Kissed by an Angel
mich lieber mal um.«
»Ich helf dir beim Aussuchen«, schlug Suzanne vor.
»Nein. Geht schon nach unten. Ich komme gleich nach.«
»Aber du weißt, dass ich dir gern beim Klamottenaussuchen helfe -«
»Wir gehen schon mal vor«, sagte Beth und schob Suzanne zur Tür. »Lass dir ruhig Zeit, Ivy. Wenn die Jungs kommen, beschäftigen wir sie.« Sie zog die Tür hinter Suzanne zu.
Ivy starrte auf Tristans Foto am anderen Ende des Zimmers. Sie stand so reglos wie eine Statue, Tränen liefen ihr über die Wangen.
Lacey sagte leise: »Tristan, du musst dich jetzt ausruhen. Wenn du dich nicht ausruhst, kannst du nichts tun.«
Aber er konnte Ivy nicht einfach so zurücklassen. Er legte die Arme um sie. Doch sie ging durch ihn hindurch zur Kommode und nahm sein Foto in die Hand. Er umschlang sie noch einmal, aber sie schluchzte nur noch heftiger.
Dann wurde Ella vorsichtig auf die Kommode gesetzt. Das war Laceys Werk. Die Katze drückte sich an Ivy.
»Ach, Ella. Ich weiß nicht, wie ich ihn loslassen soll.«
»Lass nicht los«, bettelte Tristan.
»Irgendwann wird sie es tun müssen«, warnte ihn Lacey mitfühlend.
»Ich hab ihn verloren, Ella, ich weiß es. Tristan ist tot. Er kann mich nie wieder in den Arm nehmen. Er kann nicht an mich denken. Er kann keine Sehnsucht mehr nach mir haben. Liebe endet mit dem Tod.«
»Tut sie nicht!«, widersprach Tristan. »Ich werde dich wieder im Arm halten, ich schwör es, und du wirst sehen, dass meine Liebe nie enden wird.«
»Du bist erschöpft, Tristan«, erklärte Lacey.
»Ich werde dich halten, ich werde dich immer lieben, Ivy!«
»Wenn du jetzt nicht zur Ruhe kommst«, ermahnte ihn Lacey, »wirst du noch verwirrter. Dann kannst du Realität und Einbildung nicht mehr auseinanderhalten oder dich nicht mehr aus der Dunkelheit lösen. Tristan, hör mir zu ...«
Doch bevor sie ihren Satz beendet hatte, nahm die Dunkelheit schon wieder von ihm Besitz.
16
»Mann«, stöhnte Suzanne, als sie das Kino verließen, »in den letzten Wochen haben wir uns vermutlich so viele Filme angesehen wie sonst nur Filmkritiker.«
»Ich bezweifle, dass sie sich diesen Film angeschaut hätten«, bemerkte Will.
»Es ist der erste Film, der mir gefallen hat«, erwiderte Eric. »Ich kann es kaum erwarten, bis sie Bloodbath IV drehen.«
Gregory warf Ivy einen Blick zu. Sie sah weg.
Ivy schlug jedes Mal Kino vor, wenn ihr jemand sagte, sie müsse unbedingt unter Leute gehen, was in letzter Zeit ständig passierte. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie sich drei Filme hintereinander angesehen. Manchmal gelang es ihr, sich in der Geschichte zu verlieren, aber selbst wenn das nicht klappte, war es eine Möglichkeit, umgänglich zu wirken, ohne reden zu müssen.
Leider war der einfachste Teil des Abends nun eindeutig vorbei. Ivy zuckte kurz zusammen, als sie aus der dunklen, kühlen Parallelwelt in die warme, neonhelle Nacht traten.
»Pizza?«, fragte Gregory.
»Ich könnte einen Drink vertragen«, meinte Suzanne.
»Gregory zahlt, schließlich hat er mir nicht erlaubt, seinen Kofferraum aufzufüllen«, erklärte ihr Eric.
»Gregory zahlt nur Pizza«, sagte Gregory.
Gregory wurde immer mehr zum Ferienlageraufpasser, dachte Ivy, wenn er diese seltsame Herde beaufsichtigte und den Verantwortlichen mimte. Es war erstaunlich, dass Eric das hinnahm - aber sie wusste auch, dass Gregory, Will und Eric an manchen Abenden allein um die Häuser zogen und sich mit ausgeflippteren Mädchen und Jungs trafen.
Wenn sie mit den anderen ausging, spielte Ivy ein Spiel mit sich selbst: Sie zählte die Minuten, in denen sie es schaffte, nicht an Tristan zu denken oder ihn nicht wenigstens schrecklich zu vermissen. Sie gab sich Mühe, Interesse für die anderen aufzubringen. Für die ging das Leben weiter, auch wenn es für sie aufgehört hatte.
An diesem Abend gingen sie zu Celentano’s, einer beliebten Pizzeria. Dort wackelten die Stühle und auf den Tischen lagen Papierdecken - ein Schild versprach kostenlose Malstifte -, aber die Besitzer, Pat und Dennis, hatten wirklich Ahnung vom Kochen. Beth, die alles liebte, was mit Schokolade zu tun hatte, stand auf ihre berühmten süßen Pizzen.
»Was wird es denn heute Abend?«, zog Gregory sie auf. »Brownies oder Käse?«
Beth lächelte, ihre Wangen färbten sich leicht rosig. Beths Schönheit beruhte zum Teil auf ihrer Offenheit, dachte Ivy, auf ihrer Art, wie sie einen ohne Hintergedanken anlächelte.
»Dieses Mal nehme
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