickte. »Man findet selten ein gutes Publikum«, erinnerte er sie, »vor allem, wenn man tot ist und die meisten einen nicht sehen.«
    Er ließ sie schmollend in der Kapelle zurück. Wenn sie sich beruhigt hatte, würde sie ihn schon finden. Als er wieder in der Mittagssonne stand, blinzelte Tristan.
    Während er unterschiedliche Temperaturen nicht wahrnahm, schien er jedoch auf Licht und Dunkelheit ausgesprochen empfindlich zu reagieren. In der dämmrigen Kapelle hatte er die Aura jedes Mädchens deutlich wahrgenommen, doch jetzt, hier draußen im Schatten der Bäume, kamen ihm die Sonnenflecken blendend grell vor.
    Vielleicht hielt er den Besucher deshalb für Gregory. Die Art, wie er sich bewegte, das dunkle Haar und seine Kopfform bestärkten Tristan, dass es Gregory sein musste, der sich vom Familiengrab der Baines entfernte. Doch plötzlich drehte sich der Besucher um, als hätte er gespürt, dass ihn jemand beobachtete. Er war wesentlich älter als Gregory, um die vierzig, und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Tristan streckte die Hand nach ihm aus, aber der Mann wandte sich ab und setzte seinen Weg fort. Auch Tristan ging weiter, aber erst, nachdem ihm die langstielige rote Rose auf dem frischen grünen Hügel von Carolines Grab aufgefallen war.

15
     
     
     
     
     
     
    Lacey fand Tristan an diesem Nachmittag tatsächlich wieder. Als er oben auf dem Berg spazieren ging, erschreckte sie ihn, indem sie seinen Namen rief. Er schaute nach oben und da saß sie, auf einem Baum.
    »Nette Aussicht, was?«, fragte Lacey.
    Tristan nickte und sah den steinigen Abhang hinunter. Das Land fiel fünfzig bis hundert Meter steil ab. Er erinnerte sich, dass er zu Beginn des Frühlings die silbrigen Schienen und das Dach des kleinen Bahnhofs im Tal erkannt hatte, aber jetzt waren sie verdeckt. Nur kleine Stücke des Flusses blitzten blau zwischen den Bäumen auf.
    »Ich hab keine Ahnung, warum es mich so an diese Stelle zieht.«
    Lacey legte den Kopf schief. »Ich bin sicher, das hat nichts damit zu tun, dass Ivy hier wohnt«, stellte sie sarkastisch fest.
    »Woher weißt du das mit Ivy?«
    Das Mädchen machte einen geschickten Salto rückwärts und sprang vom Baum herunter.
    »Ich hab mich natürlich über sie informiert.« Lacey lief neben ihm her. »Ich hab alles über deinen Unfall gelesen. Außerdem hab ich mir angewöhnt, jeden Morgen am Bahnhof vorbeizuschauen und mit den Pendlern Zeitung zu lesen. Ich bin gern auf dem neuesten Stand. Und so weiß ich immer das Datum.«
    »Heute ist Sonntag, der zehnte Juli«, sagte Tristan.
    »Tröt!« Sie ahmte das Geräusch eines Buzzers bei einer Quizshow nach und brach einen Zweig von dem Baum ab. »Dienstag, zwölfter Juli.«
    »Kann nicht sein«, erwiderte Tristan. Er griff nach oben, schaffte es jedoch nicht, ein Blatt abzureißen, geschweige denn einen Zweig abzubrechen.
    »Bist du in den letzten Tagen wieder in der Dunkelheit versunken?«
    »Letzte Nacht«, antwortete er.
    »Wohl eher vor drei Nächten«, erklärte sie ihm. »Das passiert, aber mit der Zeit wirst du stärker und brauchst immer weniger Ruhe. Natürlich nur, wenn du dir keine Extravaganzen leistet.«
    »Extravaganzen. Was denn zum Beispiel?«
    Sie wartete, bis er ihr wirklich zuhörte, dann sagte sie: »Sieh mich an.«
    »Was glaubst du, was ich gerade mache?«
    »Tritt einen Schritt zurück und sieh noch mal genauer hin. Was fehlt mir?«
    »Versprichst du, mich nicht an den Haaren zu ziehen?«
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Der finstere Blick war wirklich finster, dauerte aber nicht lange - sie spielte nur Theater.
    »Sieh dir diese Katze an«, sagte sie.
    Er sah hinter sich. »Ella!«
    »Sieh auf das Gras neben der Katze und dann auf das Gras neben mir.«
    Da sah er es. »Du wirfst keinen Schatten.«
    »Genauso wenig wie du.«
    »Deine Stimme ist hörbar«, fiel ihm auf. »Ella hat die Ohren in deine Richtung gespitzt.«
    »Jetzt schau auf das Gras hinter mir«, wies sie ihn an und schloss die Augen. Langsam, als würde sich dunkles Wasser auf dem Rasen sammeln, vergrößerte sich ihr Schatten. Gleichzeitig verblasste ihr Schimmern. Ella strich vorsichtig um sie herum, einmal, zweimal. Dann rieb sie sich an Laceys Bein. Dieses Mal fiel sie nicht um.
    »Du bist sichtbar!«, rief Tristan. »Sichtbar! Alle können dich erkennen! Bring mir bei, wie man das macht. Wenn ich das auch kann, wird Ivy mich sehen und wissen, dass ich für sie da bin, sie wird wissen -«
    »Ganz ruhig«, unterbrach ihn Lacey.

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