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Kissed by an Angel

Kissed by an Angel

Titel: Kissed by an Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chandler
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kurvenreiche Seitenstraßen gelangte er schnell dorthin. Es war schon ziemlich spät und es waren keine Autos mehr unterwegs. Ein merkwürdiges Gefühl, die Vorahnung, ein Hirsch könne jeden Moment vor ihm auf die Straße springen, ließ ihn einen Augenblick langsamer gehen, allerdings nur einen Augenblick.
    Seltsam, wie einfach er den Unfallort wiederfand, und wie sicher er sich war, dass es die richtige Stelle war, schließlich sah jede Straßenbiegung gleich aus. Obwohl Vollmond war, drang der Mond kaum durch das dichte Blätterwerk. Hier schimmerte kein Silberstrahl, es war nur ein wenig heller, eine Art geisterhafter grauer Nebel schwebte über allem.
    Trotzdem fand er die Rosen.
    Nicht die Rosen, die er ihr geschenkt hatte, aber ähnliche. Sie lagen am Straßenrand, völlig verwelkt. Als er sie aufhob, fielen die Blätter ab, als wären sie verkohlte I locken - nur das lila Satinband hatte unbeschadet überstanden.
    Tristan blickte die Straße hinunter, als könne er so in die Vergangenheit zurücksehen. Er versuchte, sich an die letzte Minute zu erinnern, in der er lebendig gewesen war. Da war das Licht gewesen. Ein unglaubliches Licht und eine Stimme, oder eine Botschaft - er war sich nicht sicher, ob es wirklich eine Stimme war und er konnte sich nicht an die Worte erinnern. Doch das kam erst nach dem gleißenden Licht. Er kehrte in Gedanken wieder zu dem Licht zurück und versuchte, sich darauf zu konzentrieren.
    Das Licht war nur so groß gewesen wie der Kopf einer Stecknadel - ja, und dieses kam vor dem Tunnel, vor dem gleißenden Licht am Ende. Da war dieses stecknadelgroße Licht gewesen, das Licht im Auge des Hirschs.
    Tristan schauderte. Er nahm all seinen Mut zusammen. Dann fühlte sein ganzes Ich den Aufprall. Er hatte das Gefühl zu zerbrechen. Er fiel um. Der Wagen raste zurück, es war, als würde eine Achterbahn rückwärtsfahren. Er befand sich in einem Film, der rückwärtslief, die Worte waren nur Gestammel, die Bewegungen verzweifelt. Er versuchte, den Film anzuhalten, versuchte mit seinem Willen, ihn anzuhalten, er konzentrierte seine ganze Energie darauf, die rückwärtsrasende Zeit anzuhalten.
    Plötzlich saßen Ivy und er nebeneinander, vollkommen reglos, als hätte jemand den Film angehalten. Sie saßen im Auto und bewegten sich nun langsam vorwärts.
     
    »Letzter Blick auf den Fluss«, sagte er, nachdem sie wieder losgefahren waren. Dann bog er von dem holprigen Waldweg auf die schmale Landstraße.
    Die Strahlen der Junisonne fielen auf die Westseite der Hügel von Connecticut und tauchten die Baumwipfel in goldenes Licht. Die gewundene Straße verschwand in einem Tunnel aus Ahorn, Pappeln und Eichen. Ivy hatte das Gefühl, zusammen mit Tristan unter Wasser zu tauchen. Die untergehende Sonne glitzerte herrlich über ihnen, während sie durch die Schlucht aus Blau, Purpur und Dunkelgrün glitten. Tristan schaltete die Scheinwerfer an.
    »Du kannst dir wirklich Zeit lassen«, sagte Ivy, »ich bin nicht mehr hungrig.«
    »Hab ich dir den Appetit verdorben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Vermutlich bin ich einfach satt vor Glück«, sagte sie leise.
    Der Wagen jagte die Straße hinunter und ging scharf in die Kurve.
    »Wir müssen uns wirklich nicht beeilen.«
    »Das ist komisch«, murmelte Tristan. »Ich frag mich, was das -« Plötzlich sah er zu seinen Füßen. »Das fühlt sich nicht...«
    »Fahr langsamer, ja? Es ist egal, wenn wir ein bisschen später - Vorsicht!« Ivy deutete nach vorn. »Tristan!«
    Etwas war aus dem Gebüsch auf die Straße gesprungen. Sie hatte nicht gleich erkannt, was es war, sondern nur eine schnelle Bewegung in der aufziehenden Dunkelheit wahrgenommen. Plötzlich blieb der Hirsch stehen. Er drehte den Kopf, seine Augen starrten in die hellen Scheinwerfer des Wagens.
    »Tristan!«,schrie sie.
    Er bremste. Sie rasten auf die glänzenden Augen zu.
    »Tristan, siehst du das nicht?«
    »Ivy, irgendwas -«
    »Ein Hirsch!«
    Er trat immer wieder auf die Bremse, die sich bis zum Boden durchtreten ließ, trotzdem wurde der Wagen nicht langsamer.
    Die Augen des Tieres funkelten. Plötzlich blitzte hinter dem Hirsch ein heller Lichtkegel auf und man sah nur noch seine Silhouette. Aus der anderen Richtung kam ein Auto. Sie waren von Bäumen eingeschlossen und konnten weder links noch rechts ausweichen.
    »Halt an!«, schrie sie.
    »Ich -«
    »Halt an, warum hältst du nicht an?«, flehte sie. »Tristan, halt an!«
    Mit der Kraft seiner Gedanken zwang er den Wagen zum

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