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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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die letzten zehn Minuten seines Lebens voll auskosten.
    Jetzt muss er nur noch alle umbringen und mit Pauken und Trompeten untergehen.
    Er hebt die Dienstwaffe des Polizisten, eine SIG Sauer vom Kaliber .40, vom Boden auf und prüft das Magazin.
    Dreizehn Schuss.
    Luther geht in die Toilettenkabine zurück und schaut sich die Waffe des anderen toten Bullen an. Eine Neun-Millimeter-Beretta.
    Die SIG Sauer ist besser. Größere Mannstoppwirkung. Und mit der Linken kann er nicht schießen. Da ist es schon besser, er hat eine Hand für das Messer frei.
    Für die Kleinarbeit.

Lucy
    Die Ärzte hatten die Nähte an ihren Hauttransplantationen erneuert und ihr eine Bluttransfusion von einem Liter gegeben. Danach lag Lucy bequem in ihrem Zimmer.
    Da sie behauptet hatte, sich nicht an ihren Namen oder die Ereignisse vor ihrer Ankunft im Krankenhaus erinnern zu können, würde sich innerhalb der nächsten Stunde ein Psychologe um sie kümmern.
    Aber diesen Termin würde sie verpassen.
    Auf der Intensivstation lagen nämlich ein paar alte Bekannte, die sie unbedingt besuchen wollte.
    Sie kletterte aus dem Bett und humpelte in den Gang hinaus.
    Auf ihrem Stockwerk war es ruhig. Es erinnerte sie an das Gefängniskrankenhaus und an die Zeit mit D, nach der sie sich jetzt zurücksehnte, so seltsam das auch anmutete.
    Lucy ging den Flur hinunter und hielt auf die Aufzüge gegenüber der Schwesternstation zu.
    Da die Schwestern mit Papierkram beschäftigt waren, nahm niemand von ihr Notiz.
    Sie drückte auf den Nach-oben-Pfeil und wartete darauf, dass die Türen aufgingen.
    Als der Lift ankam, ging sie hinein und war froh, dass die Kabine leer war.
    Sie drückte auf den sechsten Stock, wo sich die Intensivstation befand. Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Flur und dann eine Männerstimme, die darum bat, mit dem Aufzug zu warten.
    »Zu spät«, sagte sie und drückte mit ihrem verkrüppelten Finger auf den Türe-schließen-Knopf.
    Kaum hatte sie den Aufzug verlassen, sah sie einen Polizisten in die Herrentoilette rennen. Sie blieb einen Moment stehen und fragte sich, was da wohl los war.
    Eine Minute später steckte ein Patient den Kopf heraus und stellte ein Hinweisschild vor die Tür.
    Wegen Reinigung geschlossen.
    Lucy hatte eine dumpfe Vorstellung, was da vor sich ging. Konnte sie wirklich so viel Glück haben?
    Ihre Ahnung wurde einen Moment später bestätigt, als der Patient allein aus der Herrentoilette spazierte.
    Sein Gesicht war zwar stark geschwollen, aber Lucy wusste, wer er war.
    Sie wusste es tief in ihren Knochen, die sie noch hatte.

Jack
    Die Tür ging auf und ich drehte mich um. Ich hatte mit Richie und Tony gerechnet, sah mich aber stattdessen einem Monster gegenüber.
    Mit seinem geschwollenen und entstellten Gesicht erkannte ich ihn nicht gleich. Aber die Augen verrieten ihn. Die Farbe hatte sich auf unerklärliche Weise von Schwarz in Hellblau verwandelt, aber die Intensität war noch dieselbe.
    In den schrecklichen Augenblicken, die wir miteinander geteilt hatten, hatten sie gelegentlich verspielt gewirkt, aber jetzt blitzte aus ihnen blanker Hass.
    Luther Kite trat über die Türschwelle in das Zimmer. Mit einer Hand zog er leise die Tür hinter sich zu, mit der anderen richtete er eine Pistole auf mich.
    Eine ganze Weile blieben wir beide still.
    Luther atmete schneller, wahrscheinlich von der Anstrengung, die es ihn gekostet hatte, an den beiden Polizisten vorbeizukommen. Ich schrie nach ihnen.
    »Hallo Jack. Auf Tony und Richie werden Sie vergebens warten.«
    »Wo ist meine Tochter?«
    »Sie werden sterben, ohne es jemals zu erfahren.«
    Er zuckte und ich erkannte den Blick. Sein beherrschtes Äußeres war verschwunden. Er sah aus wie jemand, der kurz vor dem Ausrasten steht.
    Ich hob beschwichtigend die Hände und versuchte, Zeit zu gewinnen. Wenn er die Polizisten draußen auf dem Flur getötethatte, würden bald Kollegen anrücken. »Sie brauchen mich, Luther. Sie wollen mich. Glauben Sie wirklich, dass ich …«
    »Ich bin mit Ihnen fertig, Jack. Wir hätten ein tolles Team abgeben können, aber Sie und Ihre Freunde haben alles kaputt gemacht. Ich würde Ihren Tod ja so gerne über mehrere Wochen in die Länge ziehen, aber wir müssen halt das Beste aus der kurzen Zeit machen, die uns noch bleibt.«
    Er zog ein Messer aus seiner Hosentasche.
    Ich überlegte fieberhaft. Wie alle Serienmörder, die ich kannte, war auch Luther ein maßloser Narzisst mit völlig übersteigertem Ego. Er hatte mich für

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