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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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gestohlen hast.«
    Ich versuchte, ihm einen strengen Blick à la Kabita zu verpassen, aber es funktionierte nicht. Es war dieser Mund. Lieber Gott, was für ein Mund. Er weckte sehr ungezogene Gedanken in mir.
    Ich räusperte mich, setzte mich ein wenig aufrechter hin und versuchte mit aller Willenskraft, mich in meine professionelle Vampirjägeraura zu hüllen. Auch so ein Trick von Kabita. Leider kann sie das aber viel besser als ich.
    Er grinste mich einfach nur an, dieser Arsch, und sagte mit seiner verbotenen Stimme: »Erstens wollte ich sichergehen, dass du begreifst, wie schwierig es ist, mich zu töten.«
    »Gut. Klar. Hab ich verstanden. Und zweitens?«
    Endlich setzte er sich. »Zweitens habe nicht ich Darroch dieses Amulett gestohlen, sondern er mir.«
    Ich blinzelte. »Na sicher«, schnaubte ich. »Ganz bestimmt. Lass mich mal raten. Du hast es nämlich von deiner Großmutter geerbt.«
    Sein Blick verdüsterte sich. »Ein Freund hat es mir vor langer Zeit anvertraut.« An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. »Ich habe geschworen, es zu behüten. Ich habe versagt. Seit zwanzig Jahren jage ich diesen Darroch nun schon.«
    »Willst du mir etwa weismachen, dass es dir in zwanzig Jahren nicht gelungen ist, ihn zu finden? Und das Amulett zurückzubekommen?« Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Typ, ein Sunwalker, irgendetwas nicht hinbekam. Mein Kopf schwirrte vor Fragen. Und ehrlich gesagt hatten im Augenblick nur die wenigsten davon etwas mit dem Amulett zu tun. Sie drehten sich vielmehr um dieses attraktive Wesen da vor mir.
    Ich sog die Luft ein. Das starke Röstbohnenaroma brachte mich wieder etwas zur Besinnung. Ich nippte an meinem Milchkaffee, schloss die Finger um die dicke Tontasse und fühlte ihre Wärme in meinen Händen. An einer von ihnen trug ich einen Silberring, der etwas zu eng saß. Das alles fühlte sich irgendwie surreal an.
    »Darroch hat gewisse … Fähigkeiten«, erklärte Jack.
    »Fähigkeiten?«
    »Was das Fliehen angeht. Und das Verstecken. Irgendwie ist er mir immer zwei Schritte voraus. Bis jetzt.«
    Ich ließ mich tiefer in das bequeme Sofa sinken und umklammerte meine Kaffeetasse. »Dieses Amulett. Warum sollte mich Darroch anheuern und behaupten, du hättest es gestohlen, wenn er derjenige ist, der es hat?«
    »Das ist doch wohl offensichtlich.« Seine Stimme troff vor Verachtung und ich wusste nicht recht, ob sie mir oder Darroch galt.
    Okay, »offensichtlich«. Normalerweise war ich bei offensichtlichen Dingen gar nicht schlecht, aber leider schien sich mein Hirn gerade in Mus verwandelt zu haben.
    »Er will mich tot sehen.« Er sagte es vollkommen ausdruckslos. Keine Wut, keine Angst, nichts. Nur reine Fakten.
    »Und warum sollte er das wollen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Er befürchtet, dass ich mir das Amulett zurückhole. Nur ich stehe noch zwischen ihm und der grenzenlosen Macht.«
    »Grenzenlose Macht? Echt jetzt? Ein bisschen melodramatisch, oder?«
    Er schwieg und starrte mich zornig an, dann sprang er wieder auf und schritt energisch auf und ab. Erneut starrte die Barista ihn an. Er senkte die Stimme so weit, dass nur ich ihn hören konnte. »Außerdem will er vermutlich eine alte Rechnung begleichen. Mir das Amulett zu stehlen, reicht ihm nicht.« Er fuhr sich durch die Haare.
    Ich schüttelte den Kopf. Ganz egal welcher Spezies sie angehören, Männer haben einfach immer diesen Machoquatsch am Laufen. »Okay, gut, wie auch immer. Er will dich also tot sehen. Das beweist allerdings nicht, dass dieses Amulett dir gehört.«
    »Das hier aber vielleicht schon.« Er stürmte auf den Tisch zu und beugte sich weit darüber, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt war. Ich wusste nicht recht, ob ich ihm standhalten oder lieber abhauen sollte. Allerdings fühlte ich trotz allem das schier übermächtige Verlangen, ihm einen dicken, feuchten Kuss auf den Mund zu drücken.
    So wie es aussah, war ihm gerade ein ganz ähnlicher Gedanke gekommen. Oh Mann, ich steckte echt in der Tinte. Er schüttelte leicht den Kopf und klatschte eine Fotografie auf den verschrammten Holztisch.
    Ich kannte mich mit Fotografien aus dem neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert aus. Tatsächlich hatte ich sie als Kind gesammelt. Stundenlang konnte ich sie einfach nur anstarren und mir vorstellen, wie das Leben jener Menschen auf den Bildern wohl gewesen war, was für Abenteuer sie möglicherweise durchgestanden hatten. Was soll ich sagen? Ich

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