Kissed by an Angel
schlüpfst du direkt in es hinein.«
»Offenbar hast du keine Ahnung, wie Beth tickt«, meinte Tristan. »Du hast ihre Geschichten nie gelesen. Sie schreibt diese schmalzigen Liebesgeschichten.«
»Ach ... du meinst die Sorte, in der der Liebhaber seine Angebetete mit schmachtenden Blicken bedenkt, sich verzehrt vor Sehnsucht, sodass er niemand anderen sieht oder hört?«
»Genau so.«
Sie legte den Kopf zurück und feixte. »Du hast recht. Du bist wirklich ganz anders als Beth.«
Tristan antwortete nichts darauf.
»Wenn du Ivy wirklich lieben würdest, wäre es dir einen Versuch wert. Die Liebenden in Beths Geschichten würden sich von einer so kleinen Herausforderung sicher nicht abhalten lassen.«
»Was ist mit Philip?«, fragte Tristan. »Er ist Ivys Bruder. Und er kann sehen, dass ich schimmere.«
»Aha! Du hast einen Gläubigen gefunden«, stellte sie fest.
»Ein Radio, ziemlich sicher«, erklärte ihr Tristan.
»Nicht unbedingt. An etwas zu glauben und ein Radio zu sein ist nicht zwangsläufig dasselbe.«
»Können wir nicht erst ihn ausprobieren?«
»Klar, lass uns ein bisschen Zeit verplempern«, erwiderte sie und schlüpfte ins Haus. Philip machte in der Küche Brownies in der Mikrowelle. Auf der Arbeitsfläche lagen neben der Schüssel ein paar klebrige Baseballkarten und ein Katalog, der auf der Seite mit den Kindermountainbikes aufgeschlagen war. Tristan war zuversichtlich. Das kam ihm sehr vertraut vor, in Philips Gedanken könnte er sich hineinversetzen.
»Bleib hinter ihm«, wies ihn Lacey an. »Wenn er dich schimmern sieht, wird ihn das ablenken. Dann fangt er zu suchen an und will verstehen, was passiert. Er wird sich so stark auf etwas Äußeres konzentrieren, dass er nicht offen ist, etwas anderes hineinzulassen.«
Sich hinter Philip zu halten, half auch in anderer Hinsicht. Tristan las die Anweisungen auf der Schachtel über Philips Schulter mit. Er überlegte, was er als Nächstes tun sollte und wie die Brownies riechen würden, während sie im Ofen waren, wie sie schmecken würden, warm und bröselig, frisch aus der Mikrowelle. Er hätte gern den Löffel abgeleckt, den flüssigen Schokoladenteig.
Genau das machte Philip.
Tristan wusste, wer er war, aber gleichzeitig war er auch jemand anderes, es war das Gefühl, das ihn manchmal beim Lesen einer guten Geschichte überkommen hatte. Das war einfach. »Philip, ich bin’s -«
Wumm! Tristan prallte zurück, als wäre er gegen eine Glasscheibe gerannt. Er hatte sie nicht gesehen, hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen, bis sie ihm frontal ins Gesicht knallte. Einen Moment lang war er verdutzt.
»Manchmal geht es ganz schön hart zu«, meinte Lacey, die ihn beobachtete. »Jetzt hast du es wahrscheinlich begriffen. Philip will dich nicht reinlassen.«
»Aber ich war sein Freund.«
»Er weiß nicht, dass du es bist.«
»Wenn er zulassen würde, dass ich mit ihm rede, dann wüsste er es«, beharrte Tristan.
»So funktioniert das nicht«, sagte sie. »Ich hab dich gewarnt. Ich kann Radios von Nichtradios mittlerweile ziemlich gut unterscheiden. Du kannst es noch mal mit ihm versuchen, aber dieses Mal ist er darauf vorbereitet, und dann wird es noch härter. Du willst kein Radio, das sich gegen dich wehrt. Lass es uns mit Beth versuchen.« Tristan marschierte auf und ab. »Warum versuchst nicht du, in Beth hineinzukommen?«
»Nein, das geht nicht.«
»Aber ...« - er überlegte schnell - »du bist eine so tolle Schauspielerin, Lacey. Dir fällt das viel leichter. Schauspielerinnen spielen Rollen. Die wirklich guten, so wie
du, ahmen nicht nur nach. Nein, sie werden die andere Person. Deshalb kannst du das so gut.«
»Netter Versuch«, erwiderte sie. »Aber Beth ist das Radio zu derjenigen, der du eine Nachricht schicken willst. Das kann dir niemand abnehmen. So funktioniert es nun mal.«
»Anscheinend funktioniert es nie so, wie ich will«, beschwerte er sich.
»Merkst du das auch schon«, kommentierte sie. »Zeig mir mal den Weg ins Gemach deiner Herzdame!«
Tristan führte Lacey zu Ivys Zimmer. Die Tür stand einen Spalt offen. Ella, die noch immer hinter ihnen herlief, stieß sie auf und huschte hinein. Tristan und Lacey schlüpften durch die Wand.
Suzanne saß vor Ivys Spiegel. Sie kramte in einem Schmuckkasten und probierte Halsketten und Ohrringe von Ivy an. Ivy lag ausgestreckt auf dem Bett, hatte einen Stapel loser Blätter in der Hand und las - vermutlich war es eine von Beths Geschichten. Beth lief im Zimmer auf
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