Kissed by an Angel
wollte mich haben.«
»Schön für dich«, meinte Tristan abwesend.
Wenn sie ihn doch jetzt einfach in Frieden lassen würde! Er wollte nur allein sein, sich an Ivys Anblick freuen: Ivy, die auf die Veranda trat, Ivy, deren blondes Haar im Wind wehte, als sie anmutig die Treppe hinaufging und E11a auf den Arm nahm.
»Der Regisseur meinte, ich wäre außergewöhnlich talentiert.«
»Super«, murmelte Tristan. Wenn Katzen doch bloß reden könnten, dachte er. Erzähl es ihr, Ella, erzähl ihr, was du weißt.
»Der Produzent, so ein Möchtegernkünstler, wollte aber lieber jemanden mit einem >klassischeren Gesicht<, der nicht ständig in New Yorker Slang verfällt.«
Ivy stand noch immer auf der Veranda, drückte Ella an sich und sah in seine Richtung. Vielleicht glaubte sie doch noch an Engel, dachte Tristan. Vielleicht spürte sie, dass er da war.
»Dieser Produzent ist jetzt für ein paar Wochen in New York und stellt eine Tournee auf die Beine. Ich dachte, ich besuch ihn mal.«
»Super«, wiederholte Tristan. Er folgte Ivys Blick, als sie den Kopf drehte. Dann hörte auch er das Aufheulen eines Kleinwagens, der sich lautstark den Berg hinaufquälte.
»Ich hab mir überlegt, ihn umzubringen«, fügte Lacey hinzu, »einen kleinen Verkehrsunfall zu verursachen, bei dem er auf der Stelle tot wäre.«
»Hammer.«
»Was bist du für ’ne Jammergestalt!«, rief sie. »Du bist echt erbärmlich! Warst du auch so beknackt, als du noch am Leben warst? Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie du drauf warst, als du noch hormongesteuert funktioniert hast.«
Wütend drehte er sich zu ihr um. »Ach, komm«, sagte er, »du bist keinen Deut besser als ich. Ich liebe Ivy, du liebst dich selbst. Wir sind beide fanatisch, also lass mich in Frieden.«
Einen Moment lang erwiderte Lacey nichts. Nur in ihren Augen zeigte sich eine winzige Veränderung. Eine Kamera hätte das kurze Aufblitzen von Verletztheit nicht eingefangen. Doch Tristan sah es, und als er merkte, dass sie dieses eine Mal keine Show abzog, bereute er seine Worte.
»Tut mir leid.«
Lacey hatte sich weggedreht. Vermutlich würde sie bald abhauen und er müsste allein mit seinem Auftrag klarkommen.
»Lacey, es tut mir leid.«
»Schon gut, schon gut«, erwiderte sie.
»Es ist nur so -«
»Wer ist das denn?«, unterbrach sie ihn. »Kommen Zwiddeldum und Zwiddeldei, um mit deiner Herzdame zu trauern?«
Er drehte sich um und sah Beth und Suzanne aus dem Wagen steigen. Zufällig trugen sie beide Schwarz, aber Suzanne hatte schon immer gern Schwarz getragen, vor allem knappes Schwarz, und genau das trug sie auch jetzt - ein cooles Bustierkleid. Beth hingegen trug typische Beth-Klamotten: ein loses schwarzes Hängerkleidchen mit weißen Blümchen, dessen Rüschensaum ein paar Zentimeter über ihren roten Plastiksandalen flatterte.
»Das sind ihre Freundinnen Beth und Suzanne.«
»Die eine ist definitiv ein Radio«, erklärte Lacey.
»Ein Radio?«
»Die, die aussieht, als hätte sie sich einen Duschvorhang umgehängt.«
»Beth«, sagte er. »Sie schreibt Geschichten.«
»Na, was hab ich dir gesagt? Das geborene Radio.«
Tristan sah zu, wie Ivy ihre Freundinnen begrüßte und ins Haus führte.
»Komm«, schlug Lacey vor und machte einen Satz. »Das wird lustig.«
Er blieb stehen. Ihre Art Spaß kannte er bereits.
»Willst du ihr jetzt sagen, dass du sie liebst oder nicht? Das ist eine gute Übung für dich, Tristan. Du hast echt ein Riesenglück, das Mädchen ist ein super Radio, ein Medium. Wirklich gute Radios müssen noch nicht mal an Engel glauben«, fügte sie hinzu. »Sie sind für alle möglichen Sachen empfänglich, unter anderem für Engel. Du kannst durch sie sprechen - zumindest kannst du durch sie schreiben. Du weißt doch, was automatisches Schreiben ist, oder?«
Er hatte davon gehört.
Ein Medium schrieb Dinge auf, die ihm vermutlich jemand aus der Totenwelt diktierte.
»Hältst du Beth für ein Medium?«
»Ein ungeübtes. Aber sie ist das geborene Radio. Sie wird deine Gedanken übertragen - wenn nicht heute, dann morgen. Wir müssen nur die Verbindung aufbauen und in ihre Gedanken schlüpfen.«
»In ihre Gedanken schlüpfen?«
»Das ist ziemlich einfach«, erklärte Lacey. »Du musst nur genau wie sie denken, die Welt sehen, wie Beth sie sieht, fühlen, wie Beth fühlt, lieben, wen auch immer sie liebt, wollen, was sie will.«
»Niemals«, erklärte Tristan.
»Kurz gesagt musst du die Sichtweise des Mediums annehmen und dann
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