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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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war eben schon immer ein bisschen merkwürdig.
    Das Foto des Sunwalkers stammte dem Aussehen nach eindeutig aus dem neunzehnten Jahrhundert. Der Kleidungsstil verriet es mir. Allerdings starrte mir in diesem Fall kein x-beliebiges Gesicht eines längst Verstorbenen entgegen, sondern eine exakte Kopie von Jack.
    Mein Blick wanderte von dem Sunwalker auf dem Foto zurück zum Original. Nein, der Typ auf dem Bild sah nicht nur aus wie Jack, es war Jack … bis zu der kleinen Narbe am Kinn. Ich fragte mich, was einem Sunwalker wohl eine Narbe eintragen konnte. Hatten sie denn nicht dieselben Heilungskräfte wie Vampire? Oder hatte Jack die Narbe bereits vor seiner Verwandlung gehabt?
    Ich weiß, eigentlich hätte ich nicht sonderlich schockiert sein sollen. Immerhin habe ich es ständig mit Vampiren zu tun. Die Wahrheit ist allerdings, dass es Vampire selten schaffen, länger als ein Jahrhundert zu leben. Meistens werden sie lang vorher gejagt und getötet. Wirklich alte Vampire sind gelinde gesagt äußerst ungewöhnlich. Dieses Foto bezeugte, dass Jack mindestens an die zweihundert Jahre alt sein musste.
    Dann weckte noch ein weiteres Detail auf dem sepiafarbenen Bild meine Aufmerksamkeit. Um Jacks Hals hing an einer langen Kette ein Amulett – dasselbe Amulett, das mir Darroch vor ein paar Tagen ebenfalls auf einem Foto gezeigt hatte. Dieses angeblich vollkommen wertlose Ding, das ihm seiner Aussage nach der Sunwalker kürzlich gestohlen hatte.
    Doch hier war Jack mit dem Amulett auf einem Foto, das augenscheinlich vor über hundertfünfzig Jahren aufgenommen worden war.
    Klar, in hundertfünfzig Jahren kann eine ganze Menge passieren. Jack hätte das Amulett beim Kartenspielen verlieren oder es verkaufen können oder so. Aber irgendwie sagte mir jener sechste Sinn, der mir schon so oft den Arsch gerettet hatte, dass es nicht so war. Darroch hatte behauptet, das Amulett wäre schon seit Generationen im Besitz seiner Familie. Trotzdem sollte ich lieber sichergehen.
    »Hübsches Bild.« Ich reichte es ihm zurück. »Schon mal was von Photoshop gehört?«
    Er lächelte. »Ich dachte mir, dass du das sagen würdest.« Dann reichte er mir ein zweites Foto. Diesmal war es ein Polaroid. Ein ziemlich altes. So etwa aus den Siebzigerjahren. Jack lehnte an einem Hippiebus, komplett mit Schlaghose und einer lächerlichen, über und über mit Perlen bestickten Weste. Um den Hals trug er das Amulett.
    Ich sah zu Jack auf. Soviel ich weiß, kann man Polaroids nicht fälschen.
    Etwas an diesem Sunwalker, an Jack, brachte mich dazu, ihm zu glauben. Ihm zu vertrauen. Wahrscheinlich war das nicht nur verrückt, sondern auch sehr dumm, aber ein Teil von mir war wirklich überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Der andere Teil fragte sich allerdings, ob mein Vampirradar wohl einfach kaputt und ich schließlich doch noch auf einen bizarren Zaubertrick der Untoten hereingefallen war, von dem bisher nur noch niemand etwas gehört hatte.
    »Hör mal, ich möchte dir ja glauben. Wirklich, aber …« Ich sprach mit meiner strengsten Kabita-Stimme.
    »Was aber?« Sein Tonfall wurde bedrohlich laut und dieses Mal fuhr er sich so heftig durch die Haare, dass ich schon glaubte, er würde sie sich ausreißen. Stattdessen standen sie jedoch nur in alle Richtungen ab, als hätte er in eine Steckdose gefasst. Und verdammt noch mal, damit war er sogar noch heißer. Ich stöhnte.
    »Aber ich habe dich gerade erst kennengelernt. Bis vor Kurzem wusste ich nicht einmal, dass es Sunwalker wirklich gibt. Ich habe keine Ahnung, wer du bist oder was du bist, und nach allem, was ich weiß, könntest du mich genauso gut einfach mit einem Zauber belegt haben oder so.« Das klang zwar verrückt, aber ich würde nicht klein beigeben.
    »Was kann ich tun, damit du mir glaubst?« Er klang echt frustriert. Manchmal habe ich diese Wirkung auf andere. »Was willst du denn wissen?«
    »Zuerst mal … ähm … wann wurdest du … äh …?« Meine Stimme verlor sich. Ich hatte keine Ahnung, wie alt er eigentlich war, und irgendwie kam es mir unverschämt vor, so direkt danach zu fragen.
    »Verwandelt?«, hakte er leicht verärgert nach.
    »Genau, ja, verwandelt.«
    Er lächelte ein wenig. Anscheinend fand er mich recht erheiternd. »Kurz vor dem Zweiten Kreuzzug.«
    Ich blinzelte. »Zweiter Kreuzzug? Also, der der Kirche?«
    Er sah mich nur an.
    Meine Güte. Das bedeutete, dass er über neunhundert Jahre alt sein musste.
    »Die Kreuzzüge. Alles klar. Ich dachte, Sunwalker

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