Kissed by Darkness
wären nur eine Legende.«
»Sehe ich für dich vielleicht aus wie eine Legende?«, knurrte er.
»Warum wissen wir Jäger dann nichts über dich?«
Er feixte. »Schon mal was von Falschinformation gehört?«
Punkt für ihn. »Also gut. Sagen wir mal, dass ich dir glaube. Das beweist aber immer noch nicht, dass dieses Amulett dir gehört oder dass Darroch es gestohlen hat.«
Am liebsten hätte er mich wohl erwürgt. Gut so. Immerhin machte er mir hier eine ganze Menge Ärger. Da war es wohl nur fair, wenn es ihm mit mir genauso ging.
»Du hast mein Wort darauf.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Das hat während der Kreuzzüge ja vielleicht gewirkt, aber das hier ist das einundzwanzigste Jahrhundert. Dein Wort bedeutet nicht besonders viel. Ich brauche Beweise.«
Jack kam mir so nahe, dass sich unsere Gesichter fast berührten. »Dann frag Darroch.«
»Keine Sorge, das werde ich.« Ich wollte wirklich nicht, dass er mitbekam, welche Wirkung seine Pheromone – oder was auch immer es war – auf mich hatten. »Okay, vergiss es einfach, ja? Ich bin echt müde und will jetzt nach Hause.« Und außerdem musste ich über diese ganze irre Geschichte nachdenken. Und Darroch mit dem Stand der Dinge konfrontieren.
Jack war noch immer nur Zentimeter von mir entfernt und starrte mir direkt in die Augen. Sein warmer Atem strich mir übers Gesicht. »Gut«, sagte er dann. »Ruf mich an, nachdem du mit Darroch gesprochen hast.«
»Alles klar. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
Dem Blick nach zu urteilen, den er mir verpasste, war es wirklich keine besonders gute Idee, ihn herauszufordern. »Tu das.« Dann wirbelte er herum und stürmte zur Tür.
»Ähm … entschuldige mal!«, rief ich ihm nach.
»Was denn?«, bellte er. Seine Meeraugen glommen hitzig. Dieser Mann, dieser Sunwalker, war zweifellos noch immer durch und durch der Krieger, der er einst vor neunhundert Jahren gewesen war.
»Wie genau kann ich dich denn erreichen? Im Telefonbuch stehst du ja wahrscheinlich nicht einfach unter Sunwalker .«
Er stapfte zurück zum Tisch und klatschte eine Visitenkarte darauf, bevor er wieder herumwirbelte und erneut die Tür ansteuerte. Ich warf einen Blick auf die Karte und machte große Augen. »Das soll ja wohl ein Scherz sein, oder?«, rief ich.
Er blieb stehen und wandte sich halb zu mir um.
»Du gibst Klavierunterricht?« Ich war mir ziemlich sicher, ihn erröten zu sehen, bevor er die Tür hinter sich zuknallte. Das Glöckchen darüber bimmelte noch eine ganze Weile hektisch hinter ihm her.
Ich spielte fröhlich grinsend mit der Karte. Klasse. Plötzlich fühlte ich mich wieder sehr selbstbewusst. Dieser große, abgebrühte Macho von einem Exkreuzritter-Sunwalker verdiente sein Geld damit, kleinen Kindern das Klavierspielen beizubringen. Manchmal ist das Leben einfach zu bizarr für Worte.
Kapitel sieben
Und manchmal ist das Leben einfach zum Kotzen. Und ich meine, so richtig.
Damals klang mein Plan absolut plausibel. Hereinstürmen. Die Wahrheit fordern. Bla, bla.
Leider läuft aber nicht immer alles so, wie ich es mir vorgestellt habe. Und dieses Mal lief es definitiv ganz anders.
Nachdem ich eine Nacht (oder besser einen Morgen) ausgeschlafen hatte, machte ich mich am folgenden Nachmittag auf zu Brent Darrochs Haus. Ich klopfte an – wirklich. Schön laut. Dann klingelte ich sogar. Nichts tat sich. Also ging ich um das Haus herum, spähte durch die Fenster und versuchte es an den anderen Türen. Nur für den Fall. Ich meine, es hätte ja auch sein können, dass er irgendwo lag und Hilfe brauchte oder so.
Sämtliche Türen waren verschlossen und die Vorhänge an den meisten Fenstern zugezogen. Und dann fand ich es. Ein kleines Fenster, hinter dem sich die Wäschekammer zu verbergen schien. Es stand einen Spaltbreit offen und ich konnte keine Alarmsensoren erkennen. Wahrscheinlich war das Fenster so klein, dass es irgendein Geizhals nicht als der Mühe wert erachtet hatte, es zu sichern. Ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich da durchpasste. Für Kabita kein Problem, aber ich habe Hüften. Hüften, die nicht dafür geschaffen sind, durch winzige Fenster gezwängt zu werden. Ich war also wirklich überrascht, dass es mir tatsächlich relativ mühelos gelang, in die Wäschekammer zu klettern.
Ich zog mich hinauf auf das Fenstersims und steckte die Beine durch das offene Fenster. Warum ich dabei den Bauch einzog, weiß ich auch nicht. Mein Bauch war schließlich nicht das Problem. Wie
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